Replika-Spyder als Papamobil

Porsche 550 Spyder (Replika) von Boxerpapst.de

5.420.000 Euro – eine gewaltige Summe Geld, die kein Normalverdiener im Laufe eines Arbeitslebens erwirtschaftet. Und doch wurde eben jener Betrag im September 2016 für einen einzigen Porsche bezahlt: Ein 1956er Porsche 550 Spyder erzielte ihn im Rahmen einer Versteigerung des Auktionshauses Bonhams beim Goodwood Revival. Das Fahrzeug mit der Chassisnummer 550-0090 war damals – und ist es zweifellos noch heute – in unrestauriertem, herausragend gutem Originalzustand. Angesichts solcher Preise und einer Zahl von nur etwas mehr als 100 produzierten Fahrzeugen ist es geradezu selbstverständlich, dass es sich beim hier abgebildeten „Porsche 550 Spyder“ aus dem Fuhrpark des Boxerpapstes nicht um ein Original, sondern um eine Replika des legendären Mittelmotor-Roadsters handelt.
Langsamer oder weniger giftig als das Original ist auch Guido Denters Replika – deren Basis vom brasilianische Unternehmen Chamonix und mit dem Baujahr 1957 absolut aus der Lebenszeit des Originals stammt – garantiert nicht!

Doppelt so stark wie das Original

Denn während der „echte“ 550 Spyder seine Motorsporterfolge, darunter unzählige Siege in der 1,5-Liter-Klasse der Sportwagen-Weltmeisterschaft, unter anderem beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und der Carrera Panamericana, sowie ein Gesamtsieg – Porsches erster überhaupt – bei der Targa Florio des Jahres 1956, mit nur 110 bis 135 PS erzielte, geht der Replika-Roadster mit einer Leistung von 220 PS praktisch doppelt so stark an den Start.
Der Leistung gegenüber steht ein fahrfertiges Gesamtgewicht von nur rund 530 Kilogramm, woraus ein Leistungsgewicht von 2,4 kg/PS resultiert. Zum Vergleich: Ein aktueller Porsche 911 GT3 RS ist mit 3,0 kg/PS vergleichsweise „fett“.

Boxer-Motorsport als Familienangelegenheit

Wer ist das, der zunächst einen solch radikalen Leichtbau-Extremsportler auf die Räder stellte, um sich anschließend voller Enthusiasmus hinter dessen kleines Lenkrad zu klemmen? Guido Denter, gelernter Kfz-Schlosser sowie Elektriker und in der Lufti-Szene bestens bekannt als der „Boxerpapst“. Die Leidenschaft für VW- und Porsche-Boxermotoren wurde dem heute 52-Jährigen bereits durch seinen Vater in die Wiege gelegt: Denter senior ging in den 1970er und 1980er Jahren bei zahlreichen Rennsportveranstaltungen an den Start – im Regelfall mit luftgekühlten Boxermotoren aus der hauseigenen Tuningschmiede im Heck. Auf selbige Antriebstechnik vertraute natürlich auch Guido, als er 1985 in die Fußstapfen des Vaters trat und seine eigene Rennsportkarriere begann. Diese gipfelte im Gewinn einiger Meisterschaften im Autocross und Drag Race. Das im Lauf der Jahre gewonnene Motorsport- und Technik Nowhow stellt Guido Denter unter seinem Label Boxerpapst seit vielen Jahren allen VW- und Porsche Enthusiasten zur Verfügung. Dazu verfügt der Boxerpapst im nahe Osnabrück gelegenen Westerkappeln über eine vollständig eingerichtet Motorenbau-Werkstatt sowie ein reichhaltiges Neu- und Gebrauchtteilelager, um jegliche Bearbeitungen und Upgrades nach Kundenwunsch druchführen zu können. Als Demonstrationsobjekt sowie Nachweis der Boxerpapst-Expertise dient nicht zuletzt der hier abgebildete Spyder und natürlich insbesondere dessen kraftvolles Typ 4-Triebwerk. In dessen verstärktem Gehäuse sorgen 105er JE-Zylinder und -Kolben auf H-Schaft-Rennpleuel in Kombination mit einer 86-Millimeter-Kurbelwelle für einen Hubraum von knapp 3,0 Litern. Die Verdichtung beträgt 10,0:1. Die 48×40-mm-Ventilbestückung der GB-Zylinderköpfe wird von einer Schleicher-324-Grad-Nockenwelle mit Spezialstößeln über hauseigene Alu-HD-Stößelstangen und 1:1,5er Kipphebel zum Tanz gebeten, während 48er Weber-Doppelvergaser mit kurzen Ansaugbrücken und langen Einlauftrichtern für die Gemischaufbereitung verantwortlich zeichnen. Eigenproduktionen sind neben den Stößelstangen auch das Gasgestänge mit Leerlaufentkoppelung sowie die Edelstahl-Auspuffanlage mitsamt Fächerkrümmer. Das 260-Millimeter-Kühlgebläse im Porsche-Style ist typgetreu liegend angeordnet.

Halbwegs zeitgenössische Technik-Upgrades

An das Schaltgetriebe mit 8:31-Teller und Kegelrad wurde der starke Typ 4 via eines 200-Millimeter-Schwungrads mit Stage 3-Druckplatte. In Anbetracht einer verkürzten Übersetzung der Gänge 3 und 4 beträgt die Höchstgeschwindigkeit des Spyders bei 7.000 U/min zwar nur rund 210 km/h – dafür aber vergehen die Sekunden bis dorthin im Zeitraffer um mehr möchte man angesichts des herrschenden Sturms im offenen Cockpit auch gar nicht „erfahren“. Eine Schaltwegverkürzung unterstützt darüber hinaus zackige Gangwechsel.
Das Fahrwerk erhielt vom Boxerpapst einige Upgrades, um der erheblich gesteigerten Längs- auch eine passable Querdynamik zur Seite zu stellen: An beiden Achsen kommen nun Spax-Stoßdämpfern zum Einsatz. Die Tieferlegung der Karosserie, mit welcher natürlich auch eine Absenkung des Schwerpunkts einher ging, wurde mittels einer verstellbaren Vorderachse sowie einer geänderten Drehstabeinstellung bewerkstelligt. Angesichts einer nahezu völligen Abwesenheit aerodynamischen Grips stand der Aufbau mechanischer Haftung natürlich im Fokus: Im Asphalt verkrallen sich dementprechend Toyo-Semislicks der Dimensionen 195/55R15 an der Lenk- und 225/45R17 an der Antriebsachse, welche auf Fuchsfelgen-Replikas der Größen 5,5×15 und 7,5×17 Zoll aufgespannt wurden – eine zweifellos extreme Variante der Mischbereifung.
Hinter den Rädern warten an der Vorderachse Scheibenbremsen auf ihren verzögernden Einsatz, während die Hinterhand mit Trommelbremsen ausgestattet ist.

Die Karosserie des Roadsters selbst besteht übrigens – anders als beim aus Aluminium gefertigten Pendant des Originals – aus glasfaserverstärktem Kunststoff und wurde über einen stabilen Gitterrohrrahmen gestülpt. Zentral darin: das spartanisch ausgestattete, aber nicht karge Cockpit. In der komplett mit rotem Kunstleder ausgekleideten Kommandozentrale finden sich perfekten Seitenhalt bietende Sportschalensitze – altersgerecht natürlich ohne Kopfstützen. Hinter dem dreispeichigen 340-Millimeter-Sportlenkrad mit dickem Holzkranz liegt eine originale Porsche 356-Instrumenteneinheit mit mittig platziertem Drehzahlmesser und Tachometer bis 200 km/h.

Alle weitere Informationen zur Porsche 550 Spyder-Replika und zum Angebot des Boxerpapstes gibt es bei:

Boxerpapst
Guido Denter
Hollenbergs Hügel 40
49492 Westerkappeln
Tel.: 0177 / 578 05 23
E-Mail: boxerpapst@web.de
www.boxerpapst.de

Technical Facts

Porsche 550 Spyder (Replika auf Chamonix-Basis)
Karosserie: GFK-Karosserie über Gitterrohrrahmen
Motor: 3,0-Liter-Vierzylinder-Boxermotor, Typ 4-Gehäuse verstärkt, 105-mm-JE-Kolben und -Zylinder,  Kurbelwelle 86 mm Hub, H-Schaft-Rennpleuel, Schleicher-324-Grad-Nockenwelle mit Spezialstößeln, Alu-HD-Stößelstangen (Boxerpapst), 2,0-l-GB-Zylinderköpfe mit Kanalbearbeitung und 48×40-mm-Ventilen, Kipphebel 1:1,5, 48er Weber-Doppelvergaser mit kurzen Ansaugbrücken und langen Einlauftrichtern, 260-mm-Porsche-Style-Kühlgebläse (liegend), Edelstahl-Auspuffanlage mit Fächerkrümmer (Boxerpapst), Edelstahl-Motorentlüftung, Gasgestänge mit Leerlaufentkoppelung (Boxerpapst), Verdichtung 10:1, ca. 220 PS
Kraftübertragung: Schwungrad 200 mm mit Stage 3-Druckplatte, 4-Gang-Schaltgetriebe mit 8:31-Teller und Kegelrad, kurze Übersetzung 3. und 4. Gang, Schaltwegverkürzung
Fahrwerk: verstellbare Vorderachse, geänderte Drehstabeinstellung, Spax-Stoßdämpfer VA/HA
Rad/Reifen: Porsche/Fuchs-Felgen (Replika) in 5,5×15 und 7,5×17 Zoll, Toyo-Semislicks in 195/55R15 und 225/45R17
Bremsen: VA Scheibenbremsen, HA Trommelbremsen
Innenraum: rote Kunstlederausstattung, Sportschalensitze, orig. Porsche 356-Instrumente, 340-mm-Porsche-Style-Sportlenkrad
Gewicht: 530 kg, fahrfertig