Zokusha-Kenmeri mit RB26-Herz

Nissan Skyline 2000 GT-X

Nissan Skyline 2000 GT-X

Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Und wenn man diesem Sprichwort Glauben schenkt, dann hatte Patrick Soliman aus dem kalifornischen Victorville bereits SEHR viel Freunde an und mit seinem hier abgebildeten Nissan Skyline „Kenmeri“ 2000 GT-X.

Denn bereits in seiner Kindheit war der US-Amerikaner, der im Kreise seiner Kumpels regelmäßig japanische Racing-Videos geschaut und seinem Dad beim Schrauben an japanischen Fahrzeugen wie Datsun Z-Modellen, Toyota Celica TA21 oder Mazda RX-7 SA22 zugesehen hatte, vom Gedanken beseelt, eines Tages seinen eigenen Nissan Skyline zu besitzen.

Doch zunächst wurde hieraus nichts: Pat besaß zwar (nacheinander) eine ganze Reihe japanischer Oldschool-Sportler: einen Datsun 260Z, einen 280Z, einen 280ZX, einen 1974er Mazda RX-4, einen Mitsubishi Concordia, einen Datsun 510 … aber eben keinen Nissan Skyline. Selbst während eines zweijährigen Japan-Aufenthalts als Flugzeugtechniker in Diensten der der US-Navy wurde Pat auf der Suche nach dem „passenden“ Kenmeri-Sportcoupé der zweiten Skyline-Generation nicht fündig. Im Jahr 2000 aber dann fuhr Pat – ausgerechnet daheim – zufällig ein solches Fahrzeug vor die Augen: Bereits in den 1980er Jahren hatte der 1973er Skyline 2000 GT-X zuvor seinen Weg in die USA gefunden. Und weitere sechs Jahre sollte es dann dauern, bis Pat das Coupé endlich in seinen Besitz bringen konnte. Oder besser gesagt: das, was davon übrig war! Denn seine Vorbesitzer waren nicht gerade pfleglich mit dem Kenmeri umgegangen: Die stark verrostete Karosserie wurde teilweise nur noch von mehreren Lackschichten in verschiedenen Farben zusammengehalten, ein Interieur und ein Armaturenbrett waren gar nicht installiert, unter der Motorhaube war ein SR20DET-Swap nicht zu Ende gebracht worden, Bremsen gab es keine, viele andere Teile fehlten ebenso komplett. Doch von diesem ruinösen Zustand ließ sich Pat angesichts seiner vorherigen Odyssee auf der Suche nach einem Kenmeri nicht abschrecken: Er legte los! Und was da nun knapp zehn Jahre später vor uns steht, das ist zwar sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber doch zweifellos atemberaubend!

Fette Räder unter dicken Backen

Die Kenmeri-Karosserie wurde einer aufwändigen Komplettrestaurierung unterzogen und in deren Zuge mit den Pausbacken eines „Works“-Widebody-Kits sowie einer zeitgenössischen Frontspoilerlippe von restored.jp im Zokusha-Style gestaltet. Der Kühlergrill stammt ebenso vom großen GT-R-Bruder wie so manches Emblem auf der in Karosserie. Deren schimmernder Dunkelrot-Ton stammt im Grunde aus der Toyota-Farbtabelle, wurde aber mit zusätzlich eingemischtem Perleffekt nochmals individiualisiert.

Die SSR Techno Phantom-Felgen erwarb Pat ursprünglich im zahmen 6×14-Zoll-Format. Doch damit haben die Räder heute – mit Ausnahme ihres Sterns – offensichtlich nichts mehr zu tun: Nach gewaltigen Umschüsselungen messen sie heute volle 10×15 Zoll an der Vorder- sowie sogar 12×15 Zoll an der Hinterachse. Angesichts dieser Maße müssen sich die aufgezogenen Toyo Proxes R888-Semislicks der Dimensionen 225/50R15 und 235/50R15 mächtig in die Breite strecken.

Das Fahrwerk setzt sich aus Custom-Gewindefederbeinen an der Vorder- sowie QA1-Gewindefederbeinen an der Hinterachse zusammen, die jeweils mit Eibach-Federn kombiniert wurden. Für eine perfekte Stance wurden zudem TEIN-Camber Plates sowie Techno Toy Tuning-Lenker verbaut.

Mehr als 600 PS dank RB26DETT

Nachdem Pat zunächst zwar den SR20DET-Swap vollendet, dann jedoch im Lauf der Zeit gleich drei (!) Motorschäden zu beklagen hatte, entschied er sich für einen neuerlichen Komplettumbau der Antriebseinheit. Nach umfassenden Anpassungsarbeiten und Verschönerungsarbeiten des Maschinendecks zog in selbiges ein RB26DETT-Reihensechszylinder aus einem Skyline R33 GT-R ein, der auch gleich mit einem Precision PT6262-Turbolader kombiniert wurde. In der Peripherie des Single-Laders finden sich ein Hybrid Performance-Turbo-Krümmer, ein Custom-Ladeluftkühler, ein 46-Millimeter-Wastegate, ein 50-Millimeter-Tial-Blow Off sowie ein GReddy-Boost Controller. Der von einer AEM-Benzinpumpe herantransportierte Sprit wird von 850er Injektoren in die Brennkammern eingespritzt, wo NGK-Kerzen dann die zündenden Funken emittieren. Die heißen Verbrennungsabgase verlassen den Motorblock unter satten Röhren durch eine 3-Zoll-Abgasanlage, bei der es sich natürlich um eine Sonderanfertigung handelt. Abgestimmt wurde das (vergleichweise) moderne Turbo-Triebwerk im Maschinenraum des Oldtimers mittels eines MicroTech LT16-Steuergeräts. In derzeitiger Konfiguration konnten an der Hinterachse bereits 552 PS und 571 Nm gemessen werden, sodass die reine Motorleistung locker über 600 PS liegen dürfte. Nach Pats Angaben wären mit der verbauten Hardware auch mehr als 70= PS am Rad drin. Auf solche Höchstleistungen aber verzichtet er – nach den Erfahrungen mit den hochgezüchteten SR20DET-Vierzylindern – zugunsten einer besseren Haltbarkeit.

Das mittels einer OS Giken-2-Scheiben-Kupplung an den Reihensechszylinder angeflanschte 5-Gang-Schaltgetriebe stammt vom Skyline R33 GT-R. Die Hinterachse rüstete Pat zusätzlich mit einem R200-Sperrdifferenzial vom 300ZX Z31 aus, das eine 3,70er Endübersetzung mitbringt.

Neverending Story

Noch in „provisorischem“ Zustand sind, auch rund zehn Jahre nach dem Start des Projekts, die Bremsanlage sowie das Interieur. Erstere funktioniert mit Datsun 280ZX (S130)-Stoppern an der Vorder- sowie Datsun 200SX (S11)-Technik an der Hinterachse zwar schon ganz gut, erreicht aber noch nicht das von Pat angestrebte Performance-Niveau.

Im Fahrgastraum erwarten die Passagiere derzeit Recaro-Sportsitze mit roten Sabelt-Sicherheitsgurten sowie ein Oldschool-Sportlenkrad von Nardi, welches stilistisch bestens zu der dahinter liegenden Batterie von AutoMeter-Instrumenten passt.

 

Tech Facts

Nissan Skyline 2000 GT-X

Baujahr: 1973

Karosserie: komplett restauriert, „Works“-Widebody-Kit und Frontspoilerlippe von restored.jp, GT-R-Kühlergrill, Lackierung in Rot von Toyota mit zusätzlichem Perleffekt

Motor: 2,6-Liter-Reihensechszylindermotor (RB26DETT) aus Nissan Skyline R33 GT-R, Precision PT6262-Turbolader, Hybrid Performance-Turbo-Krümmer, 46-mm-Wastegate, 50-mm-Tial-Blow Off-Ventil, Custom-Ladeluftkühler, GReddy-Boost Controller, 850-cc-Einspritzdüsen, AEM-Benzinpumpe (320 l/h), Nismo-Benzindruckregler, NGK-Zündkerzen, Griffin-Kühler mit SPAL-Lüfter, 3-Zoll-Custom-Abgasanlage, Motorraum gecleant, MicroTech LT16-ECU, 552 PS bei 7.000 Nm, 571 Nm bei 6.200 U/min (gemessen am Rad)

Kraftübertragung: Nissan-5-Gang-Schaltgetriebe (vom RB25DET), OS Giken-2-Scheiben-Kupplung, Wilwood-Kupplungszylinder, Custom-Antriebswellen, R200-Sperrdifferenzial vom 300ZX Z31 mit 3,70er Endübersetzung

Fahrwerk: VA Custom-Gewindefederbeine mit Eibach-Federn, HA QA1-Gewindefederbeine mit Eibach-Federn, TEIN-Camber Plates, Techno Toy Tuning-Längslenker

Bremsen: VA Datsun 280ZX (S130)-Bremsanlage, HA Datsun 200SX (S11)-Bremsanlage

Rad/Reifen: SSR Techno Phantom-Felgen in 10×15 und 12×15 Zoll, Toyo Proxes R888-Semilislicks in 225/50R15 und 235/50R15

Innenraum: Recaro-Sportsitze, Sabelt-Sicherheitsgurte, Nardi-Sportlenkrad, AutoMeter UltraLite-Drehzahlmesser und -Zusatzinstrumente, Razo-Pedalerie