GT3-Racer für die Straße

BMW E89 Z4 sDrive35i USA

Abseits des Formel- und des Prototypen-Bereichs sind die GT3-Rennwagen aktuell wohl sicherlich das höchste aller Gefühle im Motorsport. Die Fahrzeuge dieser Klasse basieren auf reinrassigen Sportwagen und Luxuscoupés wie dem Porsche 911, Aston Martin DB9, Lamborghini Huracán, Audi R8, Mercedes-AMG GT oder auch der Corvette. Und natürlich war und ist BMW ebenfalls in diesem Bereich aktiv: Während die momentanen GT3-Wagen aus München auf dem jüngst abgelösten M6 aufbauen, diente zuvor seit 2010 der Roadster Z4 der zweiten Generation E89 als Grundlage für die leistungsstarken Racer.

Genau diese Z4 GT3 riefen von Beginn an große Begeisterung bei Steve Samuel hervor. Dabei faszinierte ihn besonders, dass BMW gelang, einen großen V8 in den Bug des recht kompakten Zweisitzers zu verfrachten. Steve gab sich nicht damit zufrieden, anderen dabei zuzusehen, in den BMW-Rennwagen herumzufahren: Vielmehr beschloss der US-Amerikaner mit irakischen Wurzeln, sich sein eigenes, straßenzugelassenes Exemplar des Motorsportlers auf die Räder zu stellen! Das beeindruckende Ergebnis ist auf diesen Seiten zu sehen.

Bodykit aus Deutschland

Für die Realisierung scheute der 29-Jährige keine Kosten oder Mühen. Zu Beginn musste natürlich das passende Basisfahrzeug her. Dieses fand Steve nach einiger Suche letztlich in Newport Beach, etwa anderthalb Autostunden nordwestlich seiner Heimatstadt Rancho San Diego – lustigerweise beim örtlichen Audi-Händler! Es handelte sich um einen Z4 sDrive35i mit nur etwa 16.000 Kilometern auf dem Tacho und natürlich dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Der Innenraum zeichnete sich durch die auffällige orange-schwarze Ausstattung aus und die Karosserie war seinerzeit noch in Saphirschwarz lackiert. Alles in allem war der Roadster die perfekte Wahl, genau das, was Steve gesucht hatte. Nach dem Kauf fuhr er ihn zunächst noch ein paar Wochen im Serienzustand, doch sein künftiger Werdegang war schon klar vorgezeichnet: Als er den Z4 erwarb, hatte Steve schon einen Großteil der benötigten Komponenten bestellt. So etwa den kompletten Z4 GT3 V.1-Bodykit, der aus Deutschland geliefert wurde, und die Räder: Der Karosserie-Bausatz für dessen passgenaue Montage einige Zeit und diverse Anpassungen und Optimierungen nötig waren, verwandelte den Z4 optisch in ein vom Original nur in Details zu unterscheidendes Abbild des GT3-Z4. Sogar ein Carbon-Dach statt des schweren klappbaren Hardtops war enthalten, sodass letzteres mitsamt all seiner elektrischen und mechanischen Komponenten aus dem (damit ehemaligen) Roadster herausflog. Darüber hinaus erhielt der BMW im Zuge der Installation des Kits bei 2M Autowerks ergänzend noch einen riesigen APR-Heckflügel und ein originale BMW Motorsport-Rennsportspiegel aus Carbon. Abschließend erhielt die Karosserie zu guter Letzt eine Neulackierung in seidenmattem Alpinaweiß sowie eine authentische Racing-Folierung – natürlich in den M-Farben, Rot sowie Hell- und Dunkelblau. In den deutlich vergrößerten Radkästen sitzen mächtige Y-Speichen-Felgen in Schwarz mit glänzenden Betten und matten Sternen: Es handelt sich um Lightspeed Racing GT10 der Dimensionen 10,5×18 und 13×18 Zoll mit fetten Toyo R888R-Semislicks in 275/35ZR18 und 335/30ZR18.

Üppige Leistungssteigerung

Da Steve im Verkauf bei Pure Turbos, einem Turbolader-Spezialisten aus Oceanside, einer Stadt an der kalifornischen Küste zwischen Los Angeles und San Diego, tätig ist, waren er beziehungsweise seine Kollegen am Umbau des Motors unter der Haube maßgeblich selbst beteiligt. Im langen Bug sitzt anders als beim Vorbild kein V8-Sauger, sondern wie gehabt der Biturbo-aufgeladene Dreiliter-N54-Reihensechszylinder. Dank eines Stage 2-Turbo-Upgrades und diverser weiterer Optimierungen wie eines DOC-Ansaugstutzens, Precision Raceworks-Air Intakes, verschiedener Kühler aus dem Hause CSF, Einspritzdüsen sowie eines Methanol-Einspritzsystems von Fuel-It und PSP-Charge Pipes konnte die Leistung des Aggregats jedoch mehr als verdoppelt werden – woran natürlich ferner die ergänzende Softwareanpassung einen Anteil hat: Gut 700 PS generiert Steves GT3-Nachbau nun, sodass er die originalen Rennwagen in dieser Hinsicht sogar deutlich überflügelt. Die Abgasentsorgung geschieht über eine Downpipe und eine Auspuffanlage von GTHaus, welche am Heck in vier dicken, silbern glänzenden Endrohren mündet. Um in Anbetracht dieser Power jederzeit voll auf der Höhe zu sein, erhielten die übrigen technischen Komponenten ebenfalls Anpassungen: Das Doppelkupplungsgetriebe kam in den Genuss eines SSP Performance-Upgrades und ist nun mit einem M4-Schwungrad kombiniert. Für kurze Bremswege sorgt ein eigentlich für die F8x-Modelle gedachtes Big Brake-Kit und ergänzend erhielt der Z4 ein Status Gruppe SRS-Gewindefahrwerk samt hydraulischen Lift-Kit, einstellbarer Querlenker und H&R-Motorsport-Stabilisatoren vorne wie hinten.

Feinste Materialien: Leder, Carbon, Alcantara

Zu guter Letzt veredelte Steve den Innenraum seinen GT-Racers ebenfalls: Während die orangefarbenen Akzente, wie angesprochen, bereits ab Werk vorhanden waren, erhielten ergänzend diverse Blenden und Zierteile an Armaturenbrett, Mittelkonsole und den Türverkleidungen eine Beschichtung mit Carbon. Das Dach und die zugehörigen Säulen versah AP Upholstery mit einem schwarzen Alcantara-Bezug. Motorsport-Flair lassen der maßgefertigte Studio RSR-Überrollbügel und als absolutes Highlight das Dinmann-Carbon-Lenkrad aufkommen, welches als Besonderheit im oberen Bereich zwischen etwa 10 und 2 Uhr ausgeschnitten ist. Des Weiteren besitzt Steve für seinen E89 ganz stilecht einen HANS-tauglichen Recaro-Rennschalensitz, den er jedoch nur im Motorsport-Einsatz nutzt, sodass er auf den Bildern nicht zu sehen ist. Übrigens: Dank der Unterstützung durch die Spezialisten von CSF war der BMW nach nur achtmonatiger Umbauzeit im November 2018 auf der SEMA Show in Las Vegas zu bewundern – für den stolzen Besitzer natürlich ein unvergessliches Ereignis.

Technical Facts

Fahrzeugtyp: BMW Z4 sDrive35i

Baujahr: 2015

Karosserie: kompletter Z4 GT3 V.1-Bodykit samt Carbon-Dach, OEM-BMW Motorsport-Carbonspiegel, ONEighty-Frontscheinwerfer-Upgrade, APR GT-250-Heckflügel, Neulackierung in seidenmattem Alpinaweiß, Design-Beklebung im Motorsport-Look

Motor: 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Ottomotor mit Biturbo-Aufladung (N54B30), Pure Stage 2-Turboupgrade, Kühler sowie Ladeluft- und Ölkühler von CSF, DOC-Rennsport-Ansaugstutzen, Fuel-It-Einspritzdüsen und -Methanol-Einspritzsystem, PSP-Charge Pipes, Precision Raceworks-Air Intakes, Catless-Downpipe von GTHaus, 3-Zoll-Abgasanlage ab Turbo von GTHaus, ca. 700 PS

Kraftübertragung: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, M4-Schwungrad, SSP Performance-Kupplungsupgrade

Fahrwerk: Status Gruppe SRS-Gewindefahrwerk mit hydraulischem Lift-Kit, einstellbare Turner Motorsports-Querlenker, Motorsport-Stabilisatoren von H&R vorne und hinten

Rad/Reifen: Lightspeed Racing GT10-Leichtmetallräder in 10,5×18 und 13×18 Zoll mit Toyo Proxes R888R-Bereifung in 275/35ZR18 und 335/30ZR18

Bremsen: Upgrade mit M Big Brake-Kit für BMW F8x

Innenraum: Dinmann-Carbon-Lenkrad, Alcantara-Bezug des Dachs und der Dachsäulen von AP Upholstery, diverse Komponenten mit Carbon beschichtet, Custom-Überrollbügel von Studio RSR, temporär für Rennsport-Einsätze: Recaro Pro Racer SPG-Schalensitz mit Eignung für Einsatz mit HANS-Systemen

Dank an: alle, die an dem Projekt beteiligt waren, vor allem an alle von 2M Autowerks und meine Mitarbeiter bei Pure Turbos, dafür, dass sie so geduldig mit dem Umbau und ganz sicher am meisten daran beteiligt waren. Es hatten viele ihre Hände bei dem Projekt im Spiel und viele frustriende Stunden, bis der Wagen das erste mal komplett richtig lief. Danke an Steve von Viral Vinyl Werks, dass du in letzter Minute eine solch perfekte Design-Folierung vollendet hast, danke an Ravi von CSF, dass du mir einen Stellplatz auf der SEMA 2018 besorgt hast, was eine herausragende Erfahrung war. Zu guter Letzt danke an alle aus der Euroklasse-Commulity, die mich unterstützt und dabei zugesehen haben, wie dieser Wagen vollendet wurde.