„Resto-mod“-Z à la Forsberg

Datsun 280Z

„Resto-mod“-Z à la Forsberg

Die Old School-Welle rollt weiterhin und türmt sich gerade zu einem regelrechten Tsunami auf! Auch in der Japan-Tuning-Szene stehen Young- und Oldtimer so hoch im Kurs wie noch nie: Alte Toyota Celicas, frühe Honda-, Mazda- und Mitsubishi-Modelle sowie natürlich die legendären Datsun Z-Sportwagen stehlen den neueren Fahrzeugen auf Treffen und Events geradezu die Show. Und insbesondere letztere Modellreihe steht auch unter den schillernden Celebrities und ausgebufften Profis der Tuning- und Motorsport-Szene hoch im Kurs. Nachdem wir euch bereits in der Maximum Tuner-Ausgabe 4-2016 den grandiosen „FuguZ“-240Z von The Fast and the Furious-Darsteller Sung Kang präsentieren konnten, haben wir hier ein weiteres ganz besonderes Datsun-Coupé für euch: den 280Z des amtierenden Formula Drift-World Champions Chris Forsberg!

Uns allen dürfte an dieser Stelle bereits klar sein, dass es der 34-jährige Profi-Drifter und Speed-Junkie es selbstverständlich nicht bei einer zeitgenössischen Frame-Off-Restaurierung des 1975er Datsun-Coupés belassen konnte: Ähnlich wie auch Sung Kang nahm er einen kompletten „Resto-mod“-Neuaufbau vor, in dessen Zuge der Nippon-Oldie mit zahlreichen modernen High-Performance-Parts auf ein ganz neues Fahrdynamik-Level katapultiert wurde. Nicht umsonst sicherte sich Chris‘ 280Z bei der letztjährigen SEMA-Show in Las Vegas gleich zwei renommierte Trophäen: Der Datsun gewann im Rahmen der bedeutendsten Tuning-Messe der Welt sowohl den Gran Turismo-Best Import-Award als auch den Super Street-Best in Show-Award!

Version 3.0

Und das obwohl Chris‘ Datsun weder ein reinrassiges Track- oder Drift- noch ein Show&Shine-Fahrzeug ist, sondern vielmehr für den „ganz normalen“ Einsatz auf der Straße gebaut wurde – sofern man von einem solchen sprechen kann, wenn am Steuer ein dreimaliger Formula Drift-Champion sitzt. Der hier gezeigte Zustand darf übrigens getrost als „Version 3.0“ bezeichnet werden, denn seit Chris Forsberg den 280Z vor einigen Jahren erwarb, war er bereits in zwei vorherigen Ausbaustufen zu sehen. Perfektion allerdings erlangte das Projekt erst mit seiner jüngsten Evolution.

Moonbeam-Carbon-Breitbau

Die Karosserie des vor mehr als 40 Jahren vom Band gelaufenen Oldtimers erhielt einen „Moonbeam“-Bodykit aus dem Hause CarbonSignal Automotive. Dieses im Emirat Dubai beheimatete Unternehmen ist spezialisiert auf die Konstruktion und Produktion von Carbon-Karosserieparts für historische Japan-Modelle und war damit natürlich prädestiniert, an diesem Resto-mod-Projekt mitzuwirken. Weite Teile des Widebody-Kits mit Bolt-on-Verbreiterungen der Radhäuser, einer weit nach vorn gezogenen „Long Nose“-Frontschürze sowie flachen Schwelleransätzen sind dementsprechend aus leichtem Kohlefasergewebe gefertigt – teils sichtbar, teils in die von einem 1970er Pontiac Firebird Trans Am stammende Wagenfarbe Coronado Gold gehüllt. Einen Hauch von Moderne bringen die Scheinwerfer und die LED-Rückleuchten ins Exterieur-Design ein, die jeweils aus dem Portfolio von Dapper Lighting stammen.

Ein gelungener Spagat zwischen Vintage-Optik und moderner Technik gelingt auch den dreiteiligen SSR Professor MS1-Schmiedefelgen, die in den Dimensionen 9×16 und 10×17 Zoll sowie mit „klebriger“ Hankook Ventus R-s3-Bereifung in 225/50R16 und 255/40R17 an den Z-Achsen verschraubt wurden.

Handling-Upgrades

Dass ein Lenkradartist vom Schlage eines Chris Forsberg auch seinem Streetcar ein messerscharfes und Drift-taugliches Handling abverlangt, liegt auf der Hand. Daher wurde die Fahrwerkgeometrie mittels der Installation eines, sich unter anderem aus Querlenkern und Spurstangen zusammensetzenden, Techno Toy Tuning GTX2-Kits an der Vorderachse sowie einstellbarer Querlenker hinten einmal gründlich umgekrempelt. In Verbindung mit straffen Koni-Federbeinen erinnert nun nichts mehr an das lasche und unverbindliche Geeiere des Serienfahrwerks: Aus einem schlingernden Ozeandampfer ist ein sauber zu steuerndes Rennbot geworden, für welches kontrolliertes Quertreiben – eine kundigen Hand vorausgesetzt – eine leichte Übung ist. Für präzise Richtungsangaben ist darüber hinaus eine elektrische Servolenkung an Bord.

RB25DET-Power!

Apropos Dampfer: Die 150 PS des serienmäßig im 1975er 280Z für milden Vortrieb sorgenden 2,8-Liter-Reihensechszylinders (L28E) taugten nicht eben dafür, die breiten Hinterräder vom Asphalt loszureißen und in Rauch aufgehen zu lassen. Gut also, dass bereits der Vorbesitzer den schwächelnden Sauger durch einen bärenstarken Turbo-Sechsender ersetzte: RB25DET ist angesagt! Diesem legendären Nissan-Aggregat, welches normalerweise in späteren Skyline-Modellen für druckvollen Vortrieb sorgt, wurde ein TiAL/Xona Rotor-Turbolader „verordnet“, welcher dank eines OCD Works ‘HKS T51R Turbo’-Mods das charakteristische Spoolen und Zischen des HKS-Laders akustisch imitiert. Dazu gesellen sich unter anderem ein wunderbarer Custom Plenum Creations-Einlasskrümmer aus Aluminium und Carbon, ein 4-Zoll-Intake sowie speziell angefertigte Charge pipes von AEM, Mishimoto-Kühler für Ladeluft, Wasser und Motoröl, ein TiAL QRJ-Blow-Off-Ventil, ein DOCRace-V-Band-Krümmer sowie 650er Deatschwerks-Injektoren. Dirigiert wird das RB25DET-Orchester von einem APEXi Power FC D-Jetro-Steuergerät. Wie viel Leistung dabei herauskommt? Das können wir nur schätzen. Fest aber steht: genug!

Das 5-Gang-Schaltgetriebe des Datsuns wurde mittels einer 6-Scheiben-Kupplung aus dem Hause ACT an den Turbomotor angebunden, welche sich auch den massiv gestiegenen Belastungen sowie einer härteren Gangart gewachsen zeigt. Die Hinterachse wurde mittels eines Techno Toy Tuning-Umbaus vom R180-Differenzial auf ein R200 umgerüstet – ein umfangreiches Upgrade, welches auch neue Antriebswellen sowie die hinteren Camber Plates beinhaltete.

Die schlappen Serien-Bremsen des Datsuns ersetzte Chris rundum durch kräftiger zupackende Wilwood-4-Kolben-Stopper, die an der Vorderachse auf genutete Bremsscheiben einwirken. Eine hydraulische Fly Off, die zusätzlich zur normalen Handbremse installierte wurde, unterstützt beim Einleiten von Drifts – auch wenn Chris das zweifellos auch anders hinbekommt.

Alcantara meets Carbon

Eine bemerkenswert harmonische Kombination aus Vintage- und modernem Motorsport-Ambiente ist Chris und seinen Projektpartnern bei der Komposition des Interieurs gelungen. So wurden das Armaturenbrett und die Mittelkonsole ebenso mit einer Kombination aus weichem Alcantara und schimmerndem Carbon bezogen wie die Türverkleidungen. Die Kopfstützen-losen CarbonSignal-Retro-Sportsitze wurden vor einem Techno Toy Tuning-Harness bar installiert, welcher den Haltepunkt der 4-Punkt-Gurte von Takata bildet. Ein echter Fall von „Verblendung“ sind die Speedhut-Rundinstrumente: Sie sehen zwar sehr klassisch aus, beherbergen aber moderne Technik, empfängt beispielsweise der Tachometer seine Informationen doch via GPS-Signal. Ebenfalls absolut zeitgemäß ist die Multimedia-Headunit aus dem Hause Clarion. Perfekt abgerundet wird das Cockpit von einem Nardi-Sportlenkrad sowie einem Holz-Schaltknauf mit dem lasergravierte Logo Chris Forsbergs.

Fazit: Chris Forsbergs „Resto-mod“-Datsun 280Z ist weder eine Show&Shine-Trailerqueen noch eine kompromisslose Rennsemmel – dafür hat Chris andere Fahrzeuge in der Garage. Vielmehr handelt es sich um ein ganz „normales“ Old School-Tuning-Projekt, bei dessen Aufbau Zuverlässigkeit, Alltagstauglichkeit und Fahrspaß gleichermaßen im Fokus standen. Auch so kann ein SEMA-Showstar aussehen!

Tech Facts

Nissan 280Z

Baujahr: 1975

Karosserie: CarbonSignal-Moonbeam-Bodykit, Dapper Lighting-Scheinwerfer und -LED-Rückleuchten, Lackierung in Coronado Gold vom 1970er Pontiac Firebird Trans Am

Motor: 2,5-Liter-Reihensechszylindermotor RB25DET, TiAL/Xona Rotor-Turbolader mit OCD Works ‘T51R Turbo’-Mod, AEM-4-Zoll-Intake, AEM-Custom-Charge pipes, Mishimoto M-Line-Ladeluftkühler, Custom Plenum Creations-Carbon/Billet-Einlasskrümmer, DOCRace-V-Band-Abgaskrümmer, TiAL QRJ-Blow-Off-Ventil, Deatschwerks-650cc-Einspritzdüsen, Mishimoto-Wasserkühler und -Ölkühler, APEXi Power FC D-Jetro-Steuergerät

Kraftübertragung: 5-Gang-Schaltgetriebe (FS5W71C), ACT-6-Scheiben-Kupplung, Techno Toy Tuning-Differenzial-Umbau auf R200 (inkl. Antriebswellen und Camber Plates)

Fahrwerk: Koni-Federbeine, Techno Toy Tuning GTX2-VA-Aufhängung (Querlenker und Spurstangen), einstellbare Querlenker hinten

Lenkung: elektrische Servolenkung

Rad/Reifen: dreiteilige SSR Professor MS1-Schmiedefelgen in 9×16 und 10×17 Zoll, Hankook Ventus R-s3-Bereifung in 225/50R16 und 255/40R17

Bremsen: Wilwood-4-Kolben-Bremsanlagen vorn und hinten, hydraulische Fly Off-Handbremse

Innenraum: CarbonSignal-Retro-Sportsitze, Techno Toy Tuning-Harness bar, Takata-4-Punkt-Gurte, Carbon/Alcantara-Armaturenbrett und -Mittelkonsole, Carbon/Alcantara-Türverkleidungen, Speedhut-Rundinstrumente, Nardi-Sportlenkrad, Holz-Schaltknauf mit lasergraviertem Logo

Multimedia: Clarion-Headunit

Fotos: Larry Chen, Text: Sebastian Brühl