Zeitangriff mit Turbo-Schub

Mazda MX-5 NB von SPS Motorsport

Seit seiner Markteinführung vor nunmehr 30 Jahren gilt der Mazda MX-5 als ausgewiesener Open Air-Spaßmacher. Kein Wunder, bietet der nunmehr in vierter Generation erhältliche Hecktriebler, welcher seinerzeit die Renaissance kleiner Roadster begründete, doch reichlich Fahrspaß zum vergleichsweise geringen Preis. Als echter Sport- oder gar Rennwagen wird der MX-5 – schon mangels Motorleistung – hingegen eher selten kategorisiert. Dass sich der Mazda in all seinen Bauformen jedoch auch bestens als Basis für den Aufbau leistungsstarker Tuning- und Rennsportfahrzeuge, wahlweise mit Saugmotor oder Kompressor- bzw. Turboaufladung, eignet, zeigen seit vielen Jahren die MX-5-Spezialisten von SPS Motorsport aus Altendiez. In der German Time Attack Masters-Rennserie beispielsweise setzen die Rheinland-Pfälzer unter ihrem Label SPS Rennwerk gleich ein ganzer Geschwader der kleinen Japaner sehr erfolgreich ein. Darunter auch das hier abgebildete Fahrzeug, welches in der Klasse PRO 2WD zum Einsatz kommt und diese auch schon gewinnen konnte.

Der 1999er MX-5 NB wurde von seinem heutigen Besitzer vor 20 Jahren als Neuwagen erworben. Über die Jahre war das Fahrzeug in der Folge einer anhaltenden Tuning-Evolution unterworfen. Diese beinhaltete unter anderem zwei verschiedene Kompressor-Ausbaustufen, dann einen ersten Turbo-Umbau und gipfelte letztlich in der hier dokumentierten Transformation zum reinrassigen Time Attack-Rennwagen, der mit einem nochmals erheblich stärkeren Turbomotor an den Start geht und auch vermeindlich überlegenen Modellen auf dem Track das Fürchten lehrt – und zwar sowohl in Kurven, als auch geradeaus.

Turbo-Aufladung für den MX-5

Denn der kleine 1,9-Liter-Motor des MX-5 entwickelt nach umfassenden Modifikationen, deren Brennpunkt sicherlich die Aufladung mittels eines großen Garrett GT3076R-Turbos ist, bei 1,2 bar Ladedruck stolze 446 PS, die mit dem nur rund 1.000 Kilogramm auf die Waage bringenden Rennwagen leichtes Spiel haben – im wahrsten Sinne des Wortes. In der Peripherie des via eines Giselwerks-Krümmers angebundenen Laders arbeiten ein Ladeluftkühler aus gleichem Hause sowie jeweils ein wassergekühltes Wastegate und ein Blow Off-Ventil von TiAL. Sauerstoff strömt durch eine BMC-Carbon-Airbox ein, welche ihrerseits durch einen in den vorderen linken „Scheinwerfer“ integrierten Air Intake „atmet“. Eine Deatschwerks DW300-Benzinpumpe fördert den hochoktanigen Sprit, dessen Druck von einem FueLab-Regler gemanagt wird zu den ID1000-Injektoren. Im Stakkato der Supertech-Ventile innerhalb des modifizierten Zylinderkopfes inittieren Audi-Zündspulen den Funkenflug der Zündkerzen und damit das Auf und Ab der geschmiedeten Supertech-Kolben auf belastbaren K1-Pleueln. Ergänzend zur Installation eines Mishimoto-Wasserkühlers wurde die Ölkühlung verstärkt. Sattes Röhren entweicht dem zentral platzierten Endschalldämpfer der 3-zölligen SPS-Motorsport-Abgasanlage. Die Regie über die Hardware des Turbomotors führt ein frei programmierbares MegaSquirt-Steuergerät.

Sequenzielles 6-Gang-Getriebe

Die Gänge wechselt der Time Attack-Pilot blitzschnell und sogar unter Last via eines sequenziellen Quaife QBE60G-6-Gang-Getriebes, das mittels einer 2-Scheiben-Sintermetall-Kupplung aus dem Hause Competition Clutch an den Turbomotor angebunden wurde. Ein Kaaz-Differenzial mit 85-prozentiger Lamellensperre und 3,6er Übersetzung unterstützt die angetriebenen Hinterräder bei ihrer Suche nach Traktion.

Mechanischer Grip dürfte überdies ohnehin reichlich vorhanden sein, schließlich rotieren an den MX-5-Achsen 10×15-zöllige König Dekagram-Flow Forming-Felgen mit griffigen Yokohama Advan A048-Semislicks der Dimension 245/40R15, welche den MX-5 wie alten Kaugummi am Asphalt kleben lassen. Aufgehängt sind die Räder an einem BC Racing-Gewindefahrwerk, dessen Federraten von SPS Motorsport für den Track-Einsatz mit dem MX-5 angepasst wurden.

Um dem ebenso populären wie richtigen Motorsport-Grundsatz „Wer später bremst, fährt länger schnell“ bestmöglich Rechnung tragen zu können, rüstete SPS Motorsport den Mazda mit einer kraftvollen Stoptech-Bremsanlage aus, die ihre 280/276 Millimeter durchmessenden, geschlitzten Scheiben vorne mit 4-Kolben-Festsättel und hinten mit 2-Kolben-Sötteln in die Zange nimmt. Die Bremsbalance zwischen Vorder- und Hinterachse lässt sich vom Fahrersitz aus manuell justieren. Die Servounterstützung der Lenkung wurde deinstalliert, sodass sich der MX-5 nun noch direkter dirigieren lässt und ungefiltertes Feedback von der Fahrbahn gibt.

Üppige Splitter und Flügel

Das üppig dimensionierte Flügelwerk des Roadsters, welcher für den Renneinsatz nun allerdings ein Hardtop trägt, verdeutlich, dass neben dem mechanischen auch der aeordynamische Grip maximiert wurde. Neben dem weit nach vorn gereckten Eigenbau-Frontsplitter samt Carbon-Canards springt in dieser Hinsicht inbesondere der riesige APR-Carbon-Heckflügel ins Auge, welcher für reichlich Downforce am modelltypisch sonst eher nervösen MX-5-Heck sorgt.

Der Gewichtseinsparung dienen hingegen die komplett aus Carbon gefertigten Türen, der ebenso aufgebaute Heckdeckel, die erleichterte Stahl-Motorhaube mit Luftauslässen sowie die rundum (mit Ausnahme der Windschutzscheibe) eingesetzten Polycarbonat-Scheiben. Die Heckschürze wurde unten ausgeschnitten, um einerseits Fahrwind-Stauungen dort zu vermeiden und andererseits eine besser Hitzeabfuhr von der Abgasanlage zu gewährleisten.

Leichtbau mit Sicherheit

Motorsport-typisch funktional und von Sicherheitsvorrichtungen geprägt ist das enge MX-5-Cockpit gehalten. Von einer eingeschweißten SPS Motorsport-Zelle mit Flankenschutz, Knotenblechen und allerlei Verstärkungen vertrauenerweckend umschlossen, nimmt der Fahrer in einem Momo-Ohrensessel Platz, von welchem er besten Zugriff auf das kleine Lenkrad aus gleichem Hause sowie den hoch aufragenden Shifter des sequenziellen Quaife-Getriebes hat. Alle wichtigen Vitalwerte des Fahrzeugs sowie dessen Geschwindigkeit werden vom auf der Lenksäule platzierten DASH2 PRO-Display mit Datenlogger nicht nur angezeigt, sondern auch gleich zur späteren Auswertung protokolliert. Der Beifahrer – sofern beispielsweise zu Taxifahrten oder Demo-Runden an Bord – sitzt in einem Recaro-Schalensitz. Auf beiden Plätzen gibt es breite Takata-6-Punkt-Sicherheitsgurte. Im Beifahrerfußraum liegt zudem ein Feuerlöscher griffbereit.

Technical Facts

Mazda MX-5 NB

Baujahr: 1999

Karosserie: Eigenbau-Frontsplitter, Carbon-Canards, erleichterte Stahl-Motorhaube, Carbon-Türen und Carbon-Heckdeckel von Carbon Miata, APR-Carbon-Heckflügel, Makrolon-Scheiben rundum außer Windschutzscheibe, Heckschürze ausgeschnitten, Carbon-Außenspiegel,

Motor: Vierzylinder-Reihenmotor mit Turboaufladung, Supertech-Schmiedekolben, K1-Pleuel, Zylinderkopf modifiziert, Supertech-Ventile und -Ventilfedern, Garrett GT3076R-Turbolader, wassergkühltes Tial-Wastegate, Tial-Blow Off Ventil, Giselwerks-Ladeluftkühler, Giselwerks-Krümmer, BMC-Carbon-Airbox, Mishimoto-Wasserkühler, Deatschwerks DW300-Benzinpumpe, ID1000-Einspritzdüsen, FueLab-Benzindruckregler, Audi-Zündspulen, 3-Zoll-SPS-Abgasanlage, MegaSquirt-Steuergerät

Kraftübertragung: sequenzielles Quaife QBE60G-6-Gang-Getriebe, Competition Clutch-2-Scheiben-Sintermetallkupplung, Kaaz-Sperrdifferenzial (85%) mit 3,6er Übersetzung

Fahrwerk: BC Racing-Gewindefahrwerk mit angepassten Federraten, Lenkung ohne Servounterstützung

Rad/Reifen: König Dekagram-Felgen in 10×15 Zoll ET25, Yokohama Advan A048-Semislicks in 245/40R15

Bremsen: Stoptech-Bremsanlage, VA 4-Kolben-Sättel mit 280-mm-Scheiben, HA 2-Kolben-Sättel mit 276-mm-Scheiben, Stahlflex-Bremsleitungen

Innenraum: komplett ausgeräumt, eingeschweißte SPS-Sicherheitszelle, Momo-Schalensitz für den Fahrer, Recaro-Schalensitz für den Beifahrer, Takata-6-Punkt-Gurte, beflocktes Armaturenbrett, Leichtbau-Türverkleidungen, Momo-Sportlenkrad, Feuerlöscher