Testtrack, BMW 330d Touring

Audi, BMW und Mercedes leisten sich traditionell einen erbitterten Dreikampf um die Krone in der Premium-Mittelklasse. Dabei zeichneten A4, 3er und C-Klasse lange durch unterschiedliche Charakterzüge aus: Der Stuttgarter war primär gediegen komfortabler Gleiter, der Münchener unangefochtener Dynamiker – für den Ingolstädter blieb wenig Raum sich zu profilieren, er ordnete sich irgendwie dazwischen ein. Obwohl die Grenzen hier zunehmend verschwimmen, ist für viele sportlich ausgerichtete Fahrer wohl nach wie vor der BMW die erste Wahl. Wir haben den aktuellen 3er zum Tanz gebeten – als 330d Touring mit 265-PS-Diesel.

Rein optisch bringt der Kombi seine Ansprüche schon einmal unmissverständlich zum Ausdruck. Dies gilt vor allem für die mit 6.100 Euro Aufpreis zu Buche schlagende Ausstattungslinie M Sport, über die unser Testwagen verfügte. Sie umfasst ein eigenständiges Bodykit mit bulliger Front und farblich abgesetztem Heckeinsatz. Auch im Übrigen weiß der Look zu überzeugen, nicht zuletzt, da BMW hier noch auf die übergroßen Kühlergrill-Nieren wie bei anderen aktuellen oder kommenden Modellen verzichtete.

Der Innenraum überzeugt ebenfalls, die Materialien sind hochwertig und gut verarbeitet, dank der M Sport-Ausstattung sind serienmäßig unter anderem Sportsitze mit Kunstleder/Alcantara-Bezügen, das M Lederlenkrad und eine Klimaautomatik an Bord. Die Bedienung ist auf mehrere Arten möglich: neben dem Touchscreen, Lenkrad-Tasten und Sprachsteuerung ist der bewährte iDrive-Regler nach wie vor eine hervorragende Variante. Eher als Spielerei ist unterdessen wohl die Gestensteuerung zu bezeichnen, die zudem Aufpreis kostet. Ohnehin ist die Liste der optionalen Ausstattungen, wie bei Premium-Herstellern üblich, nichts für schwache Nerven: So sind diverse der Komfort- und Infotainment-Annehmlichkeiten wie die elektrische Sitzverstellung mit Memory, DAB-Empfang, das Head-up-Diplay und das BMW Live Cockpit ConnectedDrive-Multimedia-System mit digitalen Armaturen aufpreispflichtig. So schnellen die Kosten vom 330d Touring-Basispreis von 51.650 Euro (Modellvariante Advantage) rasant in die Höhe; im getesteten Zustand steht der Wagen mit mehr als 80.000 Euro in der Liste.

In dem Aufpreis von knapp 30.000 Euro sind dann auch technische Extras wie das Laserlicht, die M Sportbremse und das M Sportdifferential enthalten. Vor allem letztgenanntes begünstigt das dynamische Fahrverhalten des 330d zusätzlich. Die 265 PS und 580 Nm Drehmoment des Dreiliter-Reihensechszylinder-Turbodiesels sorgen für erhabenes Vorankommen: Der Motor bietet jederzeit einen hervorragenden Durchzug und fühlt sich auch in Geschwindigkeits-Bereichen jenseits der 210 km/h wohl. Zugleich hält er sich hinsichtlich des Verbrauchs zurück: Selbst bei zügiger Fahrt genügen um die acht Liter, bei gemütlicherer Gangart sind Werte von knapp über sieben Litern möglich. Zudem fährt der BMW stets unaufgeregt und sicher; bleibt selbst im Grenzbereich gutmütig und leicht beherrschbar. Das Fahrwerk ist zwar sportlich-straff ausgelegt und erlaubt kaum Seitenneigung, zugleich aber sehr komfortabel: So muss der 3er sogar den Vergleich mit dem 5er Touring nicht scheuen, zumal kaum Fahrgeräusche von außen ins Cockpit gelangen.

Fazit: Der BMW 330d ist quasi das perfekte Alltagsauto für sportive Fahrer, die eine zügige, stets souveräne Gangart mögen, aber auf Komfort und Langstreckentauglichkeit nicht verzichten wollen. Speziell in der M Sport-Ausstattung gehört der Wagen mit der sportlichen Optik, dem hochwertig ausgestattetem Interieur und seinem überzeugendem Technik-Paket zum Besten, was die Mittelklasse zu bieten hat. Als Touring kommt sogar der Nutzwert nicht zu kurz und der BMW bewältigt auch mal etwas größere Transportaufgaben. Einziger Wermutstropfen ist zweifellos die Preisgestaltung, hinsichtlich des Basispreises und der Zusatzausstattung gleichermaßen. Mit 50.000 bis 80.000 Euro dürfte der 330d Touring für viele junge Familien und Normalverdiener nur schwer erschwinglich sein.