Der Elektrohype bröckelt…

Elektrohype

Der Elektrohype bröckelt

Es ist beruhigend zu sehen, dass es in Deutschland noch Automanager gibt, die das Große und Ganze richtig analysieren und sich durch den Elektrohype nicht blenden und fremdsteuern lassen. Gemeint ist an dieser Stelle BMW-Vorstandschef Harald Krüger, der seit Wochen seine Strategie der flexiblen Reaktion auf die Wünsche seiner Kunden verteidigen muss. So erklärte er auf der BMW-Hauptversammlung in München: „Alles auf eine Karte zu setzen, das ist aus meiner Sicht unternehmerisch nicht klug. Technologische Offenheit ist entscheidend, um auf die regulatorischen Anforderungen und Kundenwünsche in verschiedenen Märkten vorbereitet zu sein. Deshalb werden verschiedene Antriebsformen nebeneinander bestehen.“

Warum diese logische Aussage zu mehr Kritik als Anerkennung führt, ist mir unverständlich. Denn auch Toyota-Chef Akio Toyoda sieht das Elektroauto nicht als alleiniges Antriebskonzept der Zukunft, ganz im Gegenteil: Toyota setzt auch in Zukunft auf den Hybridantrieb und möchte nur ganz wenige Modelle, vor allem für den japanischen Markt, vollelektrisch anbieten. Dennoch scheint logisches Denken im momentanen Klimarettungs-Wahn nicht angesagt zu sein. So wird BMW nicht nur an der Börse momentan abgestraft, sondern auch für Harald Krüger ist der Gegenwind schon so stark, dass manche Experten fürchten, er würde sich nicht mehr lange im Amt halten. Aber auch VW-Chef Herbert Diess, der schon angekündigt hat, dass Volkswagen in naher Zukunft keine Verbrennungsmotoren mehr verkaufen würde und den Konzern komplett elektrifizieren und CO2-neutral machen möchte, ist plötzlich nicht mehr der Star der Branche. Denn den Granden im VW-Konzern wird immer mehr bewusst, dass dieser radikale Kurs auch sehr gut, dass Aus der Marke bedeuten könnte. Und so bleibt die Hoffnung, dass Vernunft und Intelligenz sich am Ende durchsetzen werden. Fakt ist: Die Automobilbranche steht weder vor dem Aus, noch vor einem radikalen Umbruch, sondern befindet sich eher in einer spannenden und anspruchsvollen Zeit. Die Zukunft liegt in der schwierigen Aufgabe, nicht nur alle verschiedenen Antriebskonzepte anzubieten, sondern auch auf die extrem variierenden Anforderungen der großen Märkte wie China, Asien oder auch Südamerika zu reagieren.

So freue ich mich, dass die Fassade des Elektrohypes langsam anfängt zu bröckeln und wir zu einem klein wenig Normalität zurückkehren.

Olivier Fourcade