Schwarz, breit, stark…

BMW M 635 CSi von Deamworks Car-Tuning

BMW M 635 CSi von Deamworks Car-Tuning

Der gängige Werbeslogan eines deutschen Reifenherstellers könnte man genauso gut auf diesen einmaligen M 635 CSi aus den Niederlanden anwenden. Zusätzlich erweitert mit „clean“, „tief“, „extrem“ und „edel“. Wobei das immer noch nicht der Wirkung dieser schwarzen Flunder entspricht. Vielleicht trifft „einzigartig“ das Wesen dieses Autos am Besten, denn hier ist wirklich nichts mehr so, wie es einmal war!

Marc Joosten ist ein Tuning-Junkie. Obwohl das, was er in seiner Firma „Dreamworks Car-Tuning“ aus automobiler Massenware zaubert, kaum mehr etwas mit normalem Tuning zu tun hat. Der BMW-Spezialist ist ein echter Künstler und lebt seine Leidenschaft in seiner Tuning-Betrieb komplett aus. Dabei haben es ihm eher die klassischen Modelle der Bayrischen Motorenwerke angetan. Vor diesem E24 besaß er bereits einen E9, also den berühmten 3,0 CLS, sowie einen Dreier der Reihe E21 in der scharfen 2,7 ETA-Version. Da war der Schritt zum hier gezeigten M 635 CSi eigentlich nur logisch. Wobei Marc dem 286 PS starken, aus dem alten M1 stammenden Reihensechszylinder-Motor keine Chance gab und ihn gegen einen moderneren Triebsatz aus einem M5 E34 austauschte.

Nichts für Nostalgiker

Puristen sind sicherlich entsetzt angesichts dieses „Frevels“, aber schon hier zeigte sich, dass Marc ganz klar seine eigenen Ideen umsetzte und absolut nichts auf die Meinung anderer gab. Und es war nicht das letzte Mal, dass er mit seinen Aktionen die Klassik- und Youngtimer-Fraktion gegen sich aufbrachte. Man braucht sich nur die Karosserie anzuschauen, um sich vorstellen zu können, wie viele Vorbehalte dem Blechkünstler aus den Reihen der „Originalitäten“ entgegen wehten. Aus der Sicht der Puristen sicherlich auch nicht ganz unberechtigt. Wenn man aber einen genauen Blick auf dieses Auto wirft, wird auch der härteste Klassik-Vertreter den Hut ziehen müssen vor der Kreativität, der Arbeit und der Mühe des Profi-Tuners.

Bodywork für Extremisten

Die gesamte Blechhaut zeigt sich absolut clean ohne störende Anbauteile oder Embleme. Besonders gelungen erscheint die Integration des Heckstoßfängers in die Karosserie, die dem Hinterteil eine ganz neue Ansicht verleiht. Auch die Seitenschweller und die Kotflügelverbreiterungen aus Blech sind nahtlos eingefügt worden. Dies alles betont die wunderschöne Coupé-Silhouette des Sechsers perfekt! An der Front betrieb Marc ziemlich großen Aufwand, der nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Alleine die Umgestaltung und Neumodellierung des Scheinwerfer/Grill-Bereiches kostete ihn mehrere Tage. Wenn es darum ging, seine Vorstellungen umzusetzen, kannte Marc keine Kompromisse. Bei der Gestaltung des Frontstoßfängers ließ er sich vom BMW CSL-Coupé inspirieren, wohingegen beim ausladenden Heckspoiler der BMW M1 Modell stand.

Schwarz, schwärzer, noch schwärzer…

Die Krönung ist allerdings die Lackierung. Der schwarze Farbton selbst ist noch nicht außergewöhnlich, aber wie tief dieser Lack glänzt, übertrifft jede Erwartung. Erreicht hat das Marc wieder einmal durch extremen Aufwand. Der Lack wurde zwischen den zahlreichen Spritzgängen immer und immer wieder mit 1500-er und 3000-er Schleifpapier bearbeitet, um ein absolut glattes Lackbild zu erreichen. Nach Abschluss der Lackierarbeiten erfolgte eine mehrphasige Politur, bei der zum Schluss mit 13000-er Körnung gearbeitet wurde. Das Ergebnis spricht für sich!

Megatief ohne Airride

Spannend wird es eine Etage tiefer. Bevor wir zu den aufregenden Rädern kommen, widmen wir uns einen nicht weniger interessanten Detail, nämlich dem Fahrwerk. Wer angesichts der Bilder auf ein Airride-System tippt, liegt leider falsch. Marc verbaute ein gekürztes Bilstein-Fahrwerk mit Eibach-Federn und stimmte das System eigenhändig auf dem Nürburgring ab. Die Tieferlegung beträgt 100 Millimeter! Und das Auto fährt damit problemlos, worauf Marc besonders stolz ist. Trotzdem verbaute der Tüftler ein hydraulisches System, mit dem er das Fahrzeug im Notfall etwas anheben kann, um Schäden an der Karosse zu vermeiden.

Die voll polierten Mito-Räder von OZsind eine Augenweide, was auch an den extremen Größen liegt dürfte. Breite Felgen mit relativ schmalen Reifen sind immer eine gutes Rezept für eine krasse Optik. Vorn kommt Marc dieser Maßgabe mit 10×18 Zoll Felgen und 225/40-er Gummis perfekt nach. Die Maße der Hinterachse betragen 12,5×18 und 285/40ZR18 und sind sowieso über jeden Zweifel erhaben.

Nordschleife als Inspirationsquelle

Marc ist ein Fan des Nürburgrings. Die traditionelle Rennstrecke inspirierte ihn beim Umbau seines Sechsers und lieferte bei Abstimmungsfahrten auch jede Menge technischen Input. Damit es ihm auf den „Überführungsetappen“ von heimischen Baarlo in Holland zum Ring nicht allzu öde wird, hat er es sich im Innenraum richtig gemütlich gemacht. Wobei er in diesem Fall einmal die schwarze Leder-Innenausstattung im Originalzustand beließ und sich mit der Montage eines polierten Überrollkäfigs und Rennsportgurten begnügte. Multimedia oder auch nur ein Radio sucht man vergebens, denn Marc lauscht lieber fasziniert den Klängen des Hochdrehzahl-Reihensechszylinders unter der Haube oder der Eigenbau-Auspuffanlage, deren zwei Endrohre etwas außermittig unter dem neuen Heck enden.

Dieses Auto spaltet die BMW-Fraktion wie kaum ein zweites. Diejenigen, denen die Erhaltung des automobilen Kulturgutes am Herzen liegt, können angesichts dieser „Verschandlungen“ sicher nicht mehr ruhig schlafen. Wer aber das Auto durch die Tuning-Brille betrachtet, sieht ein makelloses, kreatives und perfekt verarbeitetes Einzelstück, das einfach begeistern muss!

Technical Facts

Fahrzeugtyp: BMW M 635i E 24, Baujahr 1986

Karosserie: Frontspoiler im 3.0-CSL-Look, Eigenbau-Heckspoiler im M1-Look, Kotflügel verbreitert (Blech), Heck komplett neu modelliert (Blech), Karosserie komplett clean, Scheinwerfergrill modifiziert, alle Scheiben und Scheinwerfer schwarz geflutet, Heckleuchten rot getönt, Lackierung in Tiefschwarz

Motor: Reihensechszylinder Typ S38B38, 3795 ccm, 340 PS, K&N-Filter

Auspuff: „Spagetti“-Auspuffkrümmer, Eisenmann-Anlage ohne Kats mit zwei 90mm-Endrohren

Rad/Reifen: OZ Mito voll poliert, VA 10×18 mit 225/40ZR18, HA 12,5×18 mit 285/410ZR19 Fulda Extremo

Fahrwerk: gekürzte Bilstein-Dämpfer mit Eibach-Sportline-Federn, Tieferlegung 100 mm, Eigenbau-Hydrauliksystem zur Höhenverstellung bei Bedarf

Interieur/Hifi: polierter Wiechers-Käfig mit drei Kreuzen, Zusatzinstrumente in der Mittelkonsole, Sparco-Rennsportgurte

Text: Chris Otto