Vauxhall VXR8 GTS: Hochleistungs-Exot

Vauxhall VXR8 GTS Sportlimousine Tuning V8 LSA-Motor Kompressor Leistungssteigerung Tieferlegung

Ausnahmeerscheinung mit 790 PS

„Was ist das denn für ein Auto?“ Mit dieser Frage muss sich Marcus Schneeweiß aus dem bei Leipzig gelegenen Schkeuditz regelmäßig an Tankstellen oder anderenorts abgeben, wo er mit seiner weißen Power-Limousine auftaucht. Doch er hat es nicht anders gewollt – schließlich ist sein Wagen hierzulande tatsächlich der einzige seiner Art: Es handelt sich um einen VXR8 GTS aus dem Hause Vauxhall. Während die Opel-Tochtermarke in Großbritannien bekanntlich eigentlich die auf dem europäischen Festland unter dem Label der Rüsselsheimer Herstellers angebotenen Modelle vermarktet, gab es zwischen 2005 und 2017 zusätzlich noch ein exklusives Sportmodell, um welches die Briten wohl vielen Kontinentaleuropäer beneideten: zunächst war dies der Monaro VXR, dann ab 2007 in zwei Generationen eben jener VXR8 respektive VXR8 GTS.

Vauxhall importierte sie jeweils aus Australien, es handelte sich um umgelabelte Versionen von zunächst dem GTO, danach dem Clubsport sowie zuletzt dem GTS, allesamt gebaut von Holden Special Vehicles, kurz HSV, dem Haustuner des australischen Herstellers Holden. Während diese Marken weiter fortbestehen, wurde die Entwicklung eigener Modelle und Produktion Down Under 2017 eingestellt. Somit starben auch die Vauxhall- sowie die in den USA angebotenen Chevrolet-Derivate aus. So weit, so gut, das zunächst zum Hintergrund. Doch wie kam es dazu, dass Marcus den Vauxhall nach Deutschland holte?

Nun ja: Als KFZ-Technikermeister bei einem Autohaus, das unter anderem Opel-Fahrzeuge verkauft, war seine Zuneigung zu der Marke vorprogrammiert. Und da er zudem auf leistungsstarke und schnelle Autos steht, besaß er folgerichtig zunächst mehrere OPCs. Diese waren ihm dann jedoch irgendwann zu gewöhnlich und mit höchstens 325 PS, generiert aus maximal sechs Zylindern im Insignia, vermutlich auch nicht mehr kraftvoll genug. Und so schielte der heute 39-jährige schon vor einigen Jahren erstmals nach Großbritannien, wohlwissend, dass die dortige Tochter Vauxhall ein ganz besonderes Schmankerl im Portfolio hatte – mit großvolumigen GM-V8-Aggregaten und mehr als 400 PS. Denn tatsächlich ist sein heutiger, hier gezeigter GTS bereits der zweite VXR8, den Marcus sich quasi in Eigenregie importierte: Von 2014 bis 2018 hatte er nämlich schon das Vorgängermodell besessen. Doch selbst dieser konnte seinen Leistungshunger nach ein paar Jahren nicht mehr stillen, sodass er sich schon ab Mitte 2017 auf die Suche nach einem Exemplar der GTS-Version des Nachfolgers machte – keine leichte Aufgabe, schließlich wurde diese nur etwa 75-mal abgesetzt.

Absoluter Exot: der einzige VTR8 GTS in Deutschland

Doch schlussendlich fand er Mitte 2018 ein passendes Fahrzeug, das sein Eigen werden sollte. Es lag zwar preislich leicht über seinem ursprünglich angedachten maximalen Budget, hatte dafür aber schon im Auftrag des Vorbesitzers ein umfangreiches Motor-Upgrade bekommen. Und so generierte der aus dem GM-Regal stammende, bereits ab Werk 585 PS starke LSA-Small Block-Achtzylinder mit 6,2 Litern Hubraum und Kompressor-Aufladung seinerzeit schon ungefähr 790 PS und ein Drehmoment von bis zu 1.020 Nm. Verantwortlich für dieses satte Plus zeichnet ein Stage 4-Umbau aus dem Hause Walkinshaw Performance. Diese Firma wiederum gründete der ehemaligen schottischen Unternehmer und Rennfahrer Tom Walkinshaw, ist neben Holden der zweite Inhaber von HSV und damit für den Import von Ersatz- und Zubehörteilen sowie ehemals der Fahrzeuge aus Australien verantwortlich. Das Motor-Upgrade umfasst nicht nur eine Custom-Softwareoptimierung, sondern darüber hinaus zahlreiche Hardware-Anpassungen: So erhielt der aufgeladenen V8 beispielsweise ein Nockenwellen-Kit, eine Overdrive-Riemenscheibean der Kurbelwelle, Hochleistungs-Einspritzdüsen, eine neue Kompressor-Antriebsscheibe, ein 160-Grad-Thermostat, ein leistungsfähigeres Air Intake-System sowie neue Zündkerzen und -kabel. Zur Abgasentsorgung kommen keramikbeschichtete Fächerkrümmer samt zugehöriger Katalysatoren sowie eine 3-Zoll-Abgasanlage mit elektronisch geregelter Klappe und X-Pipe hinzu.

Nach der Übernahme installierte Marcus seinerseits zudem geänderte Auslassventile, einen Booster für die Kraftstoffpumpe, einen zusätzlichen Kühlmittelbehälter sowie Thermal Reduction Plates und Blower Spacer Plates. Während erstere den Abstand zwischen Zylinderkopf und Kompressor um einen Zentimeter erhöhen, sind letztere Dichtungen, welche eine erhöhte Luftzufuhr für den Kompressor bewirken. Durch die Verfeinerungen will Marcus die Haltbarkeit des Aggregats verbessern und die Power seiner Sportlimousine mit einer von eine australischen Spezialisten entwickelten neuen Software, die schon bald aufgespielt werden soll, sogar noch weiter auf 850 PS anheben. Nichtsdestotrotz im Serienzustand erhalten blieben bisher das manuelle Sechsgang-Getriebe, die ohnehin schon sehr standfeste Bremse mit vorne 390 und hinten 372 Millimeter durchmessenden, gelochten Scheiben sowie weitestgehend das Magnetic Ride-Fahrwerk, welches lediglich für eine Tieferlegung um etwa drei Zentimeter mit King Springs-Federn aufgewertet ist.

Topsportler: knapp 800 PS schon jetzt, 850 PS in Planung

Ebenfalls quasi unverändert erhalten blieb die Optik des Vauxhalls. Wobei jedoch auf der Hand liegen dürfte, dass Anpassungen an dieser Stelle ohnehin verzichtbar sind: Zum einen trägt der VXR8 GTS bereits ab Werk einen dynamisch gestylten Bodykit samt großem Heckspoiler, zum anderen erregt er hierzulande als Einziger seiner Art sowieso garantiert Aufsehen, egal wo er aufschlägt. Dabei kokettiert Marcus ganz offensichtlich mit der Unwissenheit der meisten Betrachter, umrahmte er doch die Heckleuchten mit schwarz-weißer Folie im Stile derer, die sonst bei Erlkönigen zum Einsatz kommen. Ergänzend hatte er zeitweise sogar alle Vauxhall-Logos und Modellschriftzüge abgeklebt – dies war jedoch bei unserem Shooting nicht mehr der Fall. Selbst in den Radkästen sitzen noch die OEM-Schmiederäder in 8,5×20 und 9,5×20 Zoll mit 255/35er und 275/35er Bereifung, welche dank ihres mattschwarzen Finishs einen starken Kontrast zu der Karosserie-Lackierung in Heron White bilden.
Genauso wenig Neues lässt sich last but not least über den Innenraum berichten: Auch hier verblieb alles im Serienzustand, der bereits mit hochwertigen Materialien wie Leder, Alcantara und Carbon sowie Ausstattungsmerkmalen à la Sportsitzen und Zusatzanzeigen vor dem Schalthebel gefällt. Und, dass der Wagen rechtsgelenkt ist, versteht sich wohl von selbst – ganz so, wie es sich für ein britisches respektive australisches Fahrzeug eben gehört …

 

Technical Facts

Fahrzeugtyp: Vauxhall VXR8 GTS

Baujahr: 2015

Motor: V8-LSA-Ottomotor mit Kompressor-Aufladung (1,9-L-Eaton-Roots-Kompressor), Walkinshaw-Stage 4-Leistungssteigerung bestehend aus Walkinshaw Performance-Nockenwellen-Kit mit ARP-Nockenwellenrad-Bolzen, Overdrive-Riemenscheibe mit ARP-Bolzen, Hochleistungs-Einspritzdüsen, neuer Kompressor-Antriebsscheibe samt Riemen, 160-Grad-Thermostat, Walkinshaw Performance-Air Intake-System, 10-mm-Magnecor-Zündkabeln, Zündkerzen mit niedrigerem Wärmewert, keramikbeschichteten Katalysatoren und 1 7/8-Zoll-Fächerkrümmern sowie Walkinshaw Performance-Custom-Softwareoptimierung, geänderte Auslassventile, Kraftstoffpumpen-Booster von Lingenfelter, Thermal Reduction Plates und Spacer Plates von FI Interchillers, Zusatz-Kühlwassertank (121 Liter) zur Kompressor-Kühlung, elektronisch gesteuerte 3-Zoll-Klappenabgasanlage von Walkinshaw Performance samt X-Pipe, (Softwareoptimierung für Leistungssteigerung auf 850 PS in Vorbereitung)

Hubraum: 6.162 ccm

Leistung: 581 kW / 790 PS

max. Drehmoment: 1.020 Nm

Vmax: ca. 330 km/h

Kraftübertragung: 6-Gang-Handschaltgetriebe

Fahrwerk: originales MRC-Fahrwerk (Magnetic Ride Control), 30 mm Tieferlegung per King Springs

Rad/Reifen: OEM-Schmiederäder in 8,5×20 Zoll und 9,5×20 Zoll mit Continental-Bereifung in 255/35 R20 und 275/35 R20

Bremsen: OEM-Bremsanlage mit zweiteiligen, gelochten Scheiben (VA 390 mm, HA 372 mm)

Karosserie: Scheinwerfer unter Zuhilfenahme von Pendants des Schwestermodells Chevrolet SS auf Linksverkehr umgerüstet, Lackierung in Weiß (Heron White), schwarz-weiße Tarnfolierung um die Rückleuchten, Scheiben getönt