Veredelter VW 1300 aus Kalifornien

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Orange Lush

Das erste eigene Auto ist für jeden Petrolhead etwas ganz besonderes. Nicht selten folgt bald der Wunsch, den Wagen zu individualisieren beziehungsweise optimieren. Das Problem: Finanziell fehlen dafür im Teenie- respektive jungen Erwachsenenalter oftmals die Mittel. So sagte auch Anthony Erkelens aus Lancaster in Kalifornien: „Ich konnte nur hoffen, dass ich eines Tages all die Dinge mit dem Käfer machen können würde, die ich wollte“. „Der Käfer“ war sein erstes Auto und ist das auf diesen Seiten gezeigte Fahrzeug.

Lufti-Fan seit der Jugend

Bis der 1966er 1300er zu seinem aktuellen Zustand gelange, verging viel Zeit. Selbst nachdem Anthony ihn erworben hatte. Sein Interesse am Käfer war früh geweckt, im Alter von etwa 16 Jahren. Schließlich hatte sein Vater Mark damals einen gekauft und von wilden 80er-Jahre-High-School-Abenteuern in VWs erzählt. An dem Punkt sagte sich Anthony, dass er auch einen Käfer als erstes Auto haben wolle. Als das Vater-Sohn-Duo etwas später zufällig von einem vernachlässigten Exemplar in einem Hinterhof im Santa Clarita Valley hörte, machte es sich folgerichtig direkt auf die Suche nach selbigem. Zwar hatte das Fahrzeug einen Unfallschaden, mit 700 Dollar war es aber fair eingepreist, sodass der Wechsel des Besitzer besiegelt wurde.


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Auferstanden von den Toten

Das Hauptaugenmerk lag zunächst natürlich darauf, den Wagen wieder vollends fit zu machen, sprich die wichtigsten Arbeiten durchzuführen. Dies gelang recht preisgünstig, nicht zuletzt, weil Anthony Hilfe von seinem Vater, dessen Freunden und einem Nachbarn hatte. Dabei erhielt er einige der benötigten Teile im Tausch gegen seine Arbeitskraft. Einige Jahre fuhr der Kalifornier seinen Käfer in der Folge, erst zur Schule später zur Arbeit. Schließlich bremsten nicht lösbare technische Probleme den Käfer jedoch aus.

Infolgedessen stand er erneut lange Zeit unbeachtet in der Gegend herum – dieses Mal neben dem Familienhaus. Anthony dachte zwischenzeitlich schon, dass sein geliebtes erstes Auto niemals mehr wieder auf die Straße kommen würde. Doch dann kam alles anders. Vater Mark hatte gerade die Restauration seines eigenen 56er Ovalis erfolgreich abgeschlossen und offensichtlich weiterhin Lust auf Käfer-Schrauben. So schlug er dem Sohn vor, gemeinsam dessen VW ans Laufen zu bringen und in ein spektakuläres Showcar zu verwandeln.

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Auffälliges Orange

Natürlich war Anthony sofort hellauf begeistert. Und so war die Sache beschlossen. Zur Umsetzung wandte sich das Duo an den guten Freund Keith Reid von Time Honored Classic (THC) in Las Vegas. Dieser war absolut auf einer Wellenlänge mit den beiden und so stimmte seine Vorstellung von den vorzunehmenden Umbauten vollends mit den ihrigen überein. So fand Anthonys Kafer schon bald darauf seinen Weg in die THC-Werkstatt. Eine der wichtigsten und schwierigsten Entscheidungen war die nach der neuen Lackierung für die komplett restaurierte, einst weiße Karosserie. Anthony und Mark wägten viele Optionen ab.

„Eines Tages sah Dad einen 2016er Audi in Glutorange, der einfach aus der Menge herausstach. Da wussten wir, dass es diese Farbe sein sollte“, erinnert sich Anthony. Im Übrigen zeigt sich der 1300er optisch weitgehend seriennah. Ausnahme davon bilden jedoch die veredelten Fuchs-Style-15-Zöller und die satte Tieferlegung. Letztere ist einem komplett neuen Fahrwerks-Setup zu verdanken: So sind nicht nur die Voderachse um vier Zoll verschmälert und Drop Spindles an Bord. Hinzu kommen – jeweils von THC Customs – vorne wie hinten neue Stoßdämpfer sowie am Heck zusätzlich einstellbare Federteller.

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Komplett neuaufgebauter Motor

Da die angesprochenen technischen Probleme das vorherige Triebwerk betrafen war auch die Installation eines neuen Motors unabdingbar. Cedric Jacobs von Jockomoe Racing baute den 1,9-Liter-Vzeriylinder-Boxer komplett neu auf. Er zeichnet sich unter anderem durch Weber 44 IDF-Doppelvergaser, eine 69-Millimeter-Kurbelwelle, Engle 110-Nockenwellen und 94-Millimeter-Zylinder respektive -Pleuel von AA Performance aus. Letztere sitzen auf VW-Pleueln. Die Zündspule spammt ebenso wie der Zündverteiler sowie -kerzenkabel und die Lichtmaschine von Bosch. Die Abgas-Entsorgung geschieht durch eine Edelstahl-Auspuffanlage mit Phat Boy-Endschalldämpfer. Obwohl keine genaue Leistungsangabe vorliegt, kann hier wohl ruhigen Gewissens von reichlich Power ausgegangen werden. Angesichts dessen ist nur folgerichtig, dass THC auch eine standfeste Scheibenbremsanlage installierte. Die Kraftübertragung auf die Straße gewährleistet ein Freeway-Flyer-Viergang-Getriebe.

Star beim El Prado

Last but not least präsentiert sich natürlich auch der Innenraum einmal komplett überarbeitet. Die Sitze und Türverkleidungen bekamen neue beigefarbene Lederbezüge samt brauner Keder und vorne Zwei-Punkt-Gurte. So passen sie farblich bestens zum großen elfenbeinfarbenen Lenkrad. Auch die Teppiche in den Fußbereich sind natürlich entsprechend abgestimmt. Mittig hinter dem Volant findet sich ein Trip-Tacho und unter dem Armaturenbrett ein Shorty’s Customs-Ablagefach. Für stilechten Soundgenuss sorgt ein Blaupunkt-Radio samt Heck-Lautsprecher.

Fertig wurde der aus offensichtlichen Gründen „Orange Lush“ getaufte Käfer pünktlich zum El Prado Show & Shine 2019. Dort erregte er enorm viel Aufmerksamkeit und erhielt ferner sogar einen Pokal als Zweitplatzierter in der Wertungskategorie „Käfer bis 1966“. Nicht erst da hatte Anthony auch in der Hinsicht Events Blut geleckt, schon mit Marks angesprochenem Ovali waren die beiden in tief in die kalifornische Lufti-Szene eingetaucht und hatten viele Freunde gefunden. Und so glänzte „Orange Lush“ natürlich auch nach seiner erfolgreichen Premiere bei zahlreichen weiteren Shows, Ausfahrten und Treffen.

Technical Facts

VW 1300

Baujahr: 1966

Karosserie: komplett restauriert von Time Honored Classics, Neulackierung in Glutorange (Solar Orange) von Audi

Motor: 1.915-ccm-Vierzylinder-Boxermotor, Big Valve-Zylinderköpfe mit Doppel-Ventilfedern, Scat 1.25-Kipphebel, Chromoly-Stößelstangen, Weber 44 IDF-Doppelvergaser, 69-mm-Kurbelwelle, VW-Pleuel, 94-mm-Zylinderkit von AA Performance, Engle 110-Nockenwellen, Bosch-Zündverteiler, Bosch Blue Coil-Zündspule, Bosch-Lichtmaschine, Bosch-Zündkerzenkabel, Edelstahl-Abgasanlage mit Phat Boy-Endschalldämpfer

Getriebe: Freeway-Flyer-Viergang-Getriebe von Hansen Transaxle

Fahrwerk: Vorderachse verschmälert (4 Zoll), 2,5-Zoll-BJ-Drop Spindles, VA Öldruck-Dämpfer von THC Customs, HA Gasdruck-Dämpfer und einstellbare Federteller von THC Customs

Rad/Reifen: Porsche-Fuchs-Style-Felgen in 4,5×15 und 6×15 Zoll, Chrom-Finish, veredelter Nabendeckel, Bereifung in 135R15 und 205/60R15

Bremsen: THC Customs-Scheibenbremsanlagen mit orangefarbenen Sätteln auf Scheiben mit Lochung in Porsche-Optik

Innenraum: Sitze und Türverkleidungen neu beledert in Beige, Gene Berg-Shifter, Trip-Tachometer, Shorty’s Customs-Ablagefläche unter dem Armaturenbrett

Multimedia: Blaupunkt-Radio und -Hecklautsprecher