Motorsport für die Straße

BAC Mono R und Radical Rapture

Der Traum, einmal in einem echten Rennwagen zu sitzen, begleitet viele Petrolheads womöglich das gesamte Leben lang. Doch wer denk, dass dieser Wunsch zwangsläufig ein ebensolcher bleiben muss, der hat sich womöglich geirrt. Schließlich gibt es Nischenhersteller, die – man kann es kaum anders sagen – regelrechte Rennwagen mit Straßenzulassung in Kleinstserie produzieren. Gleich zwei dieser Unternehmen, beide aus England, haben nun neue Modelle enthüllt. Die perfekte Bühne dafür bot Anfang Juli das Goodwood Festival of Speed, das alljährlich dem Motorsport und der Höchstgeschwindigkeit frönt.

BAC Mono R

Schon seit etwa acht Jahren baut die Briggs Automotive Company (BAC) mit dem Mono ein straßenzugelassenes Fahrzeug, das stilistisch so weit möglich, wie es nur eben geht an ein Formel-Auto angelehnt ist. Es handelt sich – wie der Name bereits verdeutlicht – um einen reinen Einsitzer. In Goodwood war, pünktlich zu zehnjährigen Bestehen von BAC, erstmals eine komplett neue Version zu sehen: der Mono R. Da ein geringes Gewicht einer der Kernaspekte des Wagens ist, wurde an dieser Schraube nochmals gedreht: 25 Kilogramm hat der R im vergleich zum bisherigen Modell abgespeckt und das, obwohl schon dieses nur 575 Kilogramm wiegt!

Innovativer Werkstoff

Um die Reduktion zu erreichen, scheute BAC keine Kosten und Mühen: Erstmals in einem Serienfahrzeug kommt hier mit Graphen verstärktes beziehungsweise optimiertes Carbon zum Einsatz, das bei sämtlichen Karosserieteilen Verwendung findet. Graphen ist ein extrem leichtes und dünnes, aber zugleich außergewöhnlich festes und stabiles Kohlenstoffprodukt. Weiteres Gewicht sparen im 3D-Durck gefertigte Komponenten sowie Chassis- und Getriebe-Elemente aus Magnesium. Ferner besitzt der Mono R eine Titan-Abgasanlage und eine Carbon-Keramik-Bremsanlage mit besonders leichten AP Racing-Sätteln. Diese reduziert nicht nur die ungefederte Masse erheblich, sondern gewährleistet darüber hinaus hervorragende Bremswerte.

Kraftvoller Saugmotor

Gute Verzögerungswerte hat der Mono R auch nötig, schließlich sitzt in seinem Heck ein mit Mountune entwickelter, freisaugender 2,5-Liter-Hochdrehzahl-Vierzylinder, der 345 PS generiert. Dies sind 35 PS mehr als beim normalen Mono und entspricht einer Literleistung von 138 PS – laut Hersteller neuer Rekord für einen Saugmotor im straßenzugelassenen Fahrzeug. Verantwortlich für den Zuwachs zeichnet eine komplette Überarbeitung des Triebwerks, so wurden etwa die Zylinderbohrungen vergrößert und der Hub durch eine modifizierte Kurbelwelle geändert. Neu ist ferner die markante Ansaug-Einheit, über welche das Aggregat Frischluft bezieht. Nicht zuletzt wegen des geringen Fahrzeuggewichts hat der Motor mit dem BAC wortwörtlich leichtes Spiel, sodass der Wagen in nur 2,5 Sekunden auf 60 mph (ca. 96 km/h) und weiter auf bis zu 273 km/h beschleunigt. Auch fahrwerksseitig zeigt sich der Mono Rverglichen mit der Standardt-Version optimiert, besitzt nun beispielsweise erstmals zweifach einstellbare Öhlins-Dämpfer. Die Batterie ist unter dem Fahrer positioniert, was den Schwerpunkt absenkt und zu der nahezu perfekten Gewichtsverteilung beiträgt. Griffigen Kontakt zur Straße gewährleisten Pirelli P Zero Trofeo R-Semislicks in 205/45 ZR17 und 255/40 ZR17, aufgezogen auf leichte Dymag-Felgen, deren Betten aus Carbon gefertigt sind. Übrigens: BAC produziert vom Mono R lediglich 30 Exemplare, die ausschließlich bestehenden Kunden angeboten wurden und bereits ausverkauft sind.

Radical Rapture

Im Gegensatz zum BAC Mono R ist der Radical Rapture, wie alle bisherigen Fahrzeuge des Unternehmens aus Peterborough, stilistisch von LMP-Wagen inspiriert. Er stellt das neue Topmodell des Herstellers dar, der seine Erfahrungen aus seinen erfolgreichen Motorsport-Engagements quasi 1:1 in die Straßen-Ausführungen umsetzt. So besitzt der Zweisitzer natürlich genauso wenig eine Front- wie Seitenscheiben. Stattdessen gibt es einen riesigen, einstellbaren Heckflügel, der in Kombination mit einem Diffusor reichlich Downforce garantiert, während an der Font insbesondere die gleichfalls extrem große Frontspoiler-Ansatz beeindruckt. Hinter den Insassen erheben sich ferner ein großer Überrollbügel und – ähnlich wie beim BAC Mono – eine große Hutze unterhalb derer das Triebwerk sitzt.

Motor von Ford

Dieses Aggregat stammt in diesem Fall nicht aus eigener Entwicklung, sondern es handelt sich um einen von Ford bezogenen 2,3-Liter-EcoBoost-Vierzylinder mit Turboaufladung. Radical überarbeitete den Motor jedoch, sodass er nun eine neue Turbo-Architektur und ein geändertes Luftansaugungssystem aufweist. Somit kommt der Rapture auf eine Leistung von etwa 355 PS sowie 434 Nm. Wenngleich etwas schwerer als der BAC Mono R, ist der Wagen unter anderem dank des Spaceframe-Chassis samt FIA-konformer Sicherheitszelle und Crash-Struktur mit 765 Kilogramm Trockengewicht ebenfalls sehr leicht, sodass auch hier beeindruckende Fahrleistungen resultieren: Aus dem Stand erreicht der Rapture nach drei Sekunden 60 mph respektive 96 km/h, nach nur 8,4 Sekunden stehen schon 100 mph sprich etwa 161 km/h im Tacho. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwa 266 km/h.

Rennsport-Ausstattungsmerkmale

Die Kraftübertragung an die Hinterräder geschieht mittels eines per Schaltpaddeln bedientes, sequenzielles Sechsgang-Getriebes samt Quaife-Differential. Die Bremsanlage verfügt über vorne 300 und hinten 280 Millimeter durchmessende Scheiben sowie Vier-Kolben Sättel. Für eine hervorragende Straßenlage sorgt eine verbesserte Version der umfangreich verstellbaren, sogenannten Nik-Link-Fahrwerkskonstruktion, die Radical eigens entwickelte und sowohl in Rennwagen als auch in straßenzugelassenen Fahrzeugen einsetzt. Weitere Merkmale sind unter anderem austauschbare Stabilisatoren sowie gleichfalls einstellbare Intrax Racing-Dämpfer. Den Kontakt zur Straße übernehmen serienmäßig Hankook-Reifen in 205/45 ZR16 sowie 245/40 ZR17, die auf dementsprechend vorne 16- und hinten 17-zölligen Zentralverschluss-Rädern von Braid aufgezogen sind. Optional gibt es alternativ Rennslicks respektive -Regenreifen für den Einsatz auf dem Track. Den Innenraum prägen ein Alcantara-bezogenes Multifunktionslenkrad, das Armaturenbrett mit LCD-Informationsdisplay sowie zwei Rennsitze mit integrierter Kopfstütze und Vielpunkt-Hosenträgergurten. Direkt nach der Premiere beim Festival of Speed öffnete Radical die Bestellbücher für den Rapture, die Auslieferung soll nun im August beginnen.

Weitere Informationen zu den beiden Straßen-Rennwagen gibt es auch unter:

www.bac-mono.com bzw. www.radicalsportscars.com