Irre Zeitmaschine: 450 PS im EcoBoost-F-1

Ford F-1 von Wagner Tuning

Ford F-1 von Wagner Tuning

Hierzulande mag man es kaum glauben: Das meistverkaufte Auto der Vereinigten Staaten von Amerika ist nicht etwa ein Kompakt- oder Mittelklasse-Modell, sondern ein Pick-up. Und wir sprechen hier nicht etwa von einer Momentaufnahme, sondern von einem seit Jahrzehnten angestammten Dauerzustand: Seit mehr als 35 Jahren führen die F-Modelle aus dem Hause Ford die US-Zulassungsstatistik an. Die glorreiche Erfolgsgeschichte der F-Models reicht sogar bis in die Nachkriegszeit zurück: Die erste Generation der F-Serie kam bereits 1948 auf den Markt.

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Während über Dekaden hinweg mit einer gewissen Selbstverständlichkeit großvolumige, bollernde V8-Motoren unter den Motorhauben der wechselnden F-Modell-Generationen für lässig aus dem Ärmel geschüttelte Antriebskraft sorgten, greift die Downsizing-Welle inzwischen auch in den USA raumgreifend um sich und erfasste so natürlich auch Fords F-Serie. Zwar ist auch deren nunmehr dreizehnte Generation noch mit einem frei saugenden 5,0-Liter-V8 erhältlich, die doppelt aufgeladenen und mit sattem Schub überzeugenden 3,5- und 2,7-Liter-EcoBoost-V6-Aggregate allerdings gewinnen stetig an Beliebtheit.

Dies spielt natürlich den im sachsen-anhaltischen Dessau-Roßlau beheimateten Ladeluftkühlungs-Spezialisten von Wagner Tuning in die Hände, ist ein effizienter Ladeluftkühler doch essenzieller Bestandteil eines jeden modernen Turbomotors – besonders, wenn das Fahrzeug gerne in warmen oder gar heißen Gegenden unterwegs ist, wie sie in den USA häufig vorkommen.

Was lag für das Unternehmen, welches über eine in Fresno/Kalifornien stationierte US-Division verfügt, also näher als einen F-Truck als Basis für sein amerikanisches Showfahrzeug zu wählen? Denn schließlich hat Wagner Tuning für die EcoBoost-Motoren, wie sie in diversen Ford-Modellen zum Einsatz kommen, passende und leistungssteigernde Ladeluftkühler im Sortiment.

Oldtimer als Träger moderner Technik

Einfach einen hauseigenen Ladeluftkühler in einen neuen Ford F-150 zu schrauben jedoch, das war den Wagner-Jungs natürlich zu unkreativ. Und so war es eine glückliche Fügung des Schicksals, dass Henry Bueno, seines Zeichens General Manager of Wagner Tuning North America, zufällig einen alten, ziemlich heruntergekommenen F-1-Truck aus dem Baujahr 1951 entdeckte, welcher zum Verkauf stand. Nach kurzer Rücksprache mit dem Hauptquartier in Deutschland entschied man sich dazu, den zwar rostigen aber rüstigen Oldie zu erwerben und ihn als Basis für das Projektfahrzeug zu nutzen. Mit diesem ungewöhnlichen Vorhaben stieß Henry Bueno beim deutschen Firmeninhaber Carsten Wagner auf großes Interesse und offene Ohren, ist der 44-Jährige doch nicht nur ein echter Petrolhead, sondern dabei insbesondere auch ein besonderer Freund klassischer US-Cars.

Aufwändige Herztransplatation

Doch halt! Der 50er-Jahre-F-1 ist von einem EcoBoost-F-150 doch so weit entfernt, wie eine Junkers Ju 52 von einem Airbus A380?! Stimmt – und gerade das machte den herausfordernden Reiz des Projekts aus, welches Wagner Tuning weiten teils in Kooperation mit Stone Fab realisierte. In den Werkstätten der Custom-Schmiede nämlich wurde der F-1 durch Jacob Stone und sein Team „Frame-off“ in rund viermonatiger Arbeit komplett neu aufgebaut.

Und dieses vielzitierte Attribut ist selten wörtlicher zu nehmen, als in diesem Fall, konstruierte Stone Fab für den Truck doch eigens einen komplett neuen Rahmen, wobei das Ziel einer maximalen Tieferlegung ganz oben im Lastenheft stand. Diese Anforderung darf als „uneingeschränkt erfüllt“ gelten, legt der einst von simplen Blattfedern getragene Oldtimer doch nach der Installation eines modernen Luftfahrwerks nun seine seitlichen Trittbretter bei vollem Tiefgang doch glattweg auf dem Untergrund ab.

„Luftiges“ Heck

Ein Blick auf die „Ladefläche“ des rundum deutlich von 67 Jahren Auto-Leben gezeichneten Trucks sorgt dann vollends für Entzücken: Geradezu skulptural wurde in diesem Bereich die Airride-Technik arrangiert und präsentiert. Eyecatcher sind hier zweifellos die beiden in leuchtendem Kupfer lackierten, nahtlosen Specialities Suspensions-Lufttanks, auf welchen auch gleich die Air Lift Performance-Ventileinheit montiert wurde. Offen sichtbar liegen in der offenen Rahmenkonstruktion des Stone Fab-Custom-Chassis, welche einen freien Blick bis auf die Fahrbahn erlaubt, flankierend die beiden Viair-Kompressoren sowie natürlich die hinteren Luftfederbälge des Airrides.

Herztransplantation über 13. F-Modell-Generationen

Nicht weniger Begeisterung verursacht ein Blick unter die Motorhaube. Denn dort hielt – entsprechend der Bestimmung des F-1, als Demonstrationsobjekt für Wagner Tunings Ladeluftkühler zu dienen – ein 3,5-Liter-EcoBoost-V6 mit Biturbo-Aufladung Einzug, der in diesem Fall aus einem Ford Expedition transplantiert wurde, so aber auch im 2015er F-150 für druckvollen Vortrieb sorgte. Natürlich passte der moderne Motor alles andere als „Plug & Play“ in den Maschinenraum des Urahnen: Dieser musste ebenso umfassend umgearbeitet werden, wie auch andere Bereiche der – auf den ersten Blick völlig unverändert erscheinenden – Karosserie.

Doch auch der aufgeladene Sechsender selbst erhielt einige leistungssteigernde Upgrades. Neben dem großen Wagner-Ladeluftkühler kamen ein AIRAID-Cold Air Intake sowie ein Turbosmart-Blow Off-Ventil an Bord. Ein K&N-Ölfilter sowie eine UPR-Oil Catch Can hielten Einzug in den Schmiermittelkreislauf, während ein Be Cool-Radiator die Kühlwassertemperaturen im grünen Bereich hält. Der Kraftstoff des Sechsenders wird in einer Sicherheitstankzelle im Heck bevorratet.

Passende Verkabelung stand selbstverständlich ebenfalls nicht „Prêt-àporter“ bereit: Die Spezialisten von Painless Wiring aus Fresno konstruierten einen maßgeschneiderten Kabelbaum für die Kommunikation des in den Oldie transplantierten State of the Art-Antriebsstrangs. Die Abgase schließlich entweichen unter kernigem Grollen und tieffrequentem Röhren durch eine Magnaflow-Auspuffanlage. Nach einer abschließenden Softwareanpassung der EcoBoost-Steuergeräts an die neue Hardware und die vollkommen veränderte Motor-Peripherie durch MPT Performance in Florida leistet das aufgeladene 3,5-Liter-Aggregat stattliche 450 PS.

Gewaltig: 12×22 Zoll mit 305/40R22

Parallel zum Biturbo-Motor zog auch die komplette 6-Gang-Automatik anno 2015 mit in den 1951er F-1 um. Dazu hielten ein 9-inch-Rear End von Currie sowie Fearless Gear-Achsen Einzug in den Show-Truck. An deren Enden rotieren die Kombinationen dreiteiliger Rotiform LBG-Felgen mit Falken-Gummis, welche insbesondere hinten gewaltige Dimensionen aufweisen: Während die 9×20-Zöller der Lenkachse mit 245/35er Falken-Bereifung bestückt wurden, wird die Biturbo-Power des Wagner-F-1 von 305/40R22er Walzen auf den Asphalt übertragen, welche auf 12×22 Zoll messende Mehrteiler mit gewaltigen Edelstahl-Stufenbetten aufgezogen wurden.

Gut sichtbar sind durch die vergleichsweise filigranen, astförmig verzweigten Sterne der Rotiform-Felgen die speziell für dieses Fahrzeug angefertigten BAER-Bremsanlagen, welche den gedopten Ford-Truck mit 6-Kolben-Sätteln sowie gelochten und genuteten 400-Millimeter-Bremsscheiben an der Vorder- bzw. 4-Kolben-Sätteln und 355er Scheiben an der Hinterachse allzeit perfekt im Griff haben.

Gemütliches Cockpit

Selbstverständlich wurde das Customizing auch im Führerhaus des F-1-Trucks fortgesetzt: Als Kontrast zum Used-Look der äußeren Hülle allerdings empfängt die Passagiere hier eine einladene braune Leder-Landschaft. Die Sattler von Eduardo’s Upholstery in Fresno bezogen sowohl die durchgehende Sitzbank, welche bis zu drei Personen Platz bietet, sowie Teile der Türverkleidungen, die Mittelkonsole und den Kranz des gefrästen Billet Specialties-Lenkrads mit braunem Glattleder. Passend dazu wurden diverse Cockpit-Oberflächen von Clovis Powder Coat in schimmerndem Braun metallic lackiert. Auf den modernen Antriebsstrang des Truck-Oldies weisen in diesem 1950er-Jahre-Ambiente lediglich der große Automatik-Wählhebel sowie – bei näherem Hinsehen – die bis 120 MPH reichende Tachometerskala der im klassischen Look gehaltenen Dakota Digital-Instrumente hin.

F-1 auf Europa-Tournee

Nachdem der EcoBoost-F-1 im Jahr 2016 zunächst auf der SEMA-Show und später auf diversen weiteren Tuning- und US-Car-Events in den USA für Aufsehen sorgte, wurde er pünktlich nach Europa verschifft, um auf der letztjährigen Essen Motor Show dem staunenden Publikum präsentiert zu werden. In den kommenden Wochen und Monaten wird das Fahrzeug ferner auf verschiedenen weiteren europäischen Events zu sehen sein.

Technical Facts

Ford F-1

Baujahr: 1951

Karosserie: diverse „unsichtbare“ Modifikationen bei beioriginale Patina, Wagner Tuning-Pinstripe

Motor: 3,5-Liter-EcoBoost-V6 mit Biturbo-Aufladung, Wagner Tuning-Ladeluftkühler, AIRAID-Cold Air Intake, Turbosmart-Blow Off-Ventil, K&N-Ölfilter, UPR-Oil Catch Can, Be Cool-Wasserkühler, Nex Gen-Lithium-Batterie, Painless-Kabelbaum, Magnaflow-Abgasanlage, Custom-Tankzelle im Heck, 450 PS

Kraftübertragung: 6-Gang-Automatik vom 2015er Ford F-150, Currie-9-inch-Rear End, Fearless Gear-Achsen

Fahrwerk: Stone Fab-Custom-Chassis, Air Lift Performance-Luftfahrwerk, Viair-Kompressoren, nahtlose Lufttanks von Specialities Suspensions

Rad/Reifen: dreiteilige Rotiform LBG-Felgen in 9×20 und 12×22 Zoll, Falken-Bereifung in 245/35R20 und 305/40R22

Bremsen: BAER-Bremsanlage mit 6-Kolben-Sätteln vorn und 4-Kolben-Sätteln hinten, gelochte und geschlitzte Scheiben

Innenraum: braune Lederausstattung, Billet Specialties-Lenkrad und diverse Cockpit-Oberflächen in Braun metallic lackiert, Ididit-Lenksäule, Dakota Digital-Instrumente

Weitere Infos findet ihr unter:

www.wagner-tuningshop.de oder Tel.: 034901/ 59 70-0