Time Attack-Supra mit 900+ PS

Time Attack-Supra mit 900+ PS

Time Attack-Supra mit 900+ PS

Die vierte Generation der Toyota Supra hat sich in den letzten 15 Jahren bekanntlich zu einer Ikone unter den japanischen Tuning-Basisfahrzeugen entwickelt. Zu verdanken hat sie dies nicht zuletzt dem allseits bekannten „The Fast and the Furious“-Blockbuster aus dem Jahr 2001, welcher in der Szene längst Kult-Status erlangt und diese maßgeblich gepusht hat. Im Hollywood-Streifen hatte die Targa-Version der Supra eine der automobilen Hauptrollen neben dem menschlichen Ensemble um Vin Diesel und Paul Walker. Später festigten zahlreiche Auftritt in diversen Videospielen wie „Need for Speed“ den Status des Toyota-Sportlers.

Neben Einsätzen als Street Racer, die natürlich nur am Bildschirm geschehen sollten, und Drift-Tool macht die Supra auch in der noch recht jungen Motorsport-Disziplin Time Attack eine gute Figur. Bester Beweis dafür ist das auf diesen Seiten gezeigte Exemplar von Nick van der Velden aus dem nahe Eindhoven gelegenen Haaren, der für das niederländische JT-Performance Racing-Team auf die Jagd nach der schnellsten Rundenzeit geht. Er erwarb den japanischen Sportwagen im Jahr 2014 und verwandelte ihn in der Folge in ein waschechtes Rennfahrzeug mit reichlich Power unter der Haube.

Komplett überarbeiteter 2JZ-GTE

Nach seiner Entscheidung, Time Attack fahren zu wollen, verbrachte Nick zunächst einige Zeit damit, über das passende Basisfahrzeug nachzudenken. Am Ende entschied er sich schließlich für eine Supra MKIV, obwohl diese im Serienzustand ein für einen Time Attack-Auto tendenziell zu hohes Leergewicht durch die Kurven wuchten. Nick jedoch hatte zu diesem Zeitpunkt bereits drei Supras besessen und damit eine ganz besondere Beziehung zu dem Modell aufgebaut. Um gegen die teilweise bereits im Ausgangsstadium leichtere Konkurrenz punkten zu können, verordnete der 23-jährige Niederländer dem großen Sportwagen einerseits eine Gewichtskur sowie andererseits eine umfassende Überarbeitung nahezu der gesamten Technik. Besonders im Fokus stand dabei selbstverständlich der 2JZ-GTE-Reihensechszylinder mit einem von drei auf 3,4 Liter vergrößerten Hubraum, was unter anderem Anpassungen wie einen angepassten Zylinderkopf bedeutete. Im Zuge der Modifikation fanden darüber hinaus diverse weitere Komponenten wie ein Custom-Kühlsystem, neue Einspritzventile, gleich drei DeatschWerks-Kraftstoffpumpen und Hochleistungs-Pleuel zum Einsatz. Letztere stammen ebenso von Brian Crower wie die Ventile samt Führungen, die Titan-Haltefedern sowie die Nockenwellen. Den größten Anteil an der deutlichen Leistungssteigerung auf mehr als 900 PS hat jedoch zweifelsohne der mächtige Garrett GTX4088R-Turbolader. Die neben den bereits erwähnten Benzinpumpen für den Transport des Kraftstoffs vom Tank zum Triebwerk verantwortlichen Komponenten produzierte unterdessen Nuke: Sowohl zwei Kraftstofffilter als auch Kraftstoffverteiler und ein Ausgleichsbehälter des Herstellers sind hinter den Insassen verbaut. Das Motormanagement schließlich übernimmt ein EMU-Steuergerät von Ecumaster.

Standfeste Stopper von K-Sport

Die Kraftübertragung vom Motor an die Hinterachse übernimmt das serienmäßige Getrag V161-Sechsgang-Getriebe im Verbindung mit einer Rennsportkupplung von OS Giken sowie einer Quaife-Differentialsperre. Des weiteren sorgen BC Racing-Stoßdämpfer sowie Stabilisatoren und eine Domstrebe von UltraRacing bei Nicks Kampf um Sekundenbruchteile für eine optimale Straßenlage, welche sich zudem dank einer einstellbaren Aufhängung individuell modifizieren lässt. Wer schnell fährt, benötigt selbstverständlich auch standfeste Bremsen: Der niederländische Besitzer vertraut in seinem Supra auf eine K-Sport-Anlage, die rundum über 356er-Scheiben verfügt.

Bodykit für beste Aerodynamik

Abgesehen von erstklassiger Renntechnik zeichnet sich ein wahres Time Attack-Fahrzeug zudem durch eine aerodynamisch effiziente Karosserie aus. Nick und seine Mitstreiter von JT-Performance verbauten einen kompletten Widebody mit Custom-Front- und -Heckschürzen. Erstere verfügt über einen Frontsplitter sowie zwei Canards pro Seite, während letztere seitliche Luftleitelemente aufweist. Diese Anbauteile sind allesamt ebenso aus Carbon gefertigt, wie die hinter den Vorderrädern montierte Erweiterungen der neuen Seitenschweller sowie der im wahrsten Sinne des Wortes alles überragende, üppig dimensionierte Heckflügel. Ein Satz Rota-Felgen in den Formaten 10×18 und 12×18 Zoll rundet die optische Modifikation des Supras ab. Die Räder sind mit Toyo Proxes R888-Semislicks in 255/35ZR18 sowie 315/30ZR18 besohlt und bilden mit ihrer dunklen Farbgebung einen Kontrast zu der im JT-Performance beklebten, matt-weißen Karosserie des japanischen Coupés.

Käfig und viel nacktes Blech

Wie bereits angedeutet, zeichnet sich der Innenraum in erster Linie dadurch aus, dass er zwecks Gewichtseinsparung weitestgehend leergeräumt wurde. Im Übrigen hat sich Nick ein Racing-Cockpit erster Güte mit Cobra Suzuka Pro-Sitzen samt QSP-Gurten, Überrollkäfig und QSP-Lenkrad zusammengestellt. Abgerundet wird die Schaltzentrale der rechtsgelenkten Supra durch ein vor dem Volant montiertes Samsung-Tablet, welches gleichermaßen die üblichen Armaturen ersetzt und diverse Zusatzinformationen liefert. Mit diesem Gesamt-Package zieht der Toyota nicht nur auf, sondern gleichsam abseits der Rundkurse dieser Welt die Blicke auf sich – vor allem in Kreisen der zahlreichen MKIV-Fans. Diese werden der vierten Supra-Generation trotz ihres zunehmenden Alters wohl noch lange die Treue halten. Nichtsdestotrotz werden nicht wenige von ihnen auch freudig und gespannt in die Zukunft schauen: Nach dem Celica-Nachfolger und AE86-Erben GT86 plant Toyota in Kooperation mit BMW aktuell eine Neuauflage des großen Sportwagens. Voraussichtlich 2017 oder 2018 soll es soweit sein …

 

Technical Facts

Toyota Supra MKIV

Baujahr: 1996

Karosserie: Widebodykit mit Custom-Frontschürze samt Frontsplitter und Canards, Seitenschwellern sowie Custom-Heckschürze, Karosserieverbreiterung hinten im Blech, Heckflügel, Folierung in mattem Weiß mit Beklebung im JT-Performance-Design

Motor: 2JZ-GTE-Reihensechszylinder, vergrößerter Hubraum auf 3,4 Liter, 2200-cc-EV14-Einspritzventile, Garrett GTX4088R-Turbolader, bearbeiteter Zylinderkopf, Nockenwellen sowie Titan-Haltefeder-Kit, Ventile, Ventilführungen, und Hochleistungspleuel von Brian Crower, OEM-Kurbelwelle, Custom-Kühlsystem, drei DeatschWerks DW300-Kraftstoffpumpen, zwei Nuke-Slim-Kraftstofffilter, Nuke-Ausgleichsbehälter, Turbosmart-Kraftstoffdruckregulator, Nuke-Kraftstoffverteiler, Ecumaster EMU-Steuergerät, Bio-Ethanol-Betrieb, 900+ PS

Kraftübertragung: originales Getrag V161-6-Gang-Schaltgetriebe von Toyota, OS Giken-Dreischeiben-Rennsportkupplung, Quaife-Differentialsperre,

Fahrwerk: BC Racing-Federbeine, UltraRacing-Stabilisatoren und -Domstrebe, einstellbare Aufhängung

Rad/Reifen: Rota-Felgen in 10×18 und 12×18 Zoll mit Toyo Proxes R888-Bereifung in 255/35ZR18 und 315/30ZR18

Bremsen: K-Sport-Bremsanlage mit 356-Millimeter-Scheiben rundum

Innenraum: Cobra Suzuka Pro-Sitze mit QSP-Gurten, QSP-Lenkrad, Überrollkäfig, Insrumente auf Samsung-Tablet

Besonderen Dank an: JT-Performance, Rematech, Wrapaholic, Turbosmart, Hel Performance, Grams Styling, Nuke, Overhaul Custom Engine Tuning, EcuMaster Netherlands

Text: Simon Mombartz, Fotos: RonV Photography