Der RE-NN 1303: Turbo-Käfer mit 360 PS

 VW 1303 Turbo by Turboboxer

Absolutes Käfer-Highlight unseres WOB Klassik Days im Stöffel-Park war zweifellos der hier abgebildete 1303 von Mark Denkhaus. Sein auf die Spitze getriebenes Technik-Konzept sowie dessen handwerklich und optisch perfekte Umsetzung nötigen selbst eingefleischten Originalitäts-Liebhabern Respekt ab – und das, obwohl der 1303 mit seinem 1973 vom Band gelaufenen Basisfahrzeug praktisch nur noch die kugelige Karosserieform und die Boxeranordnung seines Vierzylinders gemein hat.

Der heute 39-jährige Automobilkaufmann aus Ennepetal erwarb das Fahrzeug anno 2001 als sein erstes eigenes Auto im Alter von nur 18 Jahren. Seither ist der Käfer einer stetigen Evolution unterworfen, die nach einem kompletten Neuaufbau zwischen 2018 und 2022 in seinem heutigen Zustand als radikaler Clubsport-Renner gipfelte.
Zur Seite standen Mark Denkhaus beim jüngsten Komplettumbau Karl-Heinz Lange hinsichtlich der Karosserie und der allgemeinen Technik sowie, den aufgeladenen Typ 4-Motor betreffend, Armin Klein von Turboboxer.

Beginnen wir doch auch gleich mit dem dort komplett neu aufgebauten Aggregat im Käfer-Heck: Dessen Hubraum nimmt sich mit „nur“ 2,2 Litern gegenüber anderen Performance-Käfern regelrecht zurückhaltend aus, dies macht der Motor mit seiner Turboaufladung und seiner penibel abgestimmten DTA/Jenvey-Einspritzanlage allerdings locker wieder wett: Wenn der Turbonetics T04E-Lader in Kombination mit einem Ladeluftkühler und einer Wasser/Methanol-Einspritzung loslegt, dann bittet eine speziell konstruierte Turbo-Nockenwelle die Ventile in ihren AMC-Köpfen zum rasanten Tanz. Der Brennstoff wird in einer ATL-Kunststoff-Sicherheitstankzelle mitgeführt, welche auch gleich über eine innenliegende Benzinpumpe verfügt. Die im gesamten Fahrzeug verbauten Dash-Anschlüsse sorgen nicht nur für bombensichere Verbindungen, sondern sehen mit ihrer Eloxierung in Blau und Rot auch noch unverschämt gut aus. Und was kommt dabei unterm Strich heraus? Satte 360 PS und ein wuchtiges Drehmoment von 500 Nm weist das Datenblatt aus! Angesichts eines fahrfertigen Gesamtgewichts von 890 kg ergibt sich ein Leistungsgewicht von nur 2,47 kg/PS. Zum Vergleich: Die neue „Track-Wunderwaffe“ Porsche 992 GT3 RS schleppt 2,90 kg/PS mit sich herum.
Die grüne Plakette in der gekrümmten 1303-Windschutzscheibe ist übrigens kein Gag: Dank der Integration eines G-Kats in die von Turboboxer sonderangefertigte 3-Zoll-Auspuffanlage erfüllt der Rennkäfer, welcher übrigens standesgemäß das amtliche Kennzeichen „RE-NN 1303“ trägt, ganz offiziell die Euro 1-Abgasnorm.

An die Hinterachse transferiert wird die Turbo-Power via eines von Holger Siebert unter Berücksichtigung der auftretenden Belastungen konstruierten 4-Gang-Schaltgetriebes mit Rhino-Case und Weddle-Gears, dessen Endübersetzung eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 240 km/h zulässt. Angebunden wurde das Heavy Duty-Getriebe mittels einer hydraulisch betätigten Kupplung.
Track-tauglich fällt selbstverständlich auch die von MBT komponierte und von Rennfeder abgestimmte Fahrwerkstechnik aus: An der Vorderachse treffen die Kerscher-Gewindefederbeine mit Doppelfeder-System und härteverstellbaren Koni Gelb-Dämpfern auf Eigenbau-Domtöpfe, geänderte Traggelenke, einen verstärkten Stabilisator sowie eine Wiechers-Domstrebe. Beim Gewindefahrwerk der Hinterachse kombiniert eine Unibal-Aufhängung von MBT (ohne Drehstäbe) ein 2-Feder-System mit Ausgleichsbehältern mit einer Cup-Strebe. Alle Achsteile wurden – wie übrigens auch der komplette Unterboden – säuberlich in Schwarz lackiert oder gepulvert. Darüber hinaus bestehen übrigens ALLE Schrauben dieses Autos aus Edelstahl, Aluminium oder gar Titan.


Event-Higlight am zweiten Mai-Sonntag: WOB Klassik Day „Season Open“, am 14. Mai 2023 im legendären Stöffel Park im Westerwald. Tickets gibt es unter www.tuning-couture.de


Und wie verpackt man so viel High Performance-Technik? Ziemlich dezent! Grelle Farben und ins Auge stechende Rennsport-Beklebungen sind dem RE-NN 1303 fremd. Seine im Zuge eines vollständigen Neuaufbaus allerorts verstärkte und ohne Zierleisten auskommende Karosserie ist vielmehr in neutralen Grigio Telesto Perleffekt-Lack gehüllt, was nicht nur italienisch klingt, sondern auch tatsächlich aus der Lamborghini-Farbkarte stammt. Zu diesem Ton kontrastieren unzählige Carbon-Parts, die weitenteils aus der Werkstatt von Verbundfaser-Guru Lutz Bonhage stammen. Im charakteristischen Köper-Faserlayout schimmern so die Fronthaube, der Heckdeckel, der Heckspoiler, die Trittbretter sowie die Stoßstangen samt Haltern an Bug und Heck. Sogar die LED-Scheinwerfer sind mit Carbon umringt. Knapp über der Fahrbahn schnüffelt der Kamei-Frontspoiler.
Rundum erhielt der Käfer zudem innenverbreiterte GFK-Kotflügel – vorne von Kerscher und hinten von CSP, welche Platz für die Rad/Reifen-Kombinationen schaffen. Derer trägt der RE-NN 1303 auf unseren Fotos gleich zwei verschiedene zur Schau, welche Mark je nach Einsatzzweck natürlich wechselweise montiert: Für Track-Einsätze kommen so zumeist die komplett glanzschwarzen BBS E87-Dreiteiler in 8×17 und 9×17 Zoll mit Nankang AR-1-Semislicks der Dimensionen 205/40R17 und 215/40R17 zum Einsatz, während für Fahrten auf der Straße alternativ die ebenfalls mehrteiligen etabeta Turbo in 8×17 und 9×17 Zoll mit Sternen in Wagenfarbe und auf Hochglanz polierten Edelstahl-Betten samt Nankang-Bereifung in 195/40R17 und 225/35R17 an den Achsen verschraubt werden können.
Hinter den Sternen aller Räder leuchten in kräftigem Rot die Festkolben-Sättel vom Porsche 996 stammender Bremsanlagen, die mit MBT-Adapter montiert wurden und 318 sowie 299 Millimeter durchmessende, gelochte Scheiben in die Zange nehmen. Die Bremsbalance lässt sich via eines Waagebalkens zwischen den Achsen justieren. Während eine hydraulische Fly-Off-Handbremse zudem für Spaß in besonders engen Kehren bürgt, lassen sich die Vorderräder via eines Line Locks blockieren: Praktisch für Burnouts im Startbereich von ¼-Meilen-Rennen, bei welchen Mark mit seinem Käfer zuweilen ebenso an den Start geht wie bei Trackdays à la Aircooled Race Weekend.

Ein Traum für Performance-affine Lufti-Freunde ist last but not least zweifellos das Cockpit des Turbo-Käfers. Inmitten säuberlich in Wagenfarbe und Schwarz lackierten Blechs und überspannt von einem Wiechers-Überrollbügel platzierte Mark hier einen einzelnen Recaro Pole Position-Sitz mit Carbon-Schale und Echtleder-Bezug, in welcher er sich mit einem breiten roten OMP-4-Punkt-Gurt verzurrt. Beledert wurde auch das Armaturenbrett über dessen gesamte Breite sich eine Carbon-Leiste zieht. Zwar könnte man in einem solchen Hightech-Renner ein volldigitales Multifunktionsinstrument vermuten, jedoch steht Mark augenscheinlich eher auf klassisch-analoge Armaturen. So bliebt es beim zentralen Tachometer, dessen Skalierung allerdings bis 240 km/h reicht. Ergänzend kamen ein großer Autometer-Drehzahlmesser mit Shift-Light und Carbon-Cover sowie eine ganze Reihe von Zusatzinstrumenten (Ladedruck, Öldruck, Öltemperatur, Lamba) an Bord. Für die rechte Hand nur wenige Zentimeter vom geschüsselten MOMO Ultra-Lenkrad entfernt sitzt ein Schaltknauf aus gleicher Serie on top eines hoch aufragenden CAE-Shifters. Im Tiefgeschoss installierte Mark eine CNC-gefräste Alu-Pedalerie.

Weitere Informationen zum Turbomotor gibt es bei:

Turboboxer
Armin Klein
Feldstr. 26
89233 Neu-Ulm
Tel.: 0731 / 711 04 16
E-Mail: mail@turboboxer.de
www.turboboxer.de

Technical Facts

VW 1303

Baujahr: 1973

Karosserie: kompletter Neuaufbau mit Verstärkungen, Carbon-Fronthaube, Carbon-Heckdeckel, Carbon-Heckspoiler, Carbon-Trittbretter, Carbon-Stoßstangen, Carbon-Stoßstangenhalter, Carbon-Lampenringe um LED-Scheinwerfer, vorne Kerscher-GFK-Kotflügel um zwei cm innenverbreitert, hinten CSP-Kotflügel um vier cm innenverbreitert, Einarmwischer, Kamei-Frontspoiler, Zierleisten entfernt, Typ 3-Außenspiegel, kein Beifahreraußenspiegel, Motorabschlussblech gelocht, Lackierung in Grigio Telesto Perleffekt (Lamborghini), Unterboden in Glanzschwarz

Motor: Neuaufbau von Turboboxer / Armin Klein, 2,2-Liter-Typ 4-Motor, 94,5-mm-Schmiedekolben, OEM-Kurbelwelle 78 mm, AMC-Zylinderköpfe, Turbo-Nockenwelle, Turbonetics T04E-Turbolader, DTA/Jenvey-Einspritzanlage, Porsche-Gebläse, Ladeluftkühler, Wasser/Methanol-Einspritzung, G-Kat (grüne Plakette), 3-Zoll-Abgasanlage von Armin Klein, Front-Ölkühler, eloxierte Dash-Anschlüsse, ATL-Kunststoff-Sicherheitstankzelle mit innenliegender Benzinpumpe, 500 Nm / 360 PS

Kraftübertragung: 4-Gang-Schaltgetriebe mit Rhino Case, Weddle Gears, hydraulische Kupplung

Fahrwerk: VA Kerscher-Gewindefahrwerk (2-Feder-System mit härteverstellbaren Koni Gelb-Dämpfern), verstärkter Stabi, geänderte Traggelenke, Eigenbau-Domtöpfe, Wiechers-Domstrebe / HA Gewindefahrwerk (2-Feder-System mit Ausgleichsbehälter), Cup-Strebe, Unibal-Aufhängung von MBT ohne Drehstäbe, alle Achsteile in Schwarz gepulvert oder lackiert

Rad/Reifen: links etabeta Turbo-Felgen in 8×17 und 9×17 Zoll (Sterne in Wagenfarbe, Betten hochglanzpoliert) mit Nankang-Bereifung in 195/40R17 und 225/35R17 / rechts BBS E87-Felgen in 8×17 und 9×17 Zoll (Sterne und Betten in Glanzschwarz) mit Nankang AR-1-Semislicks in 205/40R17 und 215/40R17

Bremsen: Porsche 996-Bremsanlagen, VA 318 mm / 299 mm, MBT-Adaptierung, hydraulische Fly-Off-Handbremse, Line Lock an VA, Waagebalkenbremse

Innenraum: Recaro Pole Position-Schalensitz in Carbon/Echtleder, OMP-4-Punkt-Gurt, Wiechers-Überrollbügel, Kunstleder-Dachhimmel, Armaturenbrett mit Leder bezogen, Carbon-Armaturenbrettleiste, diverse Carbon-Verkleidungen (Eigenbau), Tacho bis 240 km/h, Autometer-Drehzahlmesser mit Carbon-Cover, Zusatzinstrumente (Ladedruck, Öldruck, Öltemperatur), CAE-Shifter mit MOMO Ultra-Schaltknauf, MOMO Ultra-Lenkrad, CNC-gefräste Alu-Pedalerie, elektrisches Frischluft-Gebläse ohne Heizung, Napoleonhüte beidseitig entfernt, Light Blox-Leichtbau-Batterie