Der perfekte 993

Gunther Werks 400R (Basis Porsche 993)

Gunther Werks 400R (Basis Porsche 993)

Die Modellgeneration 993 des Porsche 911 ist zweifellos eine ganz besondere in der Ahnenreihe des legendären Sportwagen-Klassikers. Sie stellte den letzten Vertreter der Baureihe dar, der mit den klassisch luftgekühlten Triebwerken ausgerüstet war und ist damit zugleich eines der allgemein letzten Serienautos, deren Motoren über eine solche Kühlung verfügen. Demzufolge endete mit der Produktionseinstellung im Jahr 1998 eine lang andauernde Ära in Zuffenhausen. Und so nimmt der 993 bei vielen Porsche-Fans bis heute eine ganz besondere Stellung ein. Einer der glühendsten Anhänger, der den 993 sogar als „perfekten 911“ bezeichnet, ist Peter Nam.

Ursprünglich aus Südkorea stammend, lebt dieser mittlerweile schon lange als erfolgreicher Geschäftsmann der Tuning-Branche in Los Angeles. So ist er Gründer des für seine Felgen und Carbon-Anbauteile in der Szene bestens bekannten Unternehmens Vorsteiner. Doch damit nicht genug, ist er doch auch für die auf diesen Seiten gezeigten Porsche 993-Umbauten verantwortlich. Diese fertigt und vermarktet er unter dem Namen einer zweiten Firma, Gunther Werks.

Karosserie fast komplett aus Carbon

Mit Gunther Werks erfüllt sich Nam den Traum den 90er Jahre-911er zu modernisieren sowie zu veredeln und ihn damit zum perfekten 993 zu machen, ohne, dass er jedoch sein klassisches Design verlieren würde. So sind seine Werke natürlich nach wie vor zweifellos aus 993 zu erkennen, wenngleich die Karosserie quasi komplett erneuert ist und dabei um jeweils drei Zentimeter pro Seite in die Breite wächst. Der Weg zum 400R, wie die Sportcoupés nach der Optimierung bei Gunther Werks heißen, beginnt mit einem 993-Basisfahrzeug, das quasi komplett bis auf die Rohkarosse entkernt wird. Diese wird dann mit neuen Karosserieteilen bestückt, die nahezu alle aus Carbon gefertigt sind: Dies gilt für ebenso für die Kotflügel, die hintere Seitenteile, die Seitenschweller und das Dach wie für die Fronthaube, beide Schürzen sowie wahlweise den Heckspoiler oder den optional verfügbaren Ducktail. Hinzu kommt vorne ein Unterbodenschutz aus ABS und zudem ist die Beleuchtung auf dem neusten Stand der Technik: Sowohl die durchgehenden Rückleuchten als auch die mit gefrästen Alu-Gehäusen ausgerüsteten Frontscheinwerfer und die vorderen Blinker verfügen über LED-Technologie. Ein weiterer echter Eyecatcher sind die im Fünf-Speichen-Look designten, mit gestuften Außenbetten ausgerüsteten und vorne wie hinten extrem breiten Dreiteiler in den vergrößerten Radkästen: Es handelt sich um geschmiedete Gunther Werks T-6061-Leichtmetallräder der Dimensionen 10×18 und 13×18 Zoll, die mit Pirelli-Pneus in 295/30 ZR18 und 335/30 ZR18 bereift sind.

Reichlich Carbon auch innen

Nicht minder veredelt als das Exterieur präsentiert sich der Innenraum. Hier kommen ebenfalls großflächig Carbon-Komponenten zum Einsatz insbesondere im Fond, wo die Rückbank entfernt und stattdessen eine Verkleidung aus dem beliebten Leichtbau-Werkstoff verbaut wurde. Im Übrigens bezog Gunther Werks das Interieur mit einer feinen Kombination aus Leder und Alcantara, die beispielsweise die Sitze und Türverkleidungen sowie das Armaturenbrett, die Mittelkonsole und die Armlehne bespannt. Sehr ansehnlich ist ferner der Arbeitsplatz des Fahrers: Dieser blickt auf einen Satz veredelter in Aluringe eingefasste Armaturen, wobei der bis 9.000 Umdrehungen skalierte Drehzahlmesser mit seiner roten Farbgebung besonders auffällt. Dabei dirigiert der wie sein Beifahrer in einem gut konturierten Sportsitz verzurrte Pilot den Wagen über ein lederbezogenes Porsche Classic-Lenkrad. Weitere Neuerungen sind unter anderem die Fußablage aus geschmiedetem Aluminium, die Carbon-Einstiegsleisten, die CNC-gefrästen Türgriffe, das Porsche Classic-Radio und im Kofferraum gleichfalls Carbon-Verkleidungen.

Mehr als 400 PS aus vier Litern Hubraum

Ein absolutes Highlight des Gunther Werks 400R ist last but not least sein Antrieb. Im Heck steckt ein vier Liter großer Sechszylinder-Boxer, den die Spezialisten von Rothsport Racing in Handarbeit aufbauen. Er zeichnet sich unter anderem durch seine Alu-Kurbelwelle, Mahle-Kolben, geschmiedete Pleuel und ein Motec-Motorsteuergerät aus. So beginnt der rote Drehzahlbereich erst bei 7.800 Umdrehungen und die Leistung beträgt deutlich mehr als 400 PS, während das maximale Drehmoment bei knapp 450 Nm liegt. Die Kraftübertragung gewährleistet ein Getrag-Handschaltgetriebe mit sechs Gängen in Kombination mit einem Einmassen-Schwungrad und einer Einscheiben-Kupplung. Neu ist ferner das Carbon-Differenzial mit 40 Prozent Sperrwirkung. Fahrwerksseitig rüstete Gunther Werks den 993 mit einem Clubsport-Gewindefahrwerk samt hydaulischem Nose-Lift-System, neuen Buchsen sowie einer Domstrebe und optimierte Stabilisatoren vorne wie hinten aus. Hervorragende Verzögerungswerte ermöglicht unterdessen die Brembo GTR-Bremsanlagen mit – vorne 355 und hinten 345 Millimeter durchmessenden – geschlitzten beziehungsweise optional gelochten Scheiben sowie Sechs-Kolben-Sätteln an der Vorder- und Vier-Kolben-Sätteln an der Hinterachse. Hinzu kommen Bremsbeläge und Stahlflex-Leitungen aus gleichem Haus sowie ein verbesserter Bremskraftverstärker; gegen Aufpreis gibt es sogar Carbon-Keramik-Scheiben. Dann erhöht sich der ohnehin schon stattliche Kaufpreis noch weiter. Dieser startet bei 525.000 Dollar und kann je nach Ausstattung auf bis zu 750.000 Dollar ansteigen. Doch die finanzielle Frage ist hier nur einer der Gründe, aus dem man den Besitz eines Gunther Werks 400R wohl von vorneherein abschreiben muss: Zudem sollen voraussichtlich nur 25 Stück gefertigt werden, die allesamt ausverkauft sind.

Weitere Informationen unter:

www.guntherwerks.com

oder

www.att-tec.de

Fazit: Mit ihrem allumfassend optimierten 400R hat das Team von Gunther Werks auf Basis eines ohnehin schon faszinierenden Sportwagen-Klassikers einen wahren Traumwagen für große und kleine Jungs geschaffen. Mit seiner weitestgehend aus Carbon gefertigten Breitbau-Karosserie, dem überzeugend veredelten Interieur und dem famosen Vierliter-Boxermotor aus dem Hause Rothsport Racing ist der Wagen in sämtlichen Belangen nochmals deutlich besser als die Basis. Schade nur, dass in Anbetracht der geringen Auflage und der horrenden Preise kaum jemand in den Genuss kommen wird, dieses Auto jemals fahren zu dürfen.

Technical Facts

Gunther Werks 400R

Motor: Sechszylinder-Boxermotor von Rothsport Racing, Alu-Kurbelwelle, Mahle-Kolben, geschmiedete Pleuel, Motec-Steuergerät (roter Bereich ab 7.800 U/min), Motec-Motormanagement und -tuning, geschmiedete Ölkappe, Edelstahl-Krümmer, optional Edelstahl-Klappenabgasanlage oder Titan-Abgasanlage

Hubraum: 4,0 Liter

Leistung: über 298 kW / 405 PS

max. Drehmoment: 447 Nm

Kraftübertragung: manuelles 6-gang-Getriebe von Getrag mit Custom-Übersetzung, Einmassen-Schwungrad, optimierte Einscheiben-Kupplung, Carbon-Differential mit 40 Prozent Sperrwirkung

Fahrwerk: Clubsport-Gewindefahrwerk mit externen Ausgleichsbehältern, hydraulisches Nose-Lift-System, neue Fahrwerksbuchsen und überarbeitete Achsgeometrie, Domstrebe vorne, optimierte Stabilisatoren vorne und hinten

Rad/Reifen: dreiteilige, geschmiedete Gunther Werks T-6061-Leichtmetallräder in 10×18 und 13×18 Zoll mit 5-Speichen-Design, gestuften Außenbetten und Pirelli P Zero Rosso-Bereifung in 295/30 ZR18 und 335/30 ZR18, Titan-Verschraubungen und -Radbolzen

Bremsen: Brembo GTR-Bremsanlagen mit VA 6-Kolben-Sätteln auf geschlitzten 355×32-mm-Scheiben und HA 4-Kolben-Sätteln auf 345×28-mm-Scheiben, Bremsbeläge und Stahlflex-Leitungen von Brembo, verbesserter Bremskraftverstärker, optional gelochte Bremsscheiben und Carbon-Keramik-Scheiben

Karosserie: diverse Karosserieteile aus Carbon (Kotflügel, hintere Seitenteile, Seitenschweller, Dach, Fronthaube, Schürzen vorne und hinten, Heckspoiler, optional Ducktail), Unterbodenschutz aus ABS vorne, LED-Scheinwerfer in gefrästen Alu-Gehäusen, LED-Blinker vorne, LED-Rückleuchten

Innenraum: Carbon-Verkleidung im Fond statt Rücksitzen, Leder/Alcantara-Beuzg von u.a. Türverkleidungen sowie Armaturenbrett, Mittelkonsole und Armlehne, Alcantara-Dachhimmel, Porsche Classic-Lenkrad mit Lederbezug, überarbeitete Armaturen in Schwarz und Weiß, roter 400R-Drehzahlmesser mit skalierung bis 9.000 U/min, angeschrägte Tachoringe, Pedalerie und Fußablage aus geschmiedetem Aluminium, Carbon-Fußmatten, Carbon-Einstiegsleisten, CNC-gefräste Türgriffe, CNC-gefrästes Zündschloss-Cover, Aluminium-Zündschlüssel, zweiteilige Carbon-Verkleidung für den Kofferraum, optional Carbon-Zierelemente

Multimedia: Porsche Classic-Radio

Sonstiges: verbreitertes Chassis in Racing-Spezifikation

 

Text: Simon Mombartz, Fotos: IamTed7 Car Photography