Käfer trifft Ratte!

VW Käfer Ratte

Käfer trifft Ratte!

Der Käfer ist nach wie vor der Inbegriff schlechthin für den Ausdruck „Volkswagen“ und eines der weltweit bekanntesten Fahrzeuge. Er hat die automobile Historie maßgeblich mitgeprägt und war dank mehr als 21 Millionen produzierter Exemplare lange Zeit das meistverkaufte Auto der Welt; erst im Jahr 2002 lief ihm mit seinem direkten Nachfolger, dem Golf ein – wie könnte es anders sein? – weiterer VW diesen Rang ab. Die klassischen Karosserieform veränderte sich in über 60 Jahren Bauzeit zwar sukzessive, jedoch jeweils nur relativ geringfügig. Damit eignen sich auch Fahrzeuge späterer Baujahre ideal für die Realisierung einer waschechten „Ratte“.

Um ein solches handelt es sich, obwohl die Optik durchaus etwas anderes suggeriert, bei dem hier gezeigten Exemplar des Wolfsburger Dauerläufers: Es befindet sich im Besitz von Sascha Lücht und ist ein aus Mexiko stammendes Modell des Baujahrs 1984.

60er-Jahre-Look

In Anbetracht der Tatsache, dass der angestrebten Ratten-Stil als Ziel ein möglichst heruntergekommenes und gerne auch altes Erscheinungsbild vorgibt, verordnete Sascha seinem Käfer jedoch umgehend eine Anti-Verjüngungskur – der VW erhielt einen Rückbau auf die Optik der Modelle aus den 1960ern. Dies erreichte Sascha mit Hilfe von Export-Stoßstangen, einer langen Motorhaube sowie dicker, seitlicher Zierleisten unterhalb der Fensterlinie. Darüber hinaus verfügt der zur Ratte mutierte Käfer selbstverständlich über die auf den vorderen Kotflügeln platzierten Seitenblinker, die VW im Laufe der 70er Jahre in die Stoßstange verlegte, und sogar die kleinen Rückleuchten statt der späteren „Elefantenfüße“. Des Weiteren unterstützen Albert-Schwanenhals-Spiegel, weiße Kotflügelkeder und Fensterdichtungen, Scheinwerferblenden, ein gelber Zusatzscheinwerfer an der Front, die Anhängerkupplung und ein roter Frontscheiben-Sonnenschutz den klassischen Ratten-Look.

Spektakulärer Dachaufbau

Highlights sind jedoch die zeitgenössischen Skier in einem 60er-Jahre-Halter am Heck, der Firestone-Swampcooler und der liebevoll eingerichtete Dachgarten des Käfer: Auf dem Gepäckträger finden sich neben einem dubiosen Koffer und dem Benzinkanister gleich mehrere potenzielle Ersatz-Fortbewegungsmittel – für den gefürchteten Fall, dass der VW mal streiken sollte. Alternatives Fahrzeug der Wahl ist wohl üblicherweise das verzurrte Dreirad, aber selbst für etwaig aufkreuzende Hexen findet sich das passende Fluggerät. Weiteres markantes Merkmal auf dem Dach des Käfers ist das am Gepäckträger montierte, vordere Kennzeichen. Somit ist der Blick frei auf den externen, in der Frontstoßstange installierten Ölkühler. Für eine Ratte verhältnismäßig gut erhalten ist übrigens der Lack des Wolfsburgers: Zwar nagt die braune Pest teilweise schon am Blechkleid, dennoch erstrahlt die Karosserie überwiegend in mattem Schwarz und weist sogar feine Pinstripes über den Front- und Heckleuchten auf.

Klassische 15-Zöller

In den vorderen Radkästen drehen sich mit verchromten Radkappen versehene, rote Felgen, im Format 4,5×15 Zoll ET41 samt 145/65er-Pneus, während hinten breite 9×15 Zoll messende Pendants mit einer Einpresstiefe von -19 und 225/50er-Bereifung montiert sind. Um letztere problemlos verstauen zu können, wurden die betreffenden Kotflügel um acht Zentimeter pro Seite verbreitert. Damit ist zudem der Weg frei für die üppige Tieferlegung, welche vorne von einer Tieferlegungsachse mit luftunterstützten Dämpfern und an der Hinterachse von roten Koni-Dämpfern mit angepassten Drehstäben herrührt. Weitere technische Verfeinerungen betreffen den verhältnismäßig großvolumigen Boxermotor mit 1.776 Kubikzentimetern Hubraum, der mit einem IDF-Vergaser und einem 123-Zündverteiler ausgerüstet ist, wobei letzterer sogar über eine Bluetooth-Verbindung verfügt. Zu guter Letzt passte Sascha den Innenraum seines Käfers ebenfalls an: Dort finden sich ein Luisi-Holzlenkrad, welches gut zum 60er-Jahre-Stil des VWs passen, während Elemente wie die Bug-Tech-Schaltung, Zusatzinstrumente, Recaro-Teilledersitze oder das Radio tendenziell schon zu modern für das Zeitalter erscheinen. Nichtsdestotrotz hat Sascha ein in seiner Gesamtheit beeindruckendes und überzeugendes Ratten-Fahrzeug geschaffen!

Technical Facts

Fahrzeugtyp: VW Käfer

Baujahr: 1984

Karosserie: Auf 60er-Jahre-Optik zurückgebaut u.a. mit langer Motorhaube, dicken Zierleisten, Albert-Schwanhals-Spiegeln und Export-Stoßstangen, hintere Kotflügel um 8 cm pro Seite verbreitert, Firestone-Swampcooler, Dachgarten mit Ersatzfahrzeug, 60er-Jahre-Ski-Halter inkl. Skiern, roter Sonnenschutz, Anhängerkupplung, matt-schwarzer Lack mit diversen Pinstripes in Verbindung mit echtem Rost, weiße Fensterdichtungen, weiße Kotflügelkeder

Motor: 1.776 ccm-Vierzylinder-Boxermotor mit 40er-IDF-Vergaser und 123-Zündverteiler samt Bluetooth-Verbindung, externe Ölkühleranlage

Fahrwerk: Tieferlegungsachse vorne mit luftunterstützten Dämpfern, Koni-Special-Dämpfer (rot) mit angepassten Drehstäben

Rad/Reifen: Felgen in 4,5×15 Zoll und 9×15 Zoll mit Weißwand-Bereifung in 145/65R15 und 225/50R15

Innenraum: Luisi-Holzlenkrad, Bug-Tech-Schaltung, Recaro-Teilledersitze, VDO-Zusatzinstrumente

Text: Simon Mombartz, Fotos: Alexander Karsten