VW zieht die Race-Line

Neuheit: VW T-ROC R

Inzwischen hat sich auch in Wolfsburg herumgesprochen, dass das Elektroauto nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Deshalb – so scheint es – bietet Volkswagen jetzt eine „eierlegende Wollmilchsau“ mit turbogeladenem Verbrennungsmotor an. Ihr Name: T-Roc R. Mehr Vergnügen kann Vernunft nicht bereiten!

Schon viel zu lange wurde die Zukunft in der Vergangenheit gesucht. Elektroautos gibt es seit gut 107 Jahren, und sie bringen nach wie vor deutliche Probleme mit sich. Während einige denken, man müsse der Automobilindustrie einfach mehr Zeit geben, meinen andere, es sei höchste Zeit, den Holzweg „E-Mobilität“ schleunigst wieder zu verlassen.

In dieser Frage mag man bei VW noch Zweifel haben. Also fahren die Wolfsburger zeitgemäß zweigleisig ins demnächst anbrechende neue Jahrzehnt. So können sich die Verfechter der Verbrenner-Philosophie jetzt über ein sensationelles Gefährt freuen, das keineswegs „konventionell“ genannt werden darf. Der T-Roc R ist Kompaktwagen, Limousine, Sportwagen und Geländewagen in einem. Er hat nicht von jedem etwas, sondern von allen nur das Beste.

300 PS und ein schon ab 2.000 U/min zur Verfügung stehendes Drehmoment beschleunigen den nur 1,5 Tonnen schweren, allradgetriebenen T-Roc R in 4,8 Sekunden auf 100 km/h. Ein Porsche 911 Carrera aus dem Baujahr 2000 beispielsweise kann da nicht mithalten! Er brauchte für diesen Spurt als „Schalter“ noch 5,2 Sekunden und in der Tiptronic-Version sogar stolze 6,0 Sekunden. Letztere Angabe ist vor allem deshalb besonders interessant, weil es den T-Roc R ausschließlich mit Automatik (DSG) gibt.

Auch das in unterschiedlichsten sportlichen Komfortstufen einstellbare Fahrwerk lässt keine Tuner-Wünsche offen, obwohl die Bodenfreiheit des T-Roc R gegenüber einem „normalen“ T-Roc lediglich zwei Zentimeter geringer ist. Der Schwerpunkt des Fahrzeugs liegt konstruktionsbedingt deutlich tiefer als es scheint. Entsprechend groß ist der Fahrspaß, der sich hier aus ungewohnt hoher Sitzposition erleben lässt – auch in Kurven! Vor denen gilt es ebensowenig Angst zu haben, wie vor den Tankstopps. Eine „eierlegende Wollmilchsau“ säuft selbstverständlich nicht. Amtlich begnügt sie sich sogar mit 6,5 bis 9,5 Litern Sprit auf 100 Kilometer.

Neben den erstaunlichen Zuladungsmöglichkeiten dürfte auch die Anhängelast des kompakten Alleskönners die „Schraubende Zunft“ begeistern. In der Regel reicht die Zugkraft von etwas über zwei Tonnen locker aus, um das motorisierte Sportgerät an einen Ort des legalen Kräftemessens zu transportieren, oder auch um ein „Projektauto“ zum Lackierer zu schleppen.

Am Wörther See wird es jedenfalls spannend. Was macht man an so einem Auto? Fahrwerkstechnische Eingriffe bringen hier allenfalls eine optische Verbesserung. In diesem Bereich aber hat der Hersteller mit dem „R-Line-Exterieur“ schon (fast) alles gegeben. Auffallend ausgefallene Einfälle werden dennoch nicht ausbleiben. Nie war die Frage aller Fragen schwerer zu beantworten: „Was tunen?“ Ja, der T-Roc R macht es den Tunern wirklich nicht leicht – aber er macht ihnen das Leben leichter und den Alltag spaßiger.

Text: Helmut Horn, Fotos: VW