Ford Falcon: Der rasende Falke

1963er Ford Falcon Futura 2D HT

1963er Ford Falcon Futura 2D HT

Erwähnt man hierzulande in einem Gespräch unter Petrolheads, dass man in der Freizeit gerne an seinem „Tracktool“ schraubt und mit selbigen auf die Rennstrecke geht, dann gehen die Gedanken des Gegenübers zunächst wohl meist in Richtung der üblichen Verdächtigen, die man an schönen Sonntagen bei Touristenfahrten und Trackdays auf Nürburgring und Co sieht: BMW 3er aller Generationen, Porsche 911 GT3, Renault Mégane, BMW M2 und M4, Suzuki Swift Sport, Hyundai i30 N. Sowas halt. Wenn es ein US-Car sein soll, dann vielleicht noch ein aktueller Mustang oder Camaro. Aber ein 1963er Ford Falcon?! Wer schickt einen solchen Veteranen auf den Track? Marco Kiefer aus Königswinter tut das. Regelmäßig balgt sich der 54-jährige Vertriebler mit seinem 1960er-Jahre-Limousine auf verschiedenen Rennstrecken mit Kontrahenten der oben genannten Kategorie.

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Und den Falcon „hastig“ zu bewegen ist längst nicht so absurd, wie es auf den ersten Blick scheint – ganz im Gegenteil! Ford selbst setzte den Falcon, mit 4,60 Metern Länge nach US-Maßstäben ein regelrechtes „Kompaktklasse-Auto“, im Motorsport ein. Und dies nicht nur bei Stock Car-Rundstreckenrennen im Heimatland, sondern sogar im internationalen Rallye-Sport: 1963 und 1964 ging der Falcon bei der legendären Rallye Monte Carlo an den Start. Somit verfügte das Auto natürlich über eine FIA-Homologation – und bot sich damit für Marco als Aufbau-Basis eines H-fähigen, sportlichen US-Cars an. Denn der hatte an seinem bis dahin regelmäßig pilotierten MGB GT V8 etwas die Freude verloren und Lust auf einen „hoch drehenden und etwas leistungsstärkeren“ V8 bekommen. Als er bei historischen Autorennen neben den allgegenwärtigen Mustangs auch immer häufiger auch einen Falcon sah, stieg er tiefer in die Recherche bezüglich eines solchen Autos ein. Zu sehen und zu finden waren allerdings meist die kantigeren 1964er- und 1965er-Modelle, die Marco weniger gut gefielen als der klassischere 63er.

Basisfahrzeug aus den Niederlanden

Ein passendes Modell fand er nach einiger Suche dann schließlich in Holland – und nahm in den folgenden Jahren den Tracktool-Umbau hin zum hier dokumentierten Zustand vor. Was sich so lapidar anhört, war ein „Performance-Puzzle für Fortschrittene“. Denn von der Stange gibt es für den 1963er Falcon praktisch keine passenden Motorsport-Parts zu kaufen, sodass zahlreiche Transfer- und Eigenbau-Lösungen gefragt waren, die Marco mit Hilfe intensiver Internetrecherchen und Support durch Bastian Ebener von American Muscle Motorsports & Services aus Stolberg realisierte.

Die Karosserie des Zweitürers mit – ursprünglich – luxuriöser Futura-Ausstattung bliebt dabei weitgehend im Serienzustand, ganz dezent. Lediglich gelbe Zusatzscheinwerfer verbreiten Sportlichkeit. Und die Aluminium-Luftsammler unter dem Bug werden wohl nur ausgewiesenen Experten sofort ins Auge stechen. Marco verwendet zwei unterschiedliche Radsätze: Im Alltag rollte der Falcon auf seinen hier abgebildeten 6×15-Zoll-Steelies mit Bereifung in 215/70R15, durch den Straßenverkehr, während für Track-Einsätze etwas breitere American Racing Torque Trust D-Alufelgen in 7×15 Zoll mit deutlich mehr Grip aufbauenden Toyota R888R-Semilicks der Dimension 225/50R15 montiert werden.

Drehzahlfester Stroker-Small Block mit 440 PS

Unter der Motorhaube tat sich dafür umso mehr! Das Husten und Donnern der Abgase durch Fächerkrümmer mit X-Pipe und Simons-Endschalldämpfer verrät schon, dass hier ein zorniges Triebwerk lauert: Wo einst ein relativ zahmer 260cui-Challenger-V8 hauste, lauert heute ein 347er-Stroker-Small Block von Ford Racing mit AFR-Köpfen, Kurbelwelle und Pleueln von Scat, Alu-Wasserkühler und diversen weiteren Performance-Parts. „Drehzahlfest bis 7.000 Touren“, verrät Marco. Ein Prüfstandslauf ergab rund 440 PS.

 1963er Ford Falcon Futura 2D HT

Diese steht einem Leergewicht von nur 1.320 Kilogramm gegenüber, sodass sich ein Leistungsgewicht von exakt 3,0 kg/PS ergibt. Zum Vergleich: Damit steht der 63er Falcon deutlich besser da als beispielsweise ein aktueller Mustang Dark Horse (3,8 kg/PS).

An die Hinterräder vermittelt wird die Leistung via eines verstärkten Tremec T5-Schaltgetriebes und mit Hilfe der Lamellensperre der verschmälerten Ford 8.8-Achse. Vorne kommen straffe Bilstein Racing-Dämpfer in Kombination mit härteren Federn zum Einsatz. Sturz und Geometrie wurden im Hinblick auf Track-Einsätze angepasst. Eingeschweißte Subframe Connectors, ein komplett nachgeschweißter Vorderwagen sowie ein Watts-Gestänge sorgen für Stabilität – und somit ein präziseres Fahrverhalten.

Custom-Bremsen-Upgrade

Natürlich verlangte auch die Bremsanlage – traditionell nicht die Paradedisziplin von US-Oldies – nach einer Aufrüstung. Gemeinsam mit AMAS konstruierte und installierte Marco für die Vorderachse eine Custom-Bremsanlage mit 4-Kolben-Sätteln vom Lincoln Continental und innenbelüfteten 12-Zoll-Scheiben an Ford Full Size-Achschenkel, welche von den eingangs erwähnten Luftsammlern mit Kühlluft angeströmt wird. Die hinteren Scheibenbremsen brachte die Ford 8.8-Achse praktischerweise direkt mit.

Weitaus mehr als äußerlich stehen die Zeichen im Innenraum des Falcons auf „Motorsport“: Die beiden Sabelt-Schalensitze werden von einer vertrauenerweckenden, eingeschweißten FIA-Zelle mit Kreuz und Knotenblechen sicher umschlossen. Durch das dreispeichige Momo Prototipo-Lenkrad blickt Marco geradeaus auf den angestammten Balkentacho, während mittig auf dem feuerroten Armaturenbrett ein großer Racetech-Drehzahlmesser platziert wurde. Nur kurz ist der Weg der rechten Hand vom Volant hin zum hoch aufragenden Hurst-Schalthebel. Ansonsten gibt’s im Cockpit viel nacktes Blech – wie sich das für ein Tracktool gehört. Im ehemaligen Kofferraum wurden die Rhodes-Sicherheitstankzelle und die Batterie untergebracht.

Also: Wenn bei einem Trackday oder auf eine Landstraße rund um Königswinter einmal ein vermeintlich „langsamer“ Ford Falcon im Rückspiegel auftaucht…Platz machen. Ist besser so.

Technical Facts

Ford Falcon Futura 2D HT

Baujahr: 1963

Karosserie: gelbe Zusatzscheinwerfer

Motor: 347 cui-Ford-Small Block-Stroker-V8, 5,7 Liter Hubraum, Ford Racing-Motorblock, AFR-Zylinderköpfe, Scat-Kurbelwelle und -Pleuel, Alu-Wasserkühler, Solid Lifter, Fächerkrümmer mit X-Pipe, Simons-Endschalldämpfer, 440 PS

Kraftübertragung: verstärktes Tremec T5-Schaltgetriebe

Fahrwerk: VA Bilstein Racing-Dämpfer mit härtere Federn, Tieferlegung, 1-Zoll-Querstabi, Sturz und Geometrie geändert, HA Ford 8.8 verschmälert mit Lamellensperre, Watts-Gestänge, Subframe Connectors eingeschweißt, Vorderwagen komplett nachgeschweißt

Rad/Reifen: Stahlfelgen in 6×15 Zoll mit Bereifung in 215/70R15, für Track American Racing Torque Trust D-Alufelgen in 7×15 Zoll mit Toyota R888R-Semilicks in 225/50R15

Bremsen: VA Custom-Bremsanlage von AMAS mit 4-Kolben-Sätteln vom Lincoln Continental und innenbelüfteten 12-Zoll-Scheiben, Ford Full Size-Achschenkel, Custom-Bremsbelüftungen, HA Scheibenbremsen

Innenraum: FIA-Zelle mit Kreuz und Knotenblechen etc. eingeschweißt, Sabelt-Schalensitze, Sabelt-6-Punkt-Gurt für Fahrer, Sandtler-4-Punkt-Gurt für Beifahrer, Momo Prototipo-Lenkrad, Racetech-Drehzahlmesser, Hurst-Schalthebel, Bodenbleche erneuert, Rhodes-Sicherheitstankzelle im Kofferraum, Batterie in den Kofferraum verlegt