VW Karmann-Ghia Typ 14
Mädels, ihr müsst jetzt bitte mal kurz weghören. Denn: Die Jungs haben was „unter sich“ zu besprechen. Männer, ihr kennt das: Was tut man nicht alles, um seine Liebste glücklich zu machen? Denn schließlich gilt: „Happy Wife, Happy Life!“ Dieser viel Wahrheit beinhalte Spruch kam nach eigenem Bekunden auch Stephan Philipsen aus Neuss in den Sinn, als seine Angetraute Verena im Rahmen einer Oldtimerrallye einen Karmann-Ghia Typ 14 erblickte und äußerte, dass sich ein solches Coupé doch gut in ihrer Garage machen würde. Die Aufgabestellung war damit klar: Verena wollte den bis dahin als motorsportlich eingesetztes Spaßmobil eingesetzten BMW E30 318is durch einen Karmann-Ghia ersetzt sehen. Und so machte Stephan sich auf die Suche nach einem passenden Typ 14.
Dazu musste sich der 35-jährige Finanzbuchhalter erst einmal in die Materie einlesen, hatte sich der Hobby-Motorsportler doch zuvor noch nie mit historischen Volkswagen befasst. Im Zuge der Informationsbeschaffung kristallisierte sich doch bald ein konkretes Suchraster heraus: Da Stephan die großen, eckigen Blinker der Modelle ab 1969 nicht gefielen und die ganz frühen Baujahre das Budget sprengten, legte man sich schließlich auf ein Typ 14-Coupé der frühen 1960er Jahre fest – im Idealfall einen 61er mit zwei Rundinstrumenten im Armaturenbrett.
Ein Blender aus den Niederlanden
Ein „passendes“ Auto fanden Stephan und Verena nach einigen Monaten der Suche in den Niederlanden. Ein holländischer Verkäufer bot ihnen ein aus den USA heimgekehrtes 1961er Karman-Ghia-Coupé in – von oberflächlichen Rostblüten einmal abgesehen – offenbar recht gutem Zustand an, den Stephan nach einer kurzen Besichtigung auch gleich erwarb und mit nach Deutschland nahm. „Ich war damals allerdings so naiv, auf eine Lackdickenmessung zu verzichten“, ärgert sich Stephan rückblickend „denn dabei hätte ich sicherlich gemerkt, dass die gesamte linke Fahrzeugseite in der Vergangenheit einmal ausgebeult und zentimeterdick gespachtelt worden war. Der tadellose Zustand war also nur oberflächlich und Stephan hatte sich einen echten Blender ins Haus geholt.
Mit diesem Zustand wollte sich Stephan nach einer ersten Phase maßlosen Ärgers aber natürlich nicht abfinden – und halbe Sachen macht der Perfektionist auch nicht. Also setzte er gleich eine umfangreiche Vollrestaurierung des von seiner Frau in Anlehnung an die Modellbezeichnung zwischenzeitlich „Karmen“ getauften Autos auf die Agenda.
Hilfe von Familien und Freunden
Als helfende Hand stand Stephan nahezu „rund um die Uhr“ sein Vater zur Seite, der schon seit Jahrzehnten Bullis und Käfer fährt und demzufolge glücklicherweise über ein ausgeprägtes Know-How im Umgang mit Luftis verfügt. So restaurierte das Vater/Sohn-Gespann, welche sich Ersatzteile in der Hauptsache bei ClassicGO besorgte, etwa die Bodengruppe des Karmann-Ghias in Eigenarbeit. Aber auch in seinen Kumpels Marcel und Maik fand Stephan tatkräftige Hilfe: Während ersterer ihm beim Neuaufbau der Elektrik nach heutigem Standard half, was auch die Anfertigung eines komplett neuen Kabelbaums beinhaltete, kümmerte sich Maik um die unter dem „Deckmantel“ von Rost zerfressene Karosserie.
Die Lackierung legte Stephan natürlich in die Hände eines Profis, welcher die Coupé-Karosse in eine Kombination aus Seeblau unter und Kumulusweiß über der Gürtellinie tauchte. Lufti-Insidern mag dieses Farbschema bekannt vorkommen – allerdings nicht vom Karmann, sondern vom T1. Stephan ist dieser „Originalitätsbruch“ schnuppe: „Ich hab das Auto ja gekauft und restauriert, damit es mir gefällt und damit wir damit fahren können – nicht als Wertanlage.“ Gute Einstellung.
Die in den Radhäusern rotierenden 15-Zoll-Stahlfelgen mit 155/80er Trennscheiben-Bereifung tragen spiegelnde Chromdeckel – sehr schick! Für ein deutlich sportlicheres Erscheinungsbild und Fahrverhalten installierten Vater und Sohn Philipsen eine verstellbare Vorderachse sowie frische Bilstein-Stoßdämpfer.
Typ 1-Aggregat von der Oldtimerschmiede
Zum Zeitpunkt unseres Fotoshootings noch in der „Einfahrphase“ war das brandneu aufgebaute Typ 1-Aggregat aus der Motorenbau-Werkstatt der Oldtimerschmiede von Roberto Hackethal. Die in Rüdershausen beheimateten Luft-Spezialisten bauten für Stephans Typ 14 einen 1.835er Typ 1 mit 40er Weber-Zentralvergaser, der mit 85 PS zwar keine Leistungsrekorde aufstellt, dafür aber ein kraftvolles, gleichmäßiges Drehmoment schon aus dem Drehzahlkeller heraus produziert – perfekt für entspanntes Cruisen. Untermal wird die Ausfahrt vom satten aber nicht aufdringlichen Bollern des CSP Super Competition-Edelstahl-Auspuffs.
Selbstverständlich machte die Verschönerung auch vor dem „auf Taille geschnittenen“ Fahrgastraum des luftgekühlten Coupés nicht halt: Vom wunderbaren Banjo-Lenkrad einmal abgesehen wurde hier weitestgehend originalgetreu restauriert. Nur Kennern wird auffallen, dass statt der angestammten Zeituhr ein Drehzahlmesser im Armaturenbrett sitzt. Ein Instrumententräger mittig unterhalb des Armaturenbretts beherbergt ferner Zusatzanzeigen für Öldruck und -temperatur.
Technische Daten
VW Karmann-Ghia Typ 14
Baujahr: 1961
Karosserie: komplett restauriert von Karosseriebauer Maik, Lackierung in Seeblau / Kumulusweiss
Motor: 1.835-ccm-Typ 1-Boxermotor, 40er Weber-Zentralvergaser, CSP Super Competition-Edelstahl-Auspuff, 85 PS
Fahrwerk: höhenverstellbare Vorderachse, Bilstein-Stoßdämpfer
Rad/Reifen: Stahlfelgen in 4,5×15 Zoll mit Chromdeckeln, Bereifung in 155/80R15
Bremsen: VA CSP-Scheibenbremsen, HA Trommelbremsen mit 19er Radbremszylindern
Innenraum: original restauriert, Banjo-Lenkrad, Drehzahlmesser statt Zeituhr, CSP-Zusatzinstrumente für Öldruck und -temperatur
Danke an: meinen Vater, der immer da war wenn man ihn brauchte, meiner Frau für die Geduld und das Verständnis, Marcel für die Hilfe am ganzen Projekt, Maik für die hervorragende Karosseriearbeiten, Edgar von ClassicGo für die Teileversorgung und Roberto von der Oldtimerschmiede für den perfekten Motor, Gartenhof Küsters GmbH in Neuss für die Fotolocation