935 KEV: Motorsport-Legende mit Elektro-Power
Elektromobilität wird nun schon seit einigen Jahren von Politik sowie Wirtschaft hochgelobt und beide Seiten investieren viele Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur und den Marktstart von immer mehr rein elektrischen Modellen. Doch es gibt andererseits nach wie vor Zweifel an der Massentauglichkeit und offene Fragen. So sind andererseits viele Menschen überhaupt nicht überzeugt vom E-Auto und betrachten es vielmehr sehr skeptisch oder gar missbilligend. Dies ist speziell in der Tuning- und Performance-Branche zu beobachten, in der viele noch nicht wirklich etwas mit dem elektrischen Antrieb anfangen können und wollen.
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Das liegt sicherlich nicht zuletzt daran, dass Elektromotoren technisch und in ihrer Funktionsweise eine gänzlich andere Baustelle sind als Verbrennungstriebwerke, was ein Tuning im klassischen Sinne mit den bisherigen Fachkenntnissen zunächst quasi unmöglich macht. Zumal die genutzte Hochspannung natürlich Gefahren birgt und demzufolge mit großer Vorsicht zu behandeln ist. Dies ist auch Bisi Ezerioha bewusst. Der gebürtige Nigerianer ist Drag-Rennfahrer sowie Gründer und Chef-Ingenieur des kalifornischen Unternehmens Bisimoto Engineering aus Ontario, gelegen etwa 60 Kilometer östlich von Los Angeles. Doch ganz offensichtlich hat sich Bisi mit seinem Team und seinen Partnern hervorragend in die Elektroauto-Thematik eingearbeitet, was sein hier gezeigter Porsche 935 K3V eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Tatsächlich nämlich besitzt der Wagen keinen der im 935 üblichen Sechszylinder-Boxermotoren mit Aufladung durch mindestens einen Turbolader, sondern stattdessen einen E-Antrieb: Im Heck installierte Bisimoto einen leistungsstarken 3-Phasen-Wechselstrom-Induktionsmotor. Dieser arbeitet mit einer Spannung von bis zu 403 Volt und entwickelt satte 435 kW. Wenngleich dieser Transfer bei Elektroautos nur bedingt sinnvoll ist – umgerechnet in Pferdestärken bedeutet dies 646 PS. Damit dürfte der Porsche beeindruckende Geschwindigkeits- und Beschleunigungsorgien ermöglichen, zumal das maximale Drehmoment konstruktionsbedingt bekanntlich vom Start weg und jederzeit anliegt. Die Kraftübertragung gewährleistet ein Getriebe, welches (ebenfalls charakteristisch für E-Autos) mit nur jeweils einem Vor- und Rückwärtsgang auskommt – schließlich beginnt der rote Drehzahlbereich erst bei 18.000 Umdrehungen. Mit Strom gespeist wird der Antrieb über mehrere LG Cells-Batterieeinheiten, die in zwei Paketen zu jeweils sechs Zellen im Bug sowie im Heck installiert sind und eine Gesamtkapazität von 32 kWh bereitstellen. Die Wasserkühlung der gesamten Einheit geschieht mittels eines CSF GT3-Kühlers sowie zweier kleinerer Ölkühler, wobei eine Bosch-Wasserpumpe das Kühlmittel durch Vibrant-Schläuche befördert.
Natürlich ist der Porsche auch hinsichtlich der übrigen technischen Komponenten auf dem neusten Stand: So gewährleistet ein Variante 3-Gewindefahrwerk in Verbindung mit Eibach-Stabilisatoren eine überzeugende Fahrdynamik. Die Praxistauglichkeit blieb dabei nicht ganz außer Acht, schließlich sorgt ein HLS2-Front-Lift-Kit, dass der Porsche selbst Hindernisse wie Rampen oder Bordsteine recht souverän überwinden kann. Um den Sportler selbst aus hohen Geschwindigkeiten jederzeit zuverlässig verzögern zu können, installierte Bisi einen Stoptech Level 3-Big-Brake-Kit, dessen Scheiben vorne 332 und hinten 328 Millimeter durchmessen. Die Bremsflüssigkeit fließt dabei durch G&J-Hardlines. Ergänzend bietet der 935 eine Bremswirkung über die Antriebseinheit, wobei zugleich Strom regeneriert wird.
Die Basis für den K3V bildete übrigens kein echter 935, sondern ein klassischer 911, der vor dem Tod gerettet und mit dem Bodykit eines 1984er 935 K3 ausgerüstet wurde. Hinzu kommen einige Ergänzungen und Modernisierungen, etwa Scheinwerfer samt Tagfahr-Leuchtringen, welche die Spezialisten von 9Eleven by DR Design sonderanfertigten, sowie ein Frontsplitter und ein zweiteiliger Heckspoiler – jeweils von APR aus Carbon gefertigt. Ferner installierte Bisimoto am Heck hauseigene Gurney-Flaps. Durch die Fronthaube ragt der Tankdeckel eines Porsche 917 hinaus, hinter dem sich selbstverständlich kein Tankstutzen, sondern der Ladeanschluss verbirgt. Ein Highlight sind zudem zweifellos die Brixton BM1-Schmiedefelgen in 10×17 und 12,5×19 Zoll. Sie tragen an der Vorderachse flächige, maßgefertigte Turbofans und sind mit Reifen in 275/40 ZR17 und 345/30 ZR19 versehen. Farblich weisen die Räder eine Kombination aus gedecktem Grau und auffälligem Pink auf und fügen sich damit perfekt in das Schema der Karosserie ein: Diese nämlich ist grau lackiert und bekam danach eine Designfolierung in Pink mit silbernen Akzenten und diversen Sponsoren-Logos, welche von Andy Blackmore entworfen wurde.
Der Blick in den Innenraum erfüllt quasi alle Erwartungen, die man an einen 935 haben kann: Der Porsche besitzt ein kompromissloses Racing-Cockpit. Die Insassen verzurren sich mit Sechs-Punkt-Gurten in Renn-Schalensitzen und der Fahrer greift in ein kleines Protoipo-Lenkrad, wobei alle Komponenten von Momo stammen. Hinter dem Volant installierte Bisimoto eine digitale AEM-Armatureneinheit mit Datenlogger, welches die Anzeige diverser Informationen ermöglicht. Für hervorragende Sicherheit sorgt ein weißer Sechs-Punkt-Überrollkäfig, die Pedalerie kommt von Wilwood. Besonders wichtig war Bisi beim 935 K3V eine kinderleichte Handhabung: So ist das Cockpit komplett frei von verwirrenden Knöpfen oder Schaltern, einzige Bedieneinheit (abgesehen vom Datendisplay) ist ein Quaife-Shifter: Er dient dem Wechsel zwischen dem neutralen sowie den beiden Gänge, wobei für der Hebel für den Vorwärtsgang nach vorne und für den Rückwärtsgang nach hinten geschoben wird. Summa summarum ist der elektrischen Porsche ein wahrlich beeindruckendes Fahrzeug, welches laut Bisi zeigen soll, dass Elektromobilität keineswegs langweilig sein muss, sondern riesigen Fahrspaß bereiten kann. Und selbst akustisch überrascht der K3V und ist eine Wucht, wie das Video einer Probefahrt zeigt, das über den Bisimoto-Youtube-Channel abrufbar ist. Auf der SEMA Show 2019 im vergangenen November begeisterte der Wagen ebenfalls – er war dort sogar im renommierten Toyo Treadpass ausgestellt.
Weitere Informationen unter:
www.bisimoto.com
www.youtube.com/bisimoto
Bisimoto Porsche 935 K3V
Antrieb: 3-Phase-Wechselstrom-Induktionsmotor im Heck, 403 Volt Spannung, flüssigkeitsgekühlt, Bosch-Wasserpumpe, Vibrant-Kühlmittelschläuche, Dyme PSI-Verbindungsstücke, PurÖl-Kühlmittelaufbereitung, CSF GT3-Kühler und zwei kleine Ölkühler zur Kühlung von Inverter sowie Getriebe und Batterie, Bisimoto-Motorträger, Racepak Smartwire-Steuergerät, Rothfab-Batteriebox, 12 LG Chem-60V-Batterien (sechs vorne, sechs hinten) mit Gesamtkapazität von 32 kWh, Dilithium-Batteriemanangement-System, EV West-Hochspannungskabel, Schalterstütze und Gleichspannungswandler sowie Sicherungen von EV West, ElCon-Batterieladegerät, J1772-Ladeanschluss
Leistung: 475 kW / 646 PS
max. Drehzahl: 18.000 U/min.
Gewicht: 1.216 kg
Kraftübertragung: Eingang-Getriebe (Übersetzungsverhältnis 9,73:1), Quaife-Shifter, PurÖl-Getriebeöl
Fahrwerk: KW Variante 3-Gewindefahrwerk mit HLS2-Front-Lift-Kit, Eibach-Stabilisatoren vorne und hinten
Rad/Reifen: Brixton Forged BM01-Schmiedefelgen in 10×17 und 12,5×19 Zoll mit Brixton-Turbofans, Toyo Proxes RR-Bereifung in 275/40 ZR17 und 345/30 ZR19
Bremsen: Stoptech Level 3-Big-Brake-Kit mit VA 332-mm- und HA 328-mm-Scheiben, G&J-Hardline-Bremsleitungen, regeneratives 76-kW-Bremssystem über Motor
Karosserie: Bodykit vom 1984er Porsche 935 K3, APR-Carbon-Frontsplitter, sonderangefertigte 9Eleven by DR Design Raven-Scheinwerfer inkl. Tagfahrlicht, zweiteiliger APR GT-1000-Carbon-Heckspoiler, Bisimoto-Carbon-Gurney-Flaps am Heck, 917-Tankdeckel, Glasurit-Lackierung in Schiefergrau, Andy Blackmore-Designfolierung
Innenraum: AEM CD5-Armatureneinheit mit Datenlogger, Momo Protoipo-Lenkrad, Momo Supercup-Sitze, Momo-6-Punkt-Hosenträger-Gurte, Bisimoto 6-Punkt-Überrollkäfig, Rasant-Dash Delete, LA Dismantler-Lenkstockhebel und -Schalter, Wilwood Dual Master-Pedalerie, SOS Customz RS-Teppiche und -Dachhimmel-Verkleidung, Odyssey 925-12V-Batterie
Dank an: meine technischen Partner und insbesondere an mein Team: Heidi, Lindsay, Albert, Deron, Erin, Andy, Sam, Brendan und Marvin
Fotos: Michael Marcheco (Instagram: spacebypixel)