Power-Limousine made in the US

Cadillac CT4-V und CT5-V

Neuheit: Cadillac CT4-V und CT5-V

Was bei BMW das M, für Audi- beziehungsweise Mercedes-Fans die Kürzel RS und AMG sind, findet bei Cadillac sein Pendant im Buchstaben V. Dieser kennzeichnet bekanntlich die jeweiligen Topmodelle einer Baureihe – was gleichbedeutend ist mit einem großvolumigen V8 oder (im Falle des ATS-V) zumindest einem V6 samt Biturbo sowie Leistungen von 405 PS aufwärts. Entsprechend groß war die Vorfreude, als Cadillac für Ende Mai gleich zwei neue Ableger der V-Series ankündigte, den CT4-V, der auf dem gleichnamigen ATS-Erben basiert, sowie den CT5-V als kraftvollen Ableger des CTS-Nachfolgers.

Als es dann jedoch so weit war und Cadillac die beiden Neuen enthüllte, wurden die erwartungsvollen Fans regelrecht enttäuscht, denn bei der Leistungen steht keine vier, fünf oder gar sechs an erster Stelle: Die Limousinen müssen mit weitaus weniger Power auskommen, als wir es bisher von Fahrzeugen mit dem V am Heck gewohnt sind.

Turboaufladung bei beiden Motoren

Unter der Haube des CT5-V sitzt ein 3,0-Liter-V6 mit Biturbo und einer Leistung von 360 PS sowie 542 Nm, während im CT4-V sogar nur ein – von einem Lader zwangsbeatmeter – Reihenvierzylinder Dienst tut: Er generiert 325 PS und 500 Nm. Das bedeutet einen klaren Rückschritt gegenüber dem bisherigen CTS-V mit brachialem 649-PS-V8 und dem ATS-V mit 470 PS – so treten die Versionen eher als Pendant zu BMWs M Performance-, Audis S- oder Mercedes‘ AMG 43er-Ausführungen denn als Rivale zu den absoluten Topmodellen auf.

Ansprechende Technik-Ausstattung

Dennoch verfügen die Cadillacs natürlich über eine hervorragende technische Ausstattung: Die Kraftübertragung übernimmt eine 10-Gang-Automatik und auch ein elektronisches Sperrdifferential ist an Bord. Fahrwerksseitig besitzen beide eine McPherson-Vorder- und eine Fünflenker-Hinterachse. Alternativ zum serienmäßigen Hinterrad- gibt es optional Allradantrieb. Kurze Verzögerungswerte versprechen Brembo-Bremsanlagen mit Vier-Kolben-Sätteln rundum und vorne 340-Millimeter- (CT5-V) beziehungsweise 321-Millimeter- (CT4-V) und hinten 315-Millimeter-Scheiben. Davor drehen sich Leichtmetallräder, die bei der kleinere Limousine 8×18 Zoll und beim größeren Bruder 8,5×19 Zoll messen – bezogen mit 245/40 R19er respektive 235/40 R18er Reifen. Optisch sind die US-amerikanischen Neulinge auf Anhieb als Vertreter ihrer Zunft zu erkennen, insbesondere durch die aufrecht stehenden Rückleuchten und die Scheinwerfer mit markanten, senkrechten Tagfahrleuchten. Ferner gibt es V-typische Merkmale wie die Maschendraht-Kühlergrills. Die Innenräume sind hochwertig ausgestattet mit feinen Materialien wie Leder. Übrigens: Es besteht Hoffnung, dass die nun gezeigten Ausführungen nicht die endgültigen Spitzenversionen sind, sondern später noch standesgemäße, darüber angesiedelte Topmodelle kommen – jedenfalls hat Cadillac weitere V-Modelle in Aussicht gestellt und in der Community kursieren schon Gerüchte, dass dies in Sachen CT4 und CT5 noch nicht das Ende der Fahnenstange war. Ein Wermutstropfen bleibt aber so oder so bestehen: Ob und wann die Fahrzeuge offiziell nach Europa kommen ist nich klar, bisher sieht es nicht danach aus.

Jubiläum, Cadillac V-Series

15 Jahre V

2019 ist für die V-Series nicht nur das Jahr der Einführungen und Präsentation neuer Modelle wie auch des Oberklasse-Sportlers CT6-V (ursprünglich CT6 V-Sport genannt) mit 557 PS starkem Biturbo-V8. Zugleich feiern die Submarke Jubiläum: 15 Jahre sind vergangen seit Cadillac 2004 mit der ersten Generation des CTS-V dieses Labels ins Leben rief: Grund genug für einen Rückblick auf die Historie der dynamischsten Cadillac-Modelle.

Als der erste CTS-V auf den Markt kam, hatte der amerikanische Hersteller keinerlei Referenzen im Hinblick auf sportliche Power-Limousinen vorzuweisen. Entsprechend groß war der Druck und intensiv waren die Bemühungen, ein Fahrzeug auf die Räder zu stellen, das die Kunden begeistern würde. Den passenden Rahmen, um zu zeigen, in welche Richtung die Reise gehen sollte, bot der Nürburgring: Dort fand eine erste Fahrpräsentation des per 405 PS starkem Motor (zunächst 5,7-Liter-LS6, später 6,0-Liter-LS2) befeuerten und nur mit Sechsgang-Handschaltung erhältlichen CTS-V statt. Und tatsächlich konnte die Dynamik der Limousine die Presse und Fahrer überzeugen. Spätestens jetzt war wohl klar, dass es V-Ableger von weiteren Cadillac-Baureihen geben würde: So folgten 2006 der XLR-V auf Basis des großen Klappdach-Roadsters und SL-Konkurrenten sowie das Topmodell der größeren Limousine STS. Beide wurden durch einen V8 mit Kompressor angetrieben, der in dem Open-Air-Sportler etwa 449 PS und im STS-V sogar 476 PS generierte.

Während die letztgenannten Fahrzeuge bis 2009 in Produktion blieben, startete der Nachfolger des CTS-V auf Basis der zweiten Modellgeneration bereits 2008. Während erneut zunächst die klassische Limousine auf den Markt kam, baute Cadillac die Variantenvielfalt dieses Mal deutlich aus, sodass 2011 die V-Versionen auf Basis der nun erhältlichen Coupé- und der „Station Wagon“ genannten Kombi-Ausführung des CTS erschienen. Vor allem letzterer ist aufgrund der geringen Produktionszahl von nur 1.764 Stück schon heute ein gesuchtes Sammlerstück. Allen gemein war der kraftstrotzende Kompressor-V8, der mit jenem aus der damaligen Corvette C6 ZR1 verwandt war und 564 PS bereitstellte – damit erreichen der zweite CTS-V Höchstgeschwindigkeiten von um die 300 km/h. Zudem errang er auf der Nordschleife eine Zeit von unter sieben Minuten.

Obwohl schon die zweite Baureihe des CTS-V zu den stärksten Vertretern ihrer Klasse zählte, setzte Cadillac mit dem – wieder nur noch aus Limousine erhältlichen – Nachfolger ab 2016 nochmals einen drauf: Der Wagen wurde stärker für den Einsatz auf der Rennstrecke optimiert und besaß quasi den selben Antrieb wie die Corvette C7 Z06, den 6,2 Liter großen LT4-Kompressor-V8 mit 649 PS und 885 Nm. Dieser katapultiert die Limousine in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 und weiter auf bis zu 320 km/h! Doch abseits des CTS tat sich ebenfalls ab 2016 wieder etwas: Als Konkurrent für Mercedes-AMG C 63 und Co. startete der kleinere ATS-V, der bis vor Kurzem als Limousine und Coupé verfügbar. Von der zweitürigen Variante wie auch von CTS-V wurde im Herbst 2018 anlässlich des sich ankündigenden Jubiläums das exklusiv ausgestattete Sondermodell „Pedestal Edition“ vorgestellt. Wir freuen uns schon auf die nächsten 15 Jahre V-Series, denn dass es dazu kommen wird, ist nicht zuletzt angesichts der neuen Modelle CT4-V, CT5-V und CT6-V sowie die weiteren angekündigten Ableger ganz offensichtlich gesichert …