E-Auto nach Zuffenhausener Art

Präsentation Porsche Taycan

Die Diskussionen um die Elektrifizierung des Automobils und die ebenso in Deutschland wie in anderen Staaten forcierten Bemühungen, diese voranzubringen, dauern nun bereits einige Jahre an. Und sie tragen immer mehr und deutlich sichtbarere Früchte: Kaum ein großer Hersteller wendet sich heutzutage noch vom Elektroauto (oder zumindest der Hybridisierung) ab. So hat auch Porsche nun das erste reine E-Fahrzeug der Marke vorgestellt. Vier Jahren sind seit der Präsentation des Mission E Concept auf der IAA 2015 vergangen, bis die Studie zum groß angekündigten und gespannt erwarteten Serienmodell Taycan gereift ist.

Dieses feierte nun wenige Tage vor der Publikumspremiere auf der diesjährigen IAA in Frankfurt seine Enthüllung bei einem außergewöhnlichen Event. Es fand auf drei Kontinenten gleichzeitig statt, moderiert durch den ehemaligen Forme 1-Rennfahrer Mark Webber. Die Locations waren ein Solarpark bei Berlin, die Niagarafälle in Nordamerika und der Windpark auf einer chinesischen Insel – und sollten symbolisch für verschiedene Möglichkeiten der nachhaltigen Energiewirtschaft stehen. Porsche hat sich also einiges ausgedacht für den spektakulären Rahmen, das Einzige, was am Ende wirklich interessiert, dürfte aber wohl dennoch das Fahrzeug an sich sein.

Zum Start zwei Ausführungen

Daher wollen wir dieses natürlich genauer unter die Lupe nehmen. Der Taycan wurde zunächst in zwei verschiedenen, leistungsstarken Ausführungen präsentiert, als Turbo sowie als Turbo S – das lassen wir jetzt einmal so stehen, ohne über die Sinnigkeit dieser Namensgebung zu nachzudenken; nur so viel: Sie zeugt von kompromissloser Konsequenz. Der Turbo S fungiert als Topmodell und seine beiden Elektromotoren – einer an der Vorder-, einer an der Hinterachse, womit ein Allradantrieb entsteht – generieren satte 560 kW. Nach der, bei E-Autos zugegebenermaßen nur bedingt angebrachten, Umrechnung in Pferdestärken resultiert ein Wert von beachtlichen 761 PS. Damit katapultiert sich der Wagen in 2,8 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 260 km/h, was der Turbo S mit dem Turbo gemein hat. Und auch die übrigen Werte des schwächeren Modells beeindrucken kaum weniger: Er kommt auf 500 kW respektive 680 PS, womit Tempo 100 innerhalb von nur 3,2 Sekunden erreichen kann.

Neuheit: 800-V-Systemspannung

Seine Energie bezieht der Taycan aus einer 93,4-kWh-Batterie, die nach WLTP bis zu 412 km (Turbo S) beziehungsweise 450 km (Turbo) Reichweite ermöglichen soll. Da der Porsche anders als die anderen bisherigen Elektroautos eine Systemspannung von 800 Volt statt 400 Volt nutzt, soll er ferner schnelles Laden ermöglichen: So verspricht der Hersteller, dass bei Gleichstrom im Schnelllade-Netz der Strom für eine Fahrstrecke von 100 Kilometern in nur fünf Minuten nachgeladen werden kann. Auch wenn dies nicht zwangsläufig nötig wäre, steht ein Zweigang-Getriebe zur Kraftübertragung bereit: Die erste Stufe soll einer bestmöglichen Beschleunigung, die zweite einer besseren Effizienz dienen. Fahrwerksseitig bietet der Taycan alles, was man von einem Porsche erwartet: Er besitzt unter anderem eine adaptive Dreikammer-Luftfederung mit integrierter Fahrwerksregelung, die elektronische Dämpferregelung PASM und die Wankstabilisierung PDCC samt Torque Vectoring. Eine weitere Besonderheit ist die sehr starke Rekuperation, dank der sich bis zu 90 Prozent der alltäglichen Bremsvorgänge ohne Betätigung der hydraulischen Radbremse bewältigen lassen sollen.

Ansehnlich designter Viertürer

Obwohl man es beim ersten Blick auf die schnittig gestaltete Karosserie nicht unbedingt erwarten würde: Der Taycan ist ein Viertürer beziehungsweise -sitzer. Damit drängt sich bei Betrachtung des stimmigen Designs die Frage auf, warum es nicht gleich so ging? Schließlich wirkt der Panamera deutlich weniger elegant und dynamisch als der Panamera, vor allem dessen erste Generation, welche für ihr klobiges Heck einiges an Kritik einstecken musste. Stilistisch stellt der E-Porsche eine Kombination aus dem althergebrachten Porsche-Look und neuen Akzenten dar. Die tiefe, flache Front wird durch stark gewölbten Kotflügel geprägt, das Heck trägt eine extrem flache Leuchtleiste, ähnlich wie schon vom 992 bekannt, nur noch konsequenter umgesetzt. Ohnehin wirkt der Taycan – auch aufgrund der flach abfallenden Dachlinie und der konturierten Seitengestaltung samt bauchiger hinterer Seitenteilen – durchaus wie eine gestreckte und weiterentwickelte Version des 911. Zugleich ist beeindruckend, wie nah das Serienmodell sich optisch an die vom Mission E vorgegebene Linie hält. Gleichfalls beeindruckend ist der Innenraum, in dem Knöpfe weitgehend reduziert wurden – die Bedienung geschieht über Touchscreens oder per Sprachsteuerung. Ein Hingucker ist das gebogene, rahmenlose und komplett digitale Armaturendisplay. Ergänzend zu den gezeigten, ab sofort zu Preisen ab 152.136 Euro (Turbo) und 185.456 Euro (Turbo S) bestellbaren High-Performance-Versionen, sollen noch 2019 weitere, schwächere Ausführungen des Taycans folgen. Bevor dann Ende 2020 mit dem Taycan Cross Tursismo der erste Ableger kommen wird.

Technical Facts

Porsche Taycan

Motor: zwei Synchron-Elektromotoren (einer an der VA, einer an der HA), Hairpin-Wicklung der Statorspulen, Launch Control

Leistung: 500 kW / 680 PS (Turbo) / 560 kW / 761 PS (Turbo S)

0-100 km/h: 3,2 Sek. (Turbo) / 2,8 Sek. (Turbo S)

Vmax: 260 km/h

Kraftübertragung: Zweigang-Automatikgetriebe, Allradantrieb

Fahrwerk: adaptive Dreikammer-Luftfederung, Fahrwerksregelung Porsche 4D-Chassis Control, elektronische Dämpferregelung PASM, elektronische Wankstabilisierung PDCC samt Porsche Troque Vectoring Plus

Rad/Reifen: Leichtmetallräder in 9×20 und 11×20 Zoll mit Bereifung in 245/45 R20 und 285/40 R20 (nur Turbo) oder 9,5×21 und 11,5×21 Zoll mit Bereifung in 265/35 ZR21 und 305/30 ZR21

Sonstiges: 800 V Systemspannung