1951er Ford F-1
Die Klasse der Pick-ups ist wohl eine der grundsätzlich am meisten für den Einsatz als Nutzfahrzeug dezidierten und konzipierten Fahrzeuggattungen. Doch: Die Realität zeigt, dass längst nicht alle Kunden die belastbaren Arbeitstiere kaufen, um sie auch gemäß ihrer Bestimmung zu nutzen. Gerade Besitzer der bei uns ebenfalls sehr beliebten amerikanischen Modelle fahren diese oftmals aus purer US-Leidenschaft und Lifestyle-Gründen – einfach, weil es „geile“ Autos sind. Umso mehr gilt dies im Falle von schmucken Oldies, die gerne weit länger als fünfzig Jahre unter uns weilen. Gut erhaltene Exemplare sind dann zwischenzeitlich für gewöhnlich mindestens einmal in den Genuss einer umfangreichen Restauration gekommen, sodass sie trotz ihres Alters in wunderschönem Zustand erstrahlen.
Um ein genau solches Schätzchen handelt es sich bei dem auf diesen Seiten vorgestellten Ford: Es handelt sich um einen F-1 aus dem Baujahr 1951, der sich im Besitz von Wolfgang Beck aus Oberösterreich befindet. Er verfiel dem US-Car-Virus im Jahr 2016, als er sich ein Mustang-Cabrio aus den 1970er Jahren mit 302-cui-Achtzylinder anschaffte. Die Liebe zum amerikanischen Way of Drive mit großvolumigem V8 flammte schnell auf, doch ebenso schnell merkte Wolfgang, dass er lieber einen klassischen Pick-up statt des Muscle Cars fahren wollte. So machte er sich 2017 auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten, zunächst in Österreich und Deutschland. Es fand sich jedoch nichts, was ihn in Sachen Preis/Leistung überzeugen konnte und so fiel letztlich die Entscheidung, ein Fahrzeug aus den USA zu importieren.
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Neuaufbau bei der Custom Garage
Einige Zeit des quälenden Wartens später kam der F-1 schließlich in Österreich an, seinerzeit noch in bedauerlichem Zustand, eine Restaurierung in den Staaten war begonnen, dann jedoch nicht fertiggestellt worden. Zudem kamen dabei zwar hochwertige Teile zum Einsatz, die Qualität der Umbauarbeiten war aber jedoch alles andere als gut. So landete der Ford alsbald beim Team der Custom Garage in Wippenham, wo Inhaber Bernhard Zaß und sein Team ihn in Wolfgangs Traumwagen verwandelten. Unter der Haube sitzt nun ein 350 Cubic Inch, sprich 5,7 Liter großer Small Block-Crate Engine aus dem Hause GM, der unter anderem mit einer Holley Sniper-Kraftstoffeinspritzung, einem Sanderson-Krümmer, einem Aluminium-Kühler, einem 3HP High Torque-Anlasser sowie einer Sidepipe-Abgasanlage mit Magnaflow-Endschalldämpfern aufgewertet ist. Auf die Straße übertragen werden die so resultierenden 185 PS mittels einer ebenfalls von GM stammenden Dreigang-Automatik, die mit der entsprechend angepassten originalen Kardanwelle des Fords kombiniert ist. Zudem gibt es eine Heidts Performance-Lenkung mit Servo-Unterstützung und, während hinten nach wie vor Trommelbremsen installiert sind, sorgen an der Vorderachse Scheibenbremsen mit Stahlflex-Leitungen und Bremskraftverstärung für zeitgemäßere Verzögerungswerte.
Modernisiertes Fahrwerk
Dass sich der Wagen nach Wolfgangs Aussage wirklich hervorragend fährt und bestens auf der Straße liegt, ist nicht zuletzt dem umfangreich modifizierten Fahrwerk zu verdanken: Zwar sind hinten wie gehabt die originalen Blattfedern verbaut, doch vorne besitzt der F-1 nicht nur in Zug- und Druckstufe verstellbare Helix-Gewindefederbeine, sondern zudem eine komplett neue Heidts Performance-Achse und Querlenker. Den Straßenkontakt stellen Cooper Cobra-Reifen der Dimensionen 235/60 R15 und 295/50 R15 her. Sie sind auf schwarzen Rocky AT-Stahlfelgen im klassischen Styling und in den Größen 8×15 und 10×15 Zoll aufgezogen.
Schicker, cleaner Look
Nicht nur in technischer Hinsicht wurde der Ford weitestgehend runderneuert, sondern in optischer Hinsicht weiß er ebenso zu überzeugen. Dank diverser Instandsetzungs- und Schweißarbeiten ist die Karosserie in einem tollen Zustand. Tiefgreifende Veränderungen am äußerlichen Auftritt gab es nicht, vielmehr blieb der klassische rundliche Stil des F-1 weitgehend erhalten. Die durchgeführten Modifikationen wie der veränderte Verlauf der Frontschürze, die neuen seitlichen Trittbretter mit Tropenholz-Auflagen und die „Roll Pan“ mit integrierten LED-Rückleuchten statt der ursprünglichen Heckstoßstange sind allesamt eher auf den zweiten Blick und für Kenner ersichtlich. Ergänzend bekam die Ladefläche einen neuen Birkenholz-Boden und die Heckklappen-Verschlüsse sind versteckt verbaut. Sämtliche Zierteile an der in dunklem Maroon Red lackierten Karosserie, die einst chromsilbern in der Sonne glänzten, sind nun seit kurzem glanzschwarz ausgeführt.
Nahe komplett neuer Innenraum
Besonders schlecht war, als Wolfgang den Wagen bekam, der Zustand des Interieur: Außer einer Sitzbank im wirklich desaströsen Zustand war quasi gar keine Ausstattung an Bord, sodass sämtliche Verkleidungen der Türen, des Dachhimmels und der Rückwand sowie die Teppiche in Gänze neu angefertigt werden musste. Auch die Bank war nicht mehr zu retten und wich einer neuen, die mit schwarzen Leder-Alcantara-Bezügen samt eingesticktem Ford-Logo sowie drei Retro-Gurten ausgerüstet ist. Die höhenverstellbare Lenksäule stammt aus einer Chevrolet Chevelle und trägt ein schickes Holzkranz-Volant mit verchromten Speichen. Aus dem Cockpit nämlich ist Chrom noch nicht verbannt, sodass zudem beispielsweise die Armaturen entsprechend eingefasst sind. Für musikalische Untermalung on Tour sorgt zu guter Letzt ein RetroSound-Radio.
Tech Facts
Ford F-1
Baujahr: 1951
Motor: 5,7-Liter-/350-cui-Small Block-V8-Ottomotor (GM Crate Engine), Holley Sniper-EFI mit Fuel-Kit, Sanderson-Krümmer, Custom-Edelstahl-Lüfterverkleidung, Cold Case-Aluminiumkühler mit integriertem Automatikkühler und gepresstem Flexleitungen, Lokar-Gaszug, 3HP High Torque-Anlasser, Sidepipe-Abgasanlage mit Magnaflow-Endschalldämpfern, 185 PS
Kraftübertragung: Dreistufen-Automatikgetriebe (GM TH350) mit B&M-Shiftkit, originale Kardanwelle angepasst und mit TH350-Gabelkopf versehen sowie feingewuchtet, Drehmomentwandler angepasst, Zahnstangen-Lenkung von Heidts Performance mit Servo-Unterstützung
Fahrwerk: Mustang-2-Weld-on-Vorderachse von Heidts Performance, röhrenförmige Querlenkern, VA Helix-Gewindefahrwerk (verstellbar in Zug- und Druckstufe), HA originale Blattfedern
Rad/Reifen: Rocky-AT-Stahlfelgen in 8×15 und 10×15 Zoll, Finish in schwarz, Cooper Cobra-Bereifung in 235/60 R15 und 295/50 R15
Bremsen: VA Mustang 2-Bremsen mit 2-Kolben-Sätteln und gelochten sowie geschlitzten Scheiben, HA 11-Zoll-Trommelbremsen, Umrüstung auf Zweikreis-System mit Bremskraftverstärker, Stahlflex-Bremsleitungen, elektrische Handbremse von E-Stopp (Anbindung über Emergency Brake Cable Kit von Lokar)
Karosserie: diverse Instandsetzungs-/Schweißarbeiten, geänderter Verlauf der Frontschürze, Motorhaube mit ABS Hood Insulation Kit samt Ford-Logos schallisoliert, Trittbretter mit Tropenholz-Auflagen, Ladefläche mit Boden aus neuen Birkenholz-Leisten (gehobelt, geschliffen, imprägniert) sowie angepassten und schwarz lackierten Leisten, transparente Lackschutzfolie an den Ladeflächen-Wänden, „Roll Pan“ statt Heckstoßstange, versteckte Ladeflächen-Verschlüsse, LED-Rückleuchten ins Heck integriert, Tank unter die Ladefläche verlegt und originaler Einfüllstutzen verschweißt, Lackierung in Maroon Red, diverse Anbauteile mit schwarzem Finish
Innenraum: Leder-/Alcantara-Innenausstattung komplett neu angefertigt (Türverkleidungen, Rückwandverkleidung, Sitzbank), Dachhimmel und Boden erneuert mit Stoffbezug, Lenkrad mit drei verchromten Speichen und Holzkranz, eingesticktes Ford-Logo in der Mitte der Sitzbank, drei Retro-Sitzgurte, höhenverstellbare Lenksäule aus 1970er Chevelle mit Custom-Verkleidung
Multimedia: RetroSound-Radio
Sonstiges: Elektrik komplett erneuert und modernisiert inkl. Sicherungskasten für Stecksicherungen und kompletter Neuverkabelung des Fahrzeugs, Geschwindigkeitssensor im Getriebe statt klassischer Tachowelle