Test Peugeot 308 GTi: Französischer Heißsporn

Test Peugeot 308 GTi: Französischer Heißsporn

GTi – wer dieses Kürzel hierzulande liest, der denk wohl unweigerlich an Volkswagens Kompaktsportler Golf. Doch: Die Wolfsburger haben das populäre Kürzel nicht exklusiv. Auch Peugeot macht dem schärfsten Modell der 308-Baureihe die bekannten drei Buchstaben zum Namensbestandteil. Und der Papierform nacht stellt der 308 GTi seinen populären Namensvetter in Sachen Power locker in den Schatten. Doch wie geht der Peugeot in der Praxis zur Sache und eignet er sich als Basis für den Aufbau eines Tracktools?

Nach dem Tritts aufs Gaspedal gönnt sich der nur 1,6 Liter kleine Turbomotor des Peugeots im unteren Drehzahlbereich zunächst ein kleines Turboloch. Ist der der Twin-Scroll-Lader aber einmal auf Touren, stellt der 272 PS starke Vierzylinder sein maximales Drehmoment von 330 Nm über ein breites Drehzahlband von 1.900-5.000 U/min auf Abruf bereit und lässt den nur 1.205 kg (DIN) leichten Franzosen beschleunigen wie vom Katapult gezogen. Kein Wunder: Mit einem Leistungsgewicht von 4,43 kg/PS spielt der Peugeot 308 GTi in einer Liga mit dem aktuellen Porsche 718 Cayman (4,45 kg/PS) – und der ist bekanntlich nicht langsam unterwegs.

Hohes Gripniveau

Und wie kommen die angetriebenen Vorderräder mit den 272 PS klar? Bestens! Dank seines ins Getriebe integrierten Torsen-Sperrdifferenzials, baut der Peugeot ein erstaunliches Maß mechanischen Grips auf. Lediglich bei nasser Fahrbahn oder bei vorsätzlichem „Überfahren“ der physikalischen Grenzbereiche kämpfen die serienmäßig aufgezogenen Michelin Pilot Super Sport-Pneus der Dimension 235/35R19 zuweilen vergeblich gegen den Schlupf. Unter idealen Bedingungen ist der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in glatten sechs Sekunden erledigt, die 1.000-Meter-Markierung passiert der 308 GTi nach 25,3 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h limitiert.
Einen deutlich hör-und spürbaren Unterschied macht übrigens der auf Knopfdruck zuschaltbare Sport-Modus: Nicht nur knurrt der Peugeot bei dessen Aktivierung gegenüber dem akustisch ziemlich zurückhaltenden Standard-Modus dank synthetischer Verstärkung deutlich vernehmlicher, der Turbomotor beißt dank geschärfter Gaspedal-Kennlinie auch spürbar spontaner und kräftiger zu.

Manuelles 6-Gang-Schaltgetriebe

Im Peugeot 308 GTi ist – geradezu unüblich in der heutigen Kompaktsportler-Welt – stets manuelles 6-Gang-Schaltgetriebe verbaut. Dieses hinterließ gemischte Eindrücke: Zwar passen die kurzen Abstufungen stets wie angegossen, dafür allerdings hakelte das Getriebe gerne einmal. Geschmacksache: Während das hohe Drehzahlniveau in den großen Gängen die Track-Performance optimiert, schmälert es doch gleichzeitig auch den Reisekomfort, wenn der GTi doch mal auf die Langstrecke muss. Keinen Grund zu Klage gibt auf diese übrigens das Fahrwerk: Denn obwohl die straff abgestimmten Feder/Dämpfer-Einheiten den Peugeot zu einem echten Kurvenräuber machen, bieten sie trotz des auf den ersten Metern recht trocken erscheinenden Ansprechverhaltens einen erstaunlich guten Langstreckenkomfort. Die Lenkung agiert sehr präzise und direkt, könnte aber für den ambitionierten Track-Einsatz mehr Rückmeldung vermitteln.

Gewöhnungsbedürftiges Cockpit

Apropos Lenkung: Ungewohnt ist für 308-„Einsteiger“ zunächst das winzige Lenkrad, ÜBER welches man auf in die erste Etage verlegte Rundinstrumente blickt, deren gegenläufige Zeiger ebenso einiger Gewöhnungszeit bedürfen wie die nahezu komplett über einen großen Touchscreen erfolgende Fahrzeugbedienung. Nach einigen Hundert Kilometern im Peugeot allerdings hat man sich an diese Besonderheiten so sehr gewöhnt, dass einem ein „normales“ Lenkrad nach dem Umstieg in ein anderes Fahrzeug geradezu riesig und unhandlich vorkommt.
Allzeit sicher im Griff hat den schnellen Franzosen derweil seine Sportbremsanlage mit 4-Kolben-Sätteln und 380er Scheiben an der Vorderachse, die sich auch bei forcierter Gangart keine Blöße gibt.
35.350 Euro ruft Peugeot für den 308 GTi auf. Gemessen an der darin bereits enthaltenen, recht kompletten Serienausstattung, die sich nur noch mit wenigen Extras – beispielsweise der zweifarbigen „Coupe Franche“ Lackierung – erweitern lässt, ist das im Vergleich zum etablierten Wolfsburg-GTI ein attraktives Angebot.
Deutlich schwieriger haben es Peugeot 308 GTi-Piloten im Vergleich zu den Besitzern des letzteren allerdings zweifellos bei der Suche nach Performance- und Upgrade-Parts, wenn der Kompaktsportler noch konsequenter für den Track getrimmt werden soll.

Specs

Peugeot 308 Gti

Motor: 4-Zylinder-Ottomotor mit Turbolader

Hubraum: 1.598 ccm

Motorleistung: 200 kW / 272 PS bei 6.000 U/min

max. Drehmoment: 330 Nm bei 1.900-5.000 U/min

Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe

Rad/Reifen: 19-Zoll-Leichtmetallfelgen mit 235/35R19

Bremsen: VA 4-Kolben-Festsättel mit 380-mm-Scheiben, HA 1-Kolben-Faustsättel mit 286-mm-Scheiben

Leergewicht: 1.205 kg (DIN)

0-100 km/h: 6,0 s

1.000 Meter aus dem Stand: 25,3 s

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h

Verbrauch: 6,0 l (Super)

Basispreis: 35.350 Euro