Restaurierung eines BMW E12 530 MLE

Wiederauferstehung einer südafrikanischen Rarität

Südafrika ist ein Land, das man nicht zwangsläufig mit einer florierenden und interessanten Automobilwelt verbinden würde. Doch dies hängt wohl eher mit einem Klischee beziehungsweise damit zusammen, dass wir einfach zu wenig von dort hören und wissen. Tatsächlich nämlich erregte beispielsweise BMW South Africa, unter anderem schon seit 1973 im Besitz eines eigenen Werks im bei der Hauptstadt Pretoria gelegenen Rosslyn, bereits des Öfteren für aufsehen. So gab es verschiedene, ausschließlich für den heimischen Markt gebaute Modelle, etwa den gemeinsam mit Alpina entwickelten E30 333i mit Leistung auf M3-Niveau und den 530 MLE.

Mit dem letztgenannten Modell war die südafrikanische Vertretung der Münchener in den letzten Monaten wieder stark in den sozialen Medien vertreten. Es handelt sich um eine limitierte Ausführung, die 1976 und 1977 insgesamt nur knapp über 200-mal als Homologationsfahrzeug entstand. Seinerzeit nämlich trat BMW mit zwei E12, die eigens in Deutschland für den Einsatz umgebaut worden waren, sehr erfolgreich im südafrikanischen Rennsport an, genauer gesagt der Modified Production Series. Dieses Engagement ebnete den Weg dafür, dass BMW in Südafrika als sportliche Marke und ernstzunehmender Motorsport-Akteur wahrgenommen wurde, wie Tim Abbott, CEO der BMW Group South Africa and sub-Saharan Africa, bestätigt. Der Namenszusatz MLE des Straßenablegers steht dementsprechend für „Motorsport Limited Edition“ und der Wagen gilt als inoffiziell erster BMW M, denn schließlich kam er bereits zwei Jahre vor dem legendären M1 auf den Markt.

Komplett neu aufgebaut

In seinem Heimatland ist die sportlichste Variante des E12 5ers natürlich nach wie vor unvergessenen und so beschlossen die Verantwortlichen vor Ort Ende 2018, sich an die komplette Restauration eines Exemplars zu machen und diesem damit zu altem Glanz zu verhelfen. Dabei hieß es zunächst, ein geeignetes Fahrzeug zu finden. Und dies gestaltete sich alles andere als einfach, denn schließlich hatte ein Großteil der gefertigten 530 MLE in den 40 Jahren seit ihrer Produktion leider das Zeitliche gesegnet. Zu guter Letzt fand die Suche dann aber doch ein erfolgreiches Ende: In Form des Exemplars mit der Nummer 100 konnte die ideale Basis für das Projekt aufgetrieben werden – es verfügte sogar über Matching Numbers von Chassis und Motor.

Originale Monteure involviert

Obwohl die Grundsubstanz des Wagens fast komplett erhalten war, hieß dies – wie unsere direkte Gegenüberstellung des Autos vor und nach dem Neuaufbau verdeutlicht – jedoch nicht, dass sein Zustand wirklich gut war. Somit wartete ein gutes Stück Arbeit auf das versierte Restauratoren-Team. Dabei konnten die südafrikanischen Klassiker-Spezialisten auf die Unterstützung von vier der Werksmitarbeiter zurückgreifen, welche in den 1970er Jahren am Bau der 530 MLE beteiligt waren: William Mokwape, Walter Mahlangu, Jacob Matabane und Cassie Calaca standen mit Rat und Tat zur Seite und waren froh und stolz, mit ihrem unbezahlbaren MLE-Fachwissen einen  Beitrag zur erfolgreichen Fertigstellung der Limousine leisten können.

Klassischer BMW M-Look

Das Ergebnis ist ein beeindruckendes Schmuckstück geworden. Optisch zeichnet sich der Wagen zum einen durch aerodynamische Karosserie-Anbauteile in Form eines Frontspoileransatzes und einer Spoilerlippe aus. Darüber hinaus bringt der Wagen mit seinen auf den weißen Lack aufgetragenen Zierstreifen in den klassischen M-Farben Rot sowie Hell- und Dunkelblau die leistungshungrigen Motorsport-Freunde und Anhänger der BMW-Topmodelle zum Schwärmen. Ein weiteres Highlight sind die filigranen Kreuzspeichen-Leichtmetallfelgen, die mit ihrem 14-Zoll-Format und 205/70er respektive 225/60er Bereifungen nach heutigen Maßstäben nahezu winzig erscheinen. Zugleich tragen sie jedoch einen entscheidenden Beitrag zur für den Motorsport-Einsatz  angestrebten Gewichtsreduktion beim  bei. Weitere Maßnahmen, die mit diesem Ziel durchgeführt wurden, sind die Ausstanzungen in verschiedenen Karosserieteilen sowie der Verzicht auf eine Klimaanlage und elektrische Fensterheber – die es für den E12 seinerzeit prinzipiell tatsächlich schon gab.

Mehr als 200 km/h Vmax

Und so ist der 530 MLE – vor allem unter Berücksichtigung der Tatsache, dass er aus den 1970ern stammt – dann auch wirklich sehr zügig unterwegs. Der drei Liter große M30-Reihensechszylinder generiert satte 200 PS und ein Drehmoment von bis zu 227 Nm. Dies genügt um die Sportlimousine in nur 9,3 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen. Und wer es genau wissen will, der kann sogar eine Höchstgeschwindigkeit von 208 km/h erreichen! Angesichts dieser Zahlen kann sich der MLE wohl zu Recht als Urvater aller M bezeichnen …

Beeindruckende Arbeit: Der 530 MLE mit der Nummer 100 vor der Restauration im direkten Vergleich mit dem Ergebnis nach Abschluss der Arbeiten.

Technical Facts

BMW 530 MLE
Baujahr: 1976
Karosserie: Frontspoileransatz, Heckspoilerlippe, diverse Karosserieteile teilweise gelocht zur Gewichtsreduzierung, Lackierung in Weiß, Zierstreifen in den M-Farben
Motor: 3,0-Liter-M30-Reihensechszylinder-Ottomotor, 200 PS / 277 Nm
0-100 km/h: 9,3 Sek.
Vmax: 208 km/h
Kraftübertragung: manuelles 5-Gang-Getriebe
Rad/Reifen: Mahle-Leichtmetallfelgen in 14 Zoll mit Dunlop-Bereifung in 205/70R14 und 225/60R14
Innenraum: Gewichtsreduktion durch Verzicht auf unter anderem elekrtische Fensterheber und Klimaanlage
Multimedia: Sanyo Rally II-Radio