16V-Klassiker mit Turbo-Herz & Turbo-Felgen

Classic VW Golf 2 GTI

Nachdem die 110 PS starke Ur-Version des Golf GTI in den späten 1970er Jahren noch für so manch verwirrten Blick seitens der Fahrer von vermeintlich antriebsstärkeren Mittel- und Oberklassefahrzeugen sorgte, als sie ihnen auf der Autobahn und der Landstraße förmlich um die Ohren fuhr, waren diese dann bereits „vorgewarnt“, als Volkswagen rund zehn Jahre später den Golf 2 GTI 16V von der Kette ließ. Doch während dieser damals zu den „Jungen Wilden“ im Lande gehörte, reißen seine 139 PS (129 PS mit Kat) heutzutage niemanden mehr wirklich vom Hocker, sodass der 16V-Zweier inzwischen von keinem Sportwagen-Piloten mehr als ernstzunehmende Gefahr eingestuft wird. Doch diese Sorglosigkeit könnte sich rächen. Spätestens dann, wenn DIESER Golf 2 GTI 16V von Mario Verswyvel im Rückspiegel auftaucht.

Denn der 43-jährige Maler aus Lille, einer kleinen Gemeinde im Herzen Belgiens, die bitte nicht mit der gleichnamigen französischen Großstadt verwechselt werden sollte, stellte in rund zehn Monaten Umbauzeit einen gut getarnten Sleeper auf die Räder, der das Potenzial für noch größere Überraschungsmomente hat, als sie damals der Golf 1 GTI hervorzurufen vermochte.

Fünfzylinder-Turbo mit 440 PS

Denn unter der Motorhaube der optisch praktisch serienmäßigen Golf-Karosserie, die von Marios Kumpel Carlo Orlando in ihrem Originalfarbton „Oak Green“ neu geduscht wurde, steckt statt des frei saugenden 1,8-Liter-Vierzylinders jetzt ein CBTA-Triebwerk, dass seine 2,5 Liter Hubraum auf fünf Brennkammern verteilt und von einem Precision PTE 5858-Turbolader zwangsbeatmet wird. Den Ladeluftkühler „borgte“ sich das für den Auf- und Einbau des Fünfzylinder-Aggregats verantwortlich zeichnende Unternehmen Maq Racing aus einem Golf 6, während der Ventildeckel, die Verteilerleiste und der Ansaugkrümmer von Integrated Engineering bezogen wurden. Die Motorhalterungen sowie die drei Zoll durchmessende Edelstahl-Abgasanlage inklusive Krümmer hingegen sind nach Maß konstruiert und angefertigt. Dirigiert wird das Fünfzylinder-Orchester von einem frei programmierbaren KMS MD35-Motorsteuergerät, das u.a. auch die Funktion einer Traktionskontrolle übernimmt und dessen Tun über ein ins Armaturenbrett integriertes Display überwacht werden kann. Unterm Strich stehen eine Spitzenleistung von stolzen 440 PS sowie ein maximales Drehmoment von 455 Nm. Doch damit nicht genug! Mittelfristig nämlich planen Mario und sein Namesvetter Mario Quets, der kreative Kopf hinter dem Label Maq Racing, mit noch (viel) mehr Power: Mehr als 700 PS stehen auf dem Wunschzettel!

Sollte dieses Ziel allerdings wahr werden, müsste wohl auch die Abteilung „Kraftübertragung“ nochmals überarbeitet werden. Aktuell kommen ein 6-Gang-Schaltgetriebe vom Golf 6 GTI und modifizierte Antriebswellen vom gleichen Ur-Ur-Enkel noch bestens mit den auftretenden Kräften klar.

Zender Turbo-Dreiteiler mit Zentralverschluss

Weit jenseits der Stress-Grenze arbeiten hingegen bereits jetzt die Nankang Ultra Sport NS-II-Gummis der angetriebenen Vorderräder, die beim Tritt aufs Gaspedal in den unteren Gängen zunächst hilflos scharren, um sich Sekunden später in stinkenden Rauch und klebrige Gummibrösel aufzulösen. Eine weitaus größere Lebensdauer als den Gummis ist (hoffentlich) den dreiteiligen Zender Turbo-Felgen beschieden, die mit echten Zentralmuttern (Sonderanfertigung) rundum in 8×17 Zoll an den Achsen fixiert wurden. Perfekt in Szene gesetzt werden die seltenen Dreiteiler von einem H&R-Gewindefahrwerk in spezieller „Ultra Low“-Konfiguration, welches von BriaLow installiert wurde und für eine satte Tieferlegung von rund 100 Millimetern sorgt.

Porsche 964-Stopper

Ein bisschen schade ist es, dass die flächigen Felgen nahezu vollständig den Blick auf die Bremsanlagen blockieren, denn Marios GTI 16V wurde rundum mit roten Porsche 964-Sätteln ausgerüstet, die mit Custom-Belägen auf 280 bzw. 254 Millimeter durchmessende Bremsscheiben einwirken.

Ähnlich unspektakulär wie das Exterieur präsentiert sich hingegen der Innenraum. Der Kennerblick wird sich hier ein paar Sekunden an der digitalen „Mäusekino“-Tachometereinheit festhalten – ansonsten erfreut Klassiker-Puristen hier ein wunderbar erhaltenes und gepflegtes 1980er-Jahre-Ambiente.

Technical Facts

VW Golf II GTI

Baujahr: 1989

Karosserie: Neulackierung im Originalfarbton „Oak Green“

Motor: 2,5-Liter-Fünfzylinder-Motor (CBTA), Precision PTE 5858-Turbolader, modifizierter Golf 6-Ladeluftkühler, Integrated Engineering-Ventildeckel, Integrated Engineering-Verteilerleiste, Integrated Engineering-Ansaugkrümmer, Custom-Motorhalterungen, Custom-Abgaskrümmer und -Abgasanlage (3 Zoll), KMS MD35-Motorsteuergerät inkl. Tranktionskontrolle, KMS-CAN-Display, Custom-Parts und Umbau von Maq Racing, 440 PS / 455 Nm

Kraftübertragung: 6-Gang-Schaltgetriebe vom Golf 6 GTI, modifizierte Golf 6 GTI-Antriebswellen, Golf 4 GTI-Radlagergehäuse

Fahrwerk: H&R „Ultra Low“-Gewindefahrwerk von BriaLow, 100 mm Tieferlegung

Rad/Reifen: dreiteilige Zender Turbo-Felgen in 8×17 Zoll, Nankang Ultra Sport NS-II-Bereifung

Bremsen: Golf 5 GTI-Hauptbremszylinder, Porsche 964-Bremssättel mit Custom-Bremsbelägen rundum, 280/254-mm-Bremsscheiben

Innenraum: original mit digitaler Tachoeinheit