BMW E90 320i mit Motorsport-Bodykit

BMW und Tourenwagen-Motorsport, das gehört einfach zusammen. Denn schließlich waren BMW-Modelle nicht nur in diversen Tourenwagen-Rennserien der vergangenen Jahrzehnte erfolgreich, angefangen von den kleinen BMW 700 der Deutschen Rundstrecken-Meisterschaft für Tourenwagen der frühen 1960er-Jahre, über die mächtigen E9 CSLs der Gruppen 5 und 2 in der Tourenwagen-Europameisterschaft der 1970er, bis hin zu den (noch) aktuellen M6 GT3-Boliden, welche derzeit in diversen Tourenwagen-Rennserien rund um den Globus in den Start gehen.

Darüber hinaus schrieben manche BMW-Renntourenwagen regelrecht Geschichte, denke man beispielsweise an den legendären E30 M3 und die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft, in welcher BMW von 1984 bis 1990 ununterbrochen den Titel des Markenmeisters innehatte. Selbstverständlich trat BMW anschließend über lange Jahre auch in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft / World Touring Car Championship (WTCC) an und holte auch dort von 2005 bis 2007 drei Konstrukteurstitel in Folge. Neben dem Werksteam gingen auch private Motorsport-Teams mit verschiedenen 3er-Generationen in der WTCC an den Start. So setzte etwa Engstler Motorsport aus dem Oberallgäu 2005 und 2007 den E46 320i sowie ab 2008 den E90 320si ein.

Promo-Fahrzeug mit Straßenzulassung

Anlässlich dieser Engagements stellte Engstler Motorsport auch jeweils ein straßenzugelassenes Promo-Fahrzeug der genannten Baureihen im WTCC-Look auf die Räder, welches für Promotion-Zwecke sowie Renntaxi-Fahrten genutzt wurde. Eines dieser beiden Fahrzeuge ist im Besitz von Timo Schnee aus dem bei Koblenz gelegenen Alken und diesen Seiten zu sehen. Dem einen oder anderen mag dieser Name nun bekannt vorkommen. Richtig: Bereits HIER zeigten wir mit Timos wunderschönem E36 318is ein weiteres Auto aus seinem „Van de Schnee Autosport“-BMW-Fuhrpark.

Zufallsfund per Inserat

Timo erinnert sich: „Nachdem ich im letzten Sommer mein 318is-Projekt fertiggestellt hatte, war ich echt glücklich, das Projekt ohne Nervenzusammenbruch abgeschlossen zu haben. Ich hatte mir allerdings geschworen, nie wieder ein ähnlich aufwändiges Projekt zu starten. In genau diesem Moment allerdings kam dann aber mein Kumpel Artur, besser bekannt als „Atze“ um die Ecke und schicke mir per Messenger das Verkaufsinserat eines als „BMW 320i“ inserierten E90. Man muss wissen: Die Besonderheit der WTCC-Umbauten hatte ich durch Atze kennen und lieben gelernt. Ihn lernte ich vor einigen Jahren kennen, als er mich beim Asphaltfieber spontan mit seinem Auto zum Duschen fahren ließ – das war damals der E46 WTCC. Atze kannte sich also bestens mit den WTCC-Promo-Fahrzeugen aus, sodass schnell nahe lag: Das mit einer etwas unklaren Beschreibung angebotene Auto KÖNNTE der originale Engstler-WTCC-Promo-E90 sein! Und weil sich schon die profane Fahrt mit dem E46 vor einigen Jahren so „besonders“ angefühlt hatte und ich schon immer ein extrem seltenes Sondermodell besitzen wollte, sind wir also flugs rund 300 Kilometer gefahren, haben uns das Auto angesehen. Volltreffer! Ich habe noch eine Nacht drüber geschlafen, kurz meine Frau etwas hinterlistig damit überzeugt, dass die Limousine doch wunderbar familientauglich sei – und das Auto dann auch schnellstmöglich abgeholt. Augenscheinlich war es in sehr gutem Zustand. Ein bisschen Lack hier, etwas Karosseriekleber da – und fertig. Dachte ich.“

Flossmann-Carbon-Widebody

Doch es kam anders. Der vermeintlich gute Zustand des Fahrzeugs entpuppte sich schnell als Trugschluss. Zwar war die Technik aufgrund der geringen Laufleistung weitgehend fit, dafür hatte sich das Auto regelrecht „kaputtgestanden“: Als Timo am hinteren Radlauf einmal den Schraubenzieher ansetzte, um die Substanz zu prüfen, steckte dieser schnell bis zum Griff in der Karosse. Damn! Hier waren also aufwändige Instandsetzungsarbeiten nötig, bei denen das gesamte Kit demontiert, große Karosserieteile ersetzt und reichlich laminiert werden musste. Diesen Aufgaben stellte sich der 33-jährige Fluggerätmechaniker nicht allein: Nach einer kurzen „Schaffenskrise“ halfen ihm seine Schrauberkumpels Roman, Stefan, Justin und Mario sowie die Lackiererei Schmidt aus Andernach mit Rat und Tat, während Frau Jacky moralische Unterstützung leistete.

Das von den Aerodyamik-Spezialisten von Flossmann – wie bei den Einsatz-Rennfahrzeugen der WTCC – komplett aus Carbon angefertigte Breitbau-Bodykit setzt sich aus zahlreichen Komponenten zusammen: Angefangen bei der Breitbau-Frontschürze und den vorderen Kotflügeln über die Seitenschweller und die hinteren Seitwände sowie die Türaufsätze bis hin zur Heckschürze und dem 20-fach verstellbaren Heckflügel.
Im Unterschied zu den Homologationsfahrzeugen der WTCC-Rennwagen, den in einer limitierten Auflage von 2.600 Exemplaren gefertigten und verkauften 320si mit 173 PS starkem N45B20S-Vierzylinder sitzt unter der Motorhaube der Promo-Limousine nur der normale 320i-Motor (N46B20) mit 150 PS. Hierüber ist Timo jedoch regelrecht glücklich, gilt der N46 doch als robust und langlebig, während der im Motorenwerk Hams Hall in Handarbeit gefertigte N45B20S für seine Defektanfälligkeit regelrecht berüchtigt ist. Ebenfalls ganz normale 320i-Großserientechnik sind die Bremsanlage und die Lenkung.

9×17 Zoll ET-5 plus Distanzscheiben

In den breit ausgestellten Radhäusern der Limousine rotieren rial GTR-Felgen der Größe 9×17 Zoll mit – originalgetreuen – Yokohama Advan Neova AD08 RS-Semislicks der Dimension 225/45R17. Das erscheint angesichts der wuchtigen Verbreiterungen vergleichsweise schmal, Einpresstiefen von -5 und die zusätzliche Montage von 25/30er Distanzscheiben jedoch relativieren die Sache.
Beim Fahrwerk handelt es sich um ein Variante 1-Gewinde mit festen Dämpferkennlinien aus dem Hause KW. „Trotz dieser auf dem Papier zunächst suboptimal anmutenden Geometrien fährt sich das Auto wirklich supergut“, freut sich Timo.

Racing-Upgrades fürs Cockpit

Weitgehend dem Großserienstand entsprach auch das Interieur. Für ein wenig Motorsport-Flair sorgte Timo hier jedoch mit einem M Performance 2-Lenkrad samt 12-Uhr-Markierung, einem originalen WTCC-Golfball-Schaltknauf sowie einer Alcantara-Zierleiste mit WTCC-Logo auf dem Armaturenbrett, welche Timo von IndividualiseYourCar bezog. Dass auch der Wiechers-Clubsport-Bügel erst nachträglich an Bord kam, verwundert auf den ersten Blick, macht aber Sinn: Schließlich war die Promo-Limo auch als Renntaxi im Einsatz, wobei die Rücksitzbank für Passagiere genutzt wurde.
Unentschlossen ist Timo noch, ob er der derzeit in purem Alpinweiß lackierten Karosserie ein zeitgenössisches WTCC-Folienkleid verpassen soll. Wir finden: Eigentlich kommen die dicken Backen ohne ablenkende Aufkleber am besten zur Geltung.

Und wer noch mehr zum WTCC-E90 und dessen Wiederaufbau erfahren möchte, der sollte einen Blick in Timos Instagram-Account „vandeschnee“ werfen!