Drift-Zyklop powered by Toyota

Viktor Martensson VW Caddy 1JZ by PMcG-44 Kopie

Drift-Zyklop powered by Toyota

Eine VW Caddy-Pritsche als wutschnaubendes und die angetriebenen Hinterräder mühelos vom Asphalt losreißendes Driftcar? Völlig unmöglich! Denn erstens hatte die Ur-Version des Wolfsburger Kleinlasters nur müde Saugmotoren unter der Haube, zweitens hatte sie stets Frontantrieb und drittens … ist der Caddy ein Lastesel und als Driftcar eben einfach völlig ungeeignet. Basta!

So weit, so gut. Dass sich die Skandinavier um solcherlei Konventionen allerdings recht wenig scheren und zudem mit einem höchst infektiösen Stamm des Drift-Virus infiziert sind, kann man alljährlich bei den legendären Gatebil-Meetings beobachten, die unter anderem im norwegischen Rudskogen sowie im schwedischen Mantorp stattfinden.

Und so war es mit Viktor Martensson auch ein Schwede, der – man ahnt es an dieser Stelle natürlich schon – mit Hilfe seiner Jungs von der „JapCrap Bombsquad“-Crew das hier abgebildete VW Caddy 14D-Drift-Monster auf die Räder stellte. Doch das ist eigentlich höchstens die halbe Wahrheit. Denn unter der Caddy-Karosserie steckt reichlich japanische Fahrzeugtechnik. So stammt etwa das 1JZ-GTE-Triebwerk, ein in der Japan-Tuning-Community für sein gewaltiges Power-Potenzial sowie seine Robustheit bekannter 2,5-Liter-Reihensechszylinder, aus einem 1991er Toyota Soarer, dem hierzulande recht unbekannten Luxuscoupé-Bruder des Sportwagens Supra. Die werksseitige Biturbo-Aufladung des 1JZ-GTE ersetzte Viktor durch einen einzigen Garrett GT3582R-Turbolader, der dafür umso fulminanter zu Werke geht. Das Temperament des großen Laders halten ein zischendes Greddy-Blow-Off-Ventil sowie ein 38er Tial-Wastegate unter Kontrolle. Wenn Viktor das Gaspedal voll durchtritt, stellt eine 80-Millimeter-Drosselklappe auf „Durchzug“, sodass sich das Höllenfeuer in den Brennräumen voll entfalten kann. Während die heißen Abgase dann brüllend durch eine 3-Zoll-Downpipe sowie eine Custom-Abgasanlage mit vor dem linken Hinterrad austretenden Sidepipes ins Freie strömen, halten ein Wasserkühler vom aktuellen 5er BMW mit zwei elektrisch angetriebenen 12-Zoll-Lüftern sowie ein extern auf der Fahrzeugfront installierter 19-Reihen-Ölkühler die Temperaturen der Betriebsflüssigkeiten im grünen Bereich. Den hochoktanigen Brennstoff für den rund 370 PS starken Turbomotor führt der Caddy in einer Sicherheits-Tankzelle mit, welche ganz hinten auf der Ladefläche fixiert wurde.

Um den Toyota-Reihensechszylinder zugunsten einer optimierten Gewichtsverteilung möglichst weit hinten in den Bug des Caddys zu implantieren, ging Viktor den Königsweg und nahm eine zwar zunächst unsichtbare, nichtsdestotrotz aber enorm anspruchsvolle Karosseriebaumaßnahme vor: Der gesamte Vorderwagen zwischen den verbreiterten Caddy-Kotflügeln stammt vom Motorspender Toyota Soarer JZZ30.

Heckantrieb dank Bodengruppen-Therapie

Ein starker Motor aber macht noch kein Driftcar. Denn unser zweites Argument, warum der Caddy sich für diesen Einsatzzweck nicht eignet, war sein Frontantrieb. Siehe oben. Viktor jedoch rückte auch diesem Problem zu Leibe und rüstete den Volkswagen kurzerhand auf Heckantrieb um, was natürlich aufwändige Arbeiten an der gesamten Bodengruppe bedingte. Dass der Stockholmer sich auch im Zuge dieses Unterfangens gerne aus dem Soarer-Baukasten bediente, überrascht an dieser Stelle ebenso wenig, wie die Tatsache, dass auch die Achsen, weite Teile der Aufhängungen sowie die komplette Bremsanlage vom Japan-Coupé stammen.

Der Kraftschluss zwischen dem Turbomotor und den Hinterrädern wird übrigens via einer belastbaren ACT-Kupplung, eines BMW/ZF-Schaltgetriebes sowie einer Custom-Kardanwelle und Custom-Antriebswellen hergestellt.

OZ Futura-Klassiker

Ungewöhnlich für ein solches Drift-Tool sind zum einen die klassischen OZ Futura-Dreiteiler, die in den Größen 8,5×17 und 10×17 Zoll an den Achsen verschraubt wurden, sowie deren exakte Passgenauigkeit mit den Radlaufkanten, welche Viktor mittels eines BC Racing-Gewindefahrwerks justierte: Während die Optik bei vielen Driftcars nur eine nachrangige Rolle spielt, war Viktor in dieser Hinsicht sehr penibel, was auch die kräftig schimmernde Lackierung in „Japcrap Purple“ unterstreicht. Der Vollständigkeit halber sei noch die Bereifung erwähnt: Zum Zeitpunkt des Fotoshootings waren die OZ-Felgen mit Federal SS595-Bereifung in 195/40R17 und Nankang Ultra Sport NS-II-Gummis in 215/40R17 bestückt. Angesichts des Einsatzzwecks des Caddys sowie dem darin begründeten Reifenverschleiß ändert sich der Typ der aufgezogenen Pneus aber vermutlich häufiger.

Nissan Silvia-Cockpit

Asia-Tuning-Kenner identifizieren auch das Armaturenbrett als japanischer Machart. Es stammt allerdings nicht vom Toyota Soarer, sondern vom Typ S13 der kleineren Nissan Silvia-Sportcoupés und wurde vor seiner Installation im Caddy umfassend modifiziert sowie schwarz beflockt. Dazu finden sich im Fahrerhaus des einstigen Nutzfahrzeugs zwei Sparco Sprint-Schalensitze mit grünen Takata-Gurten, ein geschüsseltes Motorsport-Lenkrad sowie eine hydraulische Wilwood-Flyoff-Handbremse, welche das Einleiten von Drifts deutlich erleichtert. Der speziell konstruierte und angefertigte 8-Punkt-Überrollkäfig stützt sich bis weit nach hinten auf der Ladefläche ab.

Zwischen unserem Fotoshooting und dem Erscheinen dieses Magazins hat Viktor seinen verrückten JapCrap-Caddy zwar verkauft, dem Vernehmen nach aber ist das Fahrzeug weiterhin als Drift-Tool im Einsatz. Vielleicht ist es ja sogar einmal bei einem der Gatebil-Events live und in Action zu sehen.

 

Technical Facts

Fahrzeugtyp: VW Caddy

Karosserie: Custom-Kotflügelverbreiterungen, Lackierung in „Japcrap Purple“

Motor: 2,5-Liter-Reihensechszylinder-Motor (Toyota 1JZ-GTE), Garrett GT3582R-Turbolader, GReddy-Blow-Off-Ventil, Tial-38-mm-Wastegate, 80-mm-Drosselklappe, 3-Zoll-Downpipe, BMW 5er (F10)-Kühler mit zwei 12-Zoll-Lüftern, 19-Reihen-Ölkühler, Sicherheits-Tankzelle auf der Ladefläche, Sidepipe-Abgasanlage, ca. 370 PS

Kraftübertragung: BMW/ZF-Schaltgetriebe, ACT-Kupplung, Custom-Antriebswellen

Fahrwerk: BC Racing-Gewindefahrwerk, Achsen und Aufhängung vom Toyota Soarer JZZ30

Bremsen: Toyota Soarer JZZ30-Bremsanlage

Rad/Reifen: OZ Racing Futura-Felgen in 8,5×17 und 10×17 Zoll, VA Federal SS595-Bereifung in 195/40R17 und HA Nankang Ultra Sport NS-II-Bereifung in 215/40R17

Innenraum: modifiziertes und beflocktes Nissan Silvia S13-Armaturenbrett, Custom-8-Punkt-Überrollkäfig, Sparco Sprint-Schalensitze mit Takata-Gurten, geschüsseltes Motorsport-Lenkrad, hydraulische Wilwood-Flyoff-Handbremse

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