463 PS im Ur-Focus RS

463 PS im Ur-Focus RS

Heiße Kompaktklasse-Renner, welche unter anderem auch als Homologationsmodelle für den Motorsport dienten, haben im Hause Ford eine große Tradition. Schließlich feiert das „Werkstuning“-Label RS in diesem Jahr bereits seinen 50. Geburtstag. Highlights aus dem halben Jahrhundert sind beispielsweise der „Hundeknochen“-Escort RS2000 der 1970er Jahre, der wild „geflügelte“ Escort RS Cosworth der frühen 1990er und ganz sicher auch die erste Generation des Focus RS.

Diese Ur-Version wurde im Oktober 2002 präsentiert und zeigte mit ihrem werksseitig 215 PS starken 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder und Frontantrieb ihrem Zeitgenossen aus dem VW-Stall, dem von einem nominell 26 PS stärkeren 3,2-Liter-Sauger-VR6 angetriebenen und mit Allradantrieb an den Start gehenden Golf IV R32, im direkten Vergleich locker die kantigen Rücklichter.

Nr. 4.206 von 4.501

Die Performance-Tuner von Car Solution Performance Parts, kurz CSPP, aus dem linksrheinischen Nörvenich wählten einen solchen Focus RS als Basis ihres hier abgebildeten Projektfahrzeugs. Eine Plakette auf der Carbon-Mittelkonsole weist das Fahrzeug als Nummer 4.206 der auf 4.501 Exemplare limitierten Auflage aus, die übrigens komplett in tiefgründigem Imperial Blau (auch Ford Racing Blue genannt) lackiert wurde.
Gegenüber dem damaligen Werkauslieferungszustand habt sich die Leistung des CSPP-Focus RS mehr als verdoppelt: 456,5 bhp bei 6.667 U/min , also umgerechnet 463 PS, wies ihm der Leistungsprüfstand des britischen Unternehmens Circuit Motorsport aus, nachdem der Focus bei Sabre Tuning im englischen Castle Combe seine finale Software-Abstimmung erhielt. Das Drehmoment wurde mit 380 lb/ft, also 516 Nm, bei 5.812 U/min festgestellt. Um diese Werte zu erzielen, wurde der aufgeladene Vierzylinder nach allen Regeln der Tuning-Kunst modifiziert. Einzug hielten so beispielsweise Wössner-Schmiedekolben auf PEC-Pleueln, welche ihrer Spezifikation nach sogar die doppelten Leistung des Focus‘ stemmen könnten – es ist also noch Luft nach oben. Die Haupt-, Pleuel- und Kurbelwellenlager stammen aus dem Mahle-Sortiment, während Pipercams die Nockenwellen mitsamt der dazugehörigen Räder sowie auch die Ventilfedern lieferte. Der modifizierte Garrett GT30-Lader wurde mit einer Forge-Druckdose und einem Baileys DV26-Blow Off-Ventil kombiniert sowie mittels eines aus dem Motorsport entliehenen Krümmers angebunden.
Das Ladeluftkühlsystem wurde vom serienmäßigen Luft/Wasser- auf ein reines Luft/Luft-System mit im Bug platziertem Kühler und 60-Millimeter-Verrohrung umgebaut. Frischen Sauerstoff zieht der Turbomotor durch ein Eigenbau-Ansaugsystem mit K&N-Filtereinheit. Auf der linken Seite prominent im Motorraum sichtbar ist der aus poliertem Alumium gefertigte Pro Alloy-Wasserbehälter, während rechts ein Zusatz-Wasserkühler mit Spal-Lüfter installiert wurde. Die Klimaanlage für den Fahrgastraum hingegen entfiel komplett. Der Ölkreislauf wurde mit einem 16-reihigen Kühlersystem sowie einem verstärkten Pumpenkit aufgewertet, in die Ölwanne schweißte CSPP Schwallbleche ein. Um die Spritversorgung des Turbomotors auch im Grenzbereich sicherzustellen, wurden zudem ein Catch Tank mit Bosch 044-Benzinpumpe sowie ein Benzindruckregler addiert. Die Verbrennungabgase entweichen unter dumpfem Röhren durch eine 70-Millimeter-Mongoose-Auspuffanlage, welche sich an eine Eigenbau-Downpipe und einen 200-Zellen-HJS-Katalysator anschließt.

Verstärktes Getriebe mit Drexler-Sperre

Um dem Fronttriebler eine Chance zu geben, seine mehr als verdoppelte Motorleistung auch bestmöglich in Vortrieb umzumünzen, rüstete CSPP das 5-Gang-Schaltgetriebe im Zuge einer umfassenden Hardware-Verstärkung desselben mit einer Drexler-Differenzialsperre aus, welche bis zu 45 Prozent Sperrwirkung erzielt. Den Kraftschluss zwischen dem Getriebe und dem erleichterten Einmassen-Schwungrad des Motors stellt eine 4-Pad-Sintermetall-Kupplung aus dem Hause Sachs her.
Von jeher eine Stärke des Focus RS war sein agiles Handling. Nochmals deutlich optimieren konnte Car Solution Performance Parts die satte Straßenlage des Kölners freilich durch ein in Druck- und Zugstufendämpfung justierbares KW Variante 3-Gewindefahrwerk in Kombination mit H&R-Stabi-Kits an beiden Achsen sowie K-Sport-Camber Arms zu Sturz-Justage an der Hinterachse. Zudem wurde das Fahrwerk komplett auf PU-Buchsen umgerüstet.

Semilicks & AP Racing-Stopper

Verbleiben durften am Focus demgegenüber die serienmäßig verbauten OZ-Felgen der Dimension 8×18 Zoll rundum, welche statt der werksseitigen Bereifung nun allerdings mit – bei trockenen Bedingungen – deutlich mehr Grip bietenden Toyo Proxes R888R-Semislicks in 225/40R18 besohlt wurden.
Um den Focus RS auch im die Technik fordernden Track-Einsatz jederzeit sicher verzögern zu können, rüstete CSPP parallel zum Antrieb auch die Bremsanlage auf: An der Vorderachse nehmen nun 6-Kolben-Festsättel von AP Racing innenbelüftete, geschlitzte 362-Millimeter-Scheiben in die Zange,während hinten Wilwood-1-Kolben-Sättel auf 325er Scheiben einwirken. Rundum kommen Stahlflex-Bremsleitungen zum Einsatz, welche den Druckpunkt spürbar präziser machen.

WRC-Styling

Nur wenig Handlungsbedarf sah CSPP angesichts des bereits werksseitig an das breitschultrige WRC-Modell angelehnten optischen Auftritts des Focus RS in puncto Exterieur-Styling. Noch näher in Richtung World Rally Championship bringen den Ford die Integration einer originale GFK-Lufthutze vom Focus WRC 2003 in die Motorhaube, ein WRC-Style-Heckflügel aus GFK sowie eine Carbon-Dachhutze, welche übrigens nicht nur ein optisches Gimmick, sondern vielmehr funktionaler Ersatz für die deinstallierte Klimaanlage ist und diese Aufgabe auch gut erfüllt. Zudem verströmen diverse Echtcarbon-Applikationen Motorsport-Flair.

Motorsport-Cockpit

Letzteres herrscht auch im Innenraum des CSPP-Focus. Dieser wurde im Sinne der Gewichtsersparnis zunächst komplett ausgeräumt und in Wagenfarbe auslackiert. Aufgewogen wird der so erzielte Gewichtsvorteil allerdings – im wahrsten Sinne des Wortes – von einem umfangreich verzweigten und verstärkten Wiechers-Überrollkäfig, der unter anderem einen gekreuzten Flankenschutz mit Knotenblechen, eine Dachdiagonale, A-Säulen-Abstützungen, Ohrenstreben sowie ein doppelt ausgeführtes Kreuz mit Knotenblechen hinten und Abstützung auf dem Fahrzeugboden aufweist. Inmitten des weiß pulverbeschichteten Käfigs montierte CSPP zwei Recaro Pole Position-Sitze mit breiten Schroth Profi 2 FE-ASM-4-Punkt-Gurten. Der CAE-Shifter ragt ziemlich hoch auf, sodass die rechte Hand für Schaltvorgänge nur kurze vom mit Alcantara bezogenen Sportlenkrad gelöst werden muss. In das mit reichlich Carbon verzierte Armaturenbrett sowie in einen darauf montierten Halter integriert wurden Zusatzinstrumente für Lade- und Öldruck, Wasser- und Öltemperatur sowie die Lambdawerte. Für den schlimmsten Fall ist zudem eine OMP-Feuerlöschanlage nach FIA-Norm an Bord.

Weitere Informationen gibt es bei:

Car Solutions Performance Parts
Gewerbepark 2
52388 Nörvenich
Tel.: 02426 / 9520925
E-Mail: info-carsolutions@web.de
www.cspp.online

Specs

Ford Focus RS

Baujahr: 2003

Motor: Vierzylinder-Turbomotor, Wössner-Schmiedekolben, PEC-Pleuel, Mahle Motorsport-Hauptlager sowie Pleuel- und Kurbelwellenlager, Pipercams-Nockenwellen und -Nockenwellenräder, Pipercams-Ventilfedern, Metall-Ventildeckel, 4-lagige Metall-Zylinderkopfdichtung, modifizierter Garrett GT30-Turbolader mit Forge-Druckdose, Motorsport-Turbokrümmer, Umbau des Ladeluftkühlsystems auf Luft/Luft mit Frontladeluftkühler und 60-mm-Verrohrung, Baileys DV26-Blow Off-Ventil, Eigenbau-Ansaugsystem mit K&N-Filtereinheit, Zusatz-Wasserkühler mit Spal-Lüfter, Pro Alloy-Wasserbehälter aus Alu, verstärkter Ölpumpenkit, Ölwanne mit eingeschweißten Schwallblechen, 16-Reihen-Ölkühlersytem, alle Schrauben durch ARP-Schrauben ersetzt, zusätzliche Bosch 044-Benzinpumpe mit Catch Tank, Benzindruckregler, Umbau aller Leitungen auf Dash-Anschlüsse, Silikon-Schläuche für Wasser und Luft, Klimaanlage ausgebaut, Motor- und Getriebelagerung von Vibra-Technics, Eigenbau-Downpipe in 3 Zoll, 200-Zellen-HJS-Kat, 70-mm-Mongoose-Abgasanlage

Hubraum: 1.988 ccm

Kraftübertragung: verstärktes 5-Gang-Schaltgetriebe mit nachgerüsteter Drexler-Differenzialsperre (40-45 %), 4-Pad-Sintermetall-Kupplung von Sachs, Einmassen-Schwungrad

Leistung: 340 kW / 463 PS bei 6.667 U/min

max. Drehmoment: 516 Nm bei 5.812 U/min

Höchstgeschwindigkeit: ca. 280 km/h (Tachometer-Ablesung)

Fahrwerk: KW Variante 3-Gewindefahrwerk, H&R-Stabi-Kits vorne / hinten, K-Sport-Camber Arms hinten, PU-Buchsen

Rad/Reifen: OEM-Felgen von OZ in 8×18 Zoll (schwarz lackiert), Toyo Proxes R888R-Semislicks in 225/40R18

Bremsen: VA AP Racing-Bremsanlage mit 6-Kolben-Sätteln und innenbelüfteten 362-mm-Scheiben, HA Wilwood-1-Kolben-Sättel mit innenbelüfteten 325-mm-Scheiben, Stahlflex-Bremsleitungen

Karosserie: GFK-Frontspoilerschwert, Motorhaube mit GFK-Lufthutze vom Focus WRC 2003, Carbon-Dachhutze, WRC-Style-Heckflügel aus GFK (Modell 2001), diverse Echtcarbon-Applikationen

Innenraum: komplett ausgeräumt und in Wagenfarbe auslackiert, Wiechers-Überrollkäfig (gekreuzter Flankenschutz mit Knotenblechen, Dachdiagonale, A-Säulen-Abstützung, Ohrenstrebe, doppeltes Kreuz mit Knotenblechen hinten und Abstützung auf dem Fahrzeugboden), Recaro Pole Position-Sitze mit Recaro-Seitenadaptern aus Stahl, Wiechers-Konsolen und -Laufschienen, Schroth Profi 2 FE-ASM-4-Punkt-Gurte, CAE-Shifter, Lenkrad mit Alcantara bezogen und mit 12-Uhr-Markierung, diverse Echtcarbon-Applikationen, Zusatzinstrumente (Ladedruck, Öldruck, Wassertemperatur, Lambdawerte, Öltemperatur), OMP-FIA-Feuerlöschanlage