Drift-Eurofighter mit 884 PS am Rad!

BMW E92 Eurofighter-Driftcar von HGK Motorsport

BMW E92 Eurofighter-Driftcar von HGK Motorsport

Bis vor einiger Zeit wurde der internationale Drift-Zirkus in erster Linie durch US-amerikanische und asiatische, insbesondere japanische Fahrer geprägt. Doch dies hat sich in der jüngeren Vergangenheit zunehmend geändert und europäische Fahrer sind auch in den Staaten auf dem Vormarsch. Dies zeigt der Blick auf das Pro Championship-Endklassement der US-amerikanischen Formula Drift-Serie in der jüngst abgelaufenen Saison: Wie schon im Vorjahr sicherte sich der Ire James Deane den Titel. Dahinter platzierte sich mit dem Norweger Fredric Aasbo ein Fahrer, der seit 2014 konstant in jedem Jahr einen der ersten beiden Plätze der Gesamtwertung belegte. Immerhin einen 14. Gesamtrang konnte der Lette Kristaps Blušs vom in Riga stationierten Team HGK Motorsport in der dritten Saison nach seinem Debüt in der wohl hochklassigsten Driftserie der Welt einfahren – und war mit seinem hier abgebildeten, für diese Saison komplett neu aufgebauten, BMW E92 Eurofighter.

Dieser wurde mit Hilfe zahlreicher optischer und vor allem technischer Anpassungen für den Einsatz auf der Drift-Strecke optimiert. Im Zuge dieser Verwandlung des BMWs in einen wettbewerbsfähigen Racer blieb kaum eine Komponente unangepasst.

7,0-Liter-V8-Sauger mit 884 PS am Rad

Als Herzstück des Umbaus ist dabei das komplett neue Triebwerk unter der Haube des Coupés zu sehen: Die Spezialisten von Mast Motorsports bauten einen komplett neuen, „Big Boi“ genannten V8-Motor auf Basis eines Dart LS-Next-Blocks. Zurückzuführen ist dieser Name auf seinen Hubraum von sieben Litern. Das Aggregat besitzt eine Callies-Kurbelwelle, die von mit Stahlkolbenringen versehenen Diamond Racing-Kolben auf Carrillo-Pleueln in Rotation versetzt wird. Die nötige Atemluft erhält das Triebwerk über einen Custom-Intake samt AEM-Luftfilter, eine Marcella Manifolds-Drosselklappe und einen Mast Motorsport-Einlasskrümmer. Die im Mast-Motorsports-Zylinderkopf verbauten Titan-Ventile mit PAC Racing-Ventilfendern und Stößelstangen der Smith Brothers werden über eine Cam Motion-Nockenwelle gesteuert. Der Renntreibstoff mit mehr als 120 Oktan wird dabei mit Hilfe eines Aeromotive-Kraftstoffsystems in die Brennräume befördert. Bezogen wird er aus dem 38-Liter-Sicherheitstank, der ebenso im Heck des BMWs platziert wurde wie das gesamte Kühlsystem. Die Abgasentsorgung geschieht über eine Inconel/Titan-Abgasanlage, während das Management des Triebwerks ein Steuergerät sowie ein zusätzliches Stromverteilungsmodul von MoTeC übernehmen. Obwohl HGK auf eine Aufladung per Turbo oder Kompressor verzichtete, stehen als Ergebnis – wie in den USA üblich – am Rad gemessene 884 PS bereit. Der V8 generiert sie bei etwa 7.850 Umdrehungen, bevor bei 9.000 Umdrehungen seine maximale Drehzahl erreicht ist. Das Drehmoment beträgt unterdessen 885 Nm, die bei etwa 6.650 Umdrehungen erreicht werden.

Kraftvolle Bremsanlage

Um dieser Leistung angemessene Verzögerungswerte entgegenzusetzen erhielt der BMW eine Wilwood-Bremsanlage mit gelochten Scheiben sowie 6-Kolben-Sätteln vorne und 4-Kolben-Sätteln hinten. Die Bremstöpfe und -adapter wurden CNC-gefräst. Nicht fehlen darf in einem Drift Car zudem selbstverständlich die hydraulische Handbremse. Die Kraftübertragung an die Hinterräder gewährleistet ein sequenzielles 5-Gang-Getriebe in Verbindung mit einer Spec-Rennkupplung und einem Performance-Differential von Winters. Die ebenfalls neuen Achsen und Antriebswellen stammen unterdessen vom Driveshaft Shop. Fahrwerks-seitig bekam der E92 dreifach einstellbare Nitron-Gewindefederbeine sowie Wisefab-Lenkhebel und Achsschenkel für maximale Lenkwinkel.

Komplett neue Karosserie

Optisch fällt vor allem das ungewöhnliche Erscheinungsbild nahezu sämtlicher Karosserieteile auf. Bei genauerer Betrachtung ist eine Flechtstruktur aus gelbgrünen und dunklen Fasern erkennbar: Nahezu alle Komponenten sind aus einem Carbon-Kevlar-Verbundwerkstoff produziert – Ausnahmen bilden lediglich das aus reinem Carbon gefertigte Dach und die Dachsäulen. Das Material hat nicht nur einen außergewöhnlichen Look, sondern ist darüber hinaus sehr leicht, insbesondere dadurch, dass es extrem dünn ist – so dünn, dass beispielsweise im Drift-Einsatz die Außenhaut der Tür eingedrückt wird. Somit geht ein großer Anteil an der Reduktion des Gesamtgewichts um ein Drittel respektive etwa 600 Kilogramm auf nur noch knapp 1,2 Tonnen auf die neue Karosserie zurück. Bei der Umsetzung des Bodykits beschränkte sich HGK Motorsport nicht darauf, lediglich die originalen Teile nachzubilden, sondern schneiderten dem E92 gleich einen Widebody auf den Leib. Ein Hingucker ist dabei neben den Verbreiterungen die Motorhaube mit großem Powerdome, welcher aus aus technischer Sicht unausweichlich war, um Platz für das darunter liegende Triebwerk zu schaffen. In den vergrößerten Radkästen sitzen Work L1 3P-Felgen in 9×18 und 10×18 Zoll, die mit mit 255/35er und 285/35er Reifen bezogen sind.

Racing-Interieur

Komplett erneuert hat HGK auch den Innenraum. Innerhalb der für solche Einsatzzwecke obligatorischen Sicherheitszelle finden sich hier OMP-Rennsitze, in denen sich Blušs und sein etwaiger Beifahrer mit 6-Punkt-Gurten verzurren. Lenkbefehle führt der Lette mit einem OMP-Lenkrad aus, durch das er auf ein MoTeC-Infodisplay blickt, dass zahlreiche Informationen bereit hält. Hinzu kommt eine stehende und einstellbare Pedalerie aus dem Hause Tilton. Das teils beflockte Armaturenbrett ist ebenso aus Carbon gefertigt wie zahlreiche Verkleidungen, etwa jene der Türen und der Mittelkonsole.

Specs

BMW E92-Driftcar

Baujahr: Neuaufbau 2017

Karosserie: kompletter HGK E92 Eurofighter-Bodykit und Türen aus Carbon-Kevlar-Verbundwerkstoff, Carbon-Dach, entfernbare Custom-Fenster aus Polycarbonat vorne

Motor: 7,0-Liter-V8-Ottomotor (Big Boi) von Mast Motorsports, Verdichtungsverhältnis 13,5:1, Dart LS Next-Motorblock, Callies-Kurbelwelle (mit CCW), Carrillo-Pleuel, Diamond Racing-Kolben, Total Steel AP-Stahlkolbenringe, Cam Motion-Nockenwelle, Mast Motorsports-Zylinderkopf, Titan-Ventile, PAC Racing-Ventilfedern, T&D Machine-Kipphebel, Smith Brothers-Ventilstößelstangen, Trockensumpf mit Luftabscheider, Custom-Carbon-Air Intake, AEM-Luftfilter, Marcella Manifolds-125-mm-Drosselklappe, Mast-Motorsport-Einlasskrümmer, Aeromotive-Kraftstoffsystem, Fuel Safe-38-Liter-Sicherheitstank, 120+-Oktan-Renntreibstoff, MoTeC M130-Steuergerät, MoTeC PDM30-Stromverteilungsmodul, komplette Inconel/Titan-Abgasanlage, 884 PS bei 7.850 U/min, 855 Nm bei 6.650 U/min

Kraftübertragung: sequenzielles Samsonas-5-Gang-Getriebe, Spec-Rennkupplung, Winters Performance-Differential, Antriebswellen und Achsen von The Driveshaft Shop

Fahrwerk: dreifach einstellbare Nitron-Gewindefederbeine, Wisefab-Lenkhebel und -Achsschenkel

Rad/Reifen: dreiteilige Work Wheels L1 3P-Felgen in 9×18 und 10×18 Zoll mit Achilles 123S-Bereifung in 255/35R18 und 285/35R18

Bremsen: Wilwood-Bremsanlage mit gelochten Scheiben und VA 6-Kolben-Sätteln sowie HA 4-Kolben-Sätteln, CNC-gefräste Bremstöpfe und -adapter von HGK, Alu-hydraulische HGK-Handbremse mit AP Racing-Zylinder

Innenraum: Sicherheitszelle, OMP HTE-R 400-Sitze, TRS-6-Punkt-Gurte, OMP-Lenkrad, teilweise beflocktes Carbon-Armaturenbrett, MoTeC C125-Farbdisplay, einstellbare Tilton-Pedalerie, Türen sowie Mittelkonsole und diverse weitere Bereiche mit Carbon verkleidet