Advance Design-Truck als USA-Souvenir

Chevrolet 3100 Stepside

Manchmal muss man über den Tellerrand hinausblicken, um seine wirklich Passion zu entdecken: So waren seine USA-Reisen in den Jahren 2008 und 2009 entlang der Westküste über den Highway 1 von San Diego nach San Francisco etwa für Matthias Fischer so eindrucksvoll, dass der Petrolhead beschloss, sich sein ganz persönliches Stück des kalifornischen Traums nach Hause ins rheinland-pfälzische Wörth am Rhein zu holen. Gesagt, getan: Im März 2010 landete sein frisch importierter 1956er Chevrolet 3100 Stepside in Rotterdam an. Seither ist der historische „Halbtonner“-Truck naturgemäß stetigen Erhaltungsmaßnahmen unterworfen, welche jüngst in einer kompletten Frame-Off-Restaurierung bei MKO gipfelten.

Doch … der Reihe nach: Nachdem Matthias‘ Nachkriegs-Chevy aus der Familie der Advance Design-Trucks im Sommer 2010 seine deutsche Zulassung als historisches Fahrzeug erhalten hatte, führte ihn seine erste Fahrt ersteinmal standesgemäß von Wörth am Rhein in die Westernstadt Pullmann City, gelegen am Rande des Bayerischen Waldes. Rund fünf Jahre war Matthias in der Folge recht sorglos mit dem kultigen Nutzfahrzeug unterwegs, bis nach einem plötzlichen kapitalen Motorschaden auf einem Treffen ein Neuaufbau des 350 cui-Small Blocks auf der ToDo-Liste stand. Nachdem sich MKO, beheimatet in Wörth an der Isar, welches trotz der Namensgleichheit nicht mit Matthias‘ Heimatstadt Wörth am Rhein verwechselt werden sollte und von dieser knapp 400 Kilometer entfernt liegt, zuvor schon bei kleineren Arbeiten als kompetente und vertrauenswürdige Werkstatt bewiesen hatte, legte Matthias auch diese Aufgabe in die Hände der bayerischen Spezialisten. Im Zuge des V8-Neuaufbaus hielt auch ein Alu-Kühler samt elektrischer Lüfter Einzug in den Motorraum; zudem wurde ein Umbau auf Serpentinen-Flachriemen vorgenommen.

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2017: Interieur-Renovierung

2017 dann spendierte Matthias dem zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 60 Jahre alten Chevy-Interieur eine umfassende Renovierung: Neben der Sitzbank wurden im Zuge derer auch die Türverkleidungen und Teppiche neu angefertigt. Die Möblierung präsentiert sich nun in schwarzem Vinyl, die Sitz- und Rückenlehnenflächen bestehen aus hautfreundlicherem, performiertem Leder. Auf den Originalzustand zurückgebaut wurde hingegen glücklicherweise wieder das Cockpit, welches ein Vorbesitzer zwischenzeitlich mit einem Digital-Display „verschandelt“ hatte.
Als Schaltknauf zieht ein grinsender Devil die Blicke auf sich. Für sommers wie winters angenehme Temperaturen in der Fahrgastzelle des Pick-ups sorgen Heizung und Klima von Vintage Air, während ein Retro Sound-Radio sich um die Bordunterhaltung kümmert.

Neuer Rahmen von MKO

Im September vergangenen Jahres kam dann der Hammer: ein Riss im Rahmen! Matthias stand vor der Entscheidung, die Schwachstelle in Patchwork-Manier zu flicken oder das tragende Fundament komplett zu erneuern. Nach ausführlichen Beratungen mit MKO entschied er sich, dort einen gänzlich neuen Rahmen nach den Original-Abmessungen anfertigen und eine volle Frame-Off-Restaurierung vornehmen zu lassen. In aufwändiger Handarbeit bauten die MKO-Techniker aus Rechteckprofilrohren einen neuen Rahmen auf, welcher anschließend feuerverzinkt, schwarz pulverbeschichtet und innen mit Hohlraumkonsevierung ausgespritzt wurde. Dann wurde der Oldtimer komplett zerlegt und auf dem neuen Rahmen wieder neu aufgebaut. Diese Gelegenheit nutzte man auch gleich zur Installation einiger Technik-Upgrades, die den Chevy einfacher und sicherer fahrbar machen. So wurde die alte 1-Kreis-Bremsanlage durch ein 2-Kreis-System mit Bremskraftregler ersetzt, welcher den Bremsdruck auf die Scheiben der Lenk- und die Trommeln der Antriebsachse verteilt. Einen Bremskraftverstärker gibt es nicht, sodass schon ordentlich aufs Pedal getrampelt werden muss, um die 1.700 Kilogramm schwere Fuhre zu verzögern.
Bereits bei seiner Überfahrt aus den USA war der Chevy mit einer Dropped Front Axle von CPP sowie einer 9-Zoll-Hinterachse von Ford ausgerüstet gewesen, im Zuge des Neuaufbaus erhielten seine Blattfedern zusätzlichen Support von Gasdruck-Stoßdämpfern. Auf den in Wagenfarbe lackierten Stahlfelgen sind BF Goodrich Whitewall-Gummis in 215/70R15 und 255/70R15 aufgezogen.

Keinerlei Karosseriearbeiten

Die rund 300 Pferdestärken des 5,7-Liter-Achtenders machen nun akustisch durch eine von MKO aus Edelstahl angefertigte 2,5-Zoll-Abgasanlage mit Sanderson-Krümmern, Cherry Bombs und Powersprint-Endschalldämpfer auf sich aufmerksam. Selbstverständlich wurde der gesamte Umbau durch den TÜV abgesegnet und ordnungsgemäß in die Fahrzeugpapiere eingetragen.
Kein Wort haben wir bis hierher übrigens über Schweiß-, Spachtel- und Lackierarbeiten verloren. Aus gutem Grund. Denn: Es gab sie nicht. Sämtlich Karosserieteile – und das ist angesichts des hervorragenden Zustands geradzu unglaublich – sind original erhalten, selbst der knallrote Lack, welcher vor 20 Jahren in den USA einmal neu aufgebracht wurde, wurde nur einmal frisch aufpoliert. Dazu erhielten die Türen des Chevy praktischere One piece windows, welche sich elektrisch betätigen lassen.

Technical Facts

Chevrolet 3100 Stepside

Baujahr: 1956

Karosserie: frisch poliert, Türen mit One piece windows

Motor: 350 cui-(5,7 Liter)-Small Block-V8, 2,5-Zoll-Edelstahl-Abgasanlage mit Sanderson-Krümmern, Cherry Bombs und Powersprint-Endschalldämpfer, ca. 300 PS

Kraftübertragung: TH 350-3-Gang-Automatik

Fahrwerk: VA Dropped Front Axle von CPP, 9-Zoll-Hinterachse von Ford, originale Blattfedern mit Gasdruck-Stoßdämpfern unterstützt, Servolenkung

Rad/Reifen: BF Goodrich Whitewall-Bereifung in 215/70R15 und 255/70R15

Bremsen: 2-Kreis-Bremsanlage mit Bremskraftregler, VA Scheibenbremsen, HA Trommelbremsen

Innenraum: Interieur in schwarzem Vinyl mit performiertem Leder auf Sitzflächen und Rückenlehnen, originales 1956er Lenkrad, Heizung und Klima von Vintage Air, Retro Sound-Radio