VW T1 Bus: Das Meisterstück

Das Meisterstück

Manche Autos der VW-Szene bleiben wirklich nachhaltig in Erinnerung. Der hier vorgestellte T1 fällt definitiv in diese Kategorie: Einen Split Window-Bus auf eine derart geringe Fahrhöhe zu bringen, erfordert einige wirklich tiefgreifende Modifikationen. Das Fahrzeug stammt aus dem Baujahr 1967 und befindet sich derzeit im Besitz von Shawn Herrera, modifiziert wurde es jedoch durch seinen Vorbesitzer Mark Pinkstaff. Umso beeindruckender ist der Umbau, da der Bus neben seiner Tieferlegung eine Reihe weiterer ungewöhnlicher Individualisierungen aufweist.

Erstmals fiel uns der 21-Fenster-T1 schon vor einigen Jahren beim OCTO-Treffen in Südkalifornien ins Auge, wo er das Publikum begeisterte. Da es uns damals aber nicht gelang, spontan einen Fototermin zu organisieren, hatten wir die Hoffnung auf eine Fotosession mit dem Bus praktisch schon aufgegeben. Als es schließlich – mehr oder minder zufällig – doch noch dazu kam, hatte der VW zwischenzeitlich den Besitzer gewechselt. Mittlerweise saß Shawn am Steuer. Dieser begeistert sich schon seit jeher für VWs, seinen ersten Käfer kaufte er bereits als 15-Jähriger. Von Shawns Liebe zu Oldies, vor allem jenen aus Wolfsburg, konnten wir uns bei einem Besuch in seiner Werkstatt überzeugen: Wir waren wirklich beeindruckt! Shawn besitzt neben einigen US-Klassikern und dem T1 ein 54er Käfer Cabriolet, einen 57er Ovali, ein 59er Karmann Ghia- Cabriolet, eine 63er T1-Pritsche sowie einen 65er Typ 34.

Von Grund auf erneuert

Doch kommen wir zurück zum Bulli: Mark hatte diesen – ursprünglich ein 13-Fenster-Modell – in seiner Werkstatt „Skidmarks Garage“ neu aufgebaut. Er erwarb ihn einst in Daytona Beach von einer Dame, die den Bus 1969 ihrerseits vom Erstbesitzer kaufte, und fuhr ihn mehr als ein Jahr im Serienzustand, wobei sich der T1 als zuverlässiger Begleiter erwies. Dennoch hatten mehrere Jahrzehnte in den feuchten Regionen New York und Daytona ihre Spuren hinterlassen und so bedurfte die Karosserie einer Restauration. Und erst nachdem sie bis aufs nackte Blech gestrippt war, wurde das ganze Ausmaß des Unheils sichtbar! Die meisten der für die Instandsetzung benötigten Teile konnte Mark glücklicherweise von Unternehmen wie Klassic Fab beziehen, welche Querträger, Bodenbleche und Co. nachbauen. Ergänzend stellte er manche Metallteile selbst her und trieb einige New Old Stock-Komponenten auf, die er nutzen konnte.

Samba-Umbau und Fuchs-Style-Räder

Im Internet fand Mark ferner das Dach eines 21-Fenster-Samba-Busses, das er unbedingt haben musste. Nach der Abholung in Boston montierte er es ohne größere Probleme auf seinen T1, nur die abschließenden Feinarbeiten erwiesen sich als etwas anspruchsvoller. „Ich habe mir dabei die rechte Schulter ruiniert“, gibt er zu. Als die Karosseriearbeiten nach anderthalb Jahren harter Arbeit abgeschlossen waren, ging es an die Lackierung. Die Wahl fiel auf eine für den Bulli ungewöhnliche Farbkombination: Schwarz und Pastellgrün, letzteres passend zur Tönung der Scheiben. In den Radkästen sitzen 7×17 Zoll große Iozzio-Räder im Fuchs-Design, bezogen mit 195/40er und 205/45er Yokohama-Reifen.

Neues Fahrwerk und Custom-Motor

Im Zuge der Karosserie-Erneuerungen baute Mark auch einen wannenförmigen Unterbau für die Sitzbank an der Vorderachse, um Platz zu schaffen – denn der Bus sollte tief fahren. Sehr tief! Das dafür installierte Fahrwerk umfasst ein Wagenswest-Luftfederungskit in Verbindung mit Air Lift-Elektronik, welche vom Cockpit aus steuerbar ist. Hinzu kommen – gleichfalls von Wagenswest – weitere Teile wie die 5-Zoll-Dropped Spindles und die verkürzte 4-Zoll-Vorderachse. Die einstellbare Airkewld-Dämpfer beherbergenden Stoßdämpferbrücken fertigte ACC Hollister an. Eine weitere Neuerung sind Scheibenbremsen vom Porsche 944: ein sinnvolles Upgrade angesichts des kraftvollen, von Pat Downs bei CB Performance gebauten 2.160-Kubikzentimeter-Motors im Heck. Basierend auf einem Typ 1-Block umfasst der Boxer-Vierzylinder diverse Komponenten aus dem CB-Portfolio, etwa eine Kurbelwelle, Pleuel, eine Nockenwelle, Ventilstößel und Mini Wedgeport-Zylinderköpfe mit 42/37,5-Millimeter-Ventilen. Vergaser gibt es übrigens nicht, die Kraftstoffzufuhr regelt stattdessen ein CB Magna Fuel & Spark-System mit seiner computergesteuerter Kraftstoffeinspritzung sowie Drosselklappen in Verbindung mit einem CB Magnaspark-Zündverteiler. Zusammen mit den ebenfalls verbauten Mahle-Kolben, A-1-Krümmern sowie SuperTrapp-Endschalldämpfern und einer CB-Schwungscheibe resultieren 157 PS. Ein optisches Highlight des Motors ist die vom Porsche 911 inspirierte Bergmann-Lüfterhaube. Zur Kraftübertragung steht ein Rancho-Viergang-Pendelachsgetriebe bereit.

Fein hergerichtetes Interieur

Nicht minder beeindruckend ist der Innenraum. Schon alleine die vordere Sitzbank mit drehbarer Rückenlehne ist ein Stück echter Ingenieurskunst! Danner Custom Upolstery kümmerte sich um die Neuausstattung mit Leder in Orchard Green und die Installation der aluminisierten Zier-Innenverkleidungen aus Fiberglas. Aus selbigem Material bestehen zudem die Panels für das Dach mit grauem Alcantara-Bezug. Ein feines Detail ist, dass die Custom-Sitzpolsterungen vorne der leichten Wölbung des darunter befindlichen Blechs folgen. Das Cockpit zeichnet sich durch ein OEM-Lenkrad, mehrere Rundinstrumente sowie eine passende Uhr auf der Beifahrerseite – jeweils von Speedhut, einen Scat-Schalthebel, ein Mooneyes-Gaspedal und graue Teppiche aus. Ein weiteres Highlight ist die Soundanlage mit sage und schreibe 1.800 Watt Leistung. Sie umfasst unter anderem eine Custom Autosound-Headunit mit Clarion-Equalizer, Rockford Fosgate-Verstärker, Alpine-Lautsprecher und einen Fender Bassman-Subwoofer.

Bald im Partnerlook

Sein aktueller Besitzer Shawn hat bisher nur wenige Arbeiten persönlich an dem T1 durchgeführt, etwa das Fahrwerk angepasst, das Einspritzsystem repariert, einige weitere Probleme des Motors behoben und den Lack aufbereitet. Für mehr sah er einfach keinen Bedarf: „Während er den Bus umbaute, muss Marks Geist irgendwie mit meinem verbunden gewesen sein! Denn das Ergebnis ist genau das, was mein Herz begehrte“, sagte Shawn. „Seine Anstrengungen haben sich zweifellos in Form dieses Meisterstücks bezahlt gemacht. Der VW verkörpert alles, wovon ich lange geträumt hab. Jetzt arbeitet Mark an meiner T1-Pritsche und passt sie dem Bus optisch an.“ Es sieht aus, als würden wir schon bald wieder von Mark und Shawn hören …

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW T1

Baujahr: 1967

Karosserie: Dach vom 21-Fenster-Sambabus, getönte Scheiben, Lackierung in Schwarz und Pastellgrün samt Chromzierleisten inkl. roter Akzentlinie

Motor: 2,2-Liter-Vierzylinder-Boxermotor von CB Performance, Typ 1-Block, 84-mm-Kurbelwelle von CB, 5,5-Zoll-Racing-Pleuel von CB, CB-Nockenwelle, 1,1-zu-1-Kipphebel, Mini Wedgeport-Köpfe mit 42/37,5-mm-Ventilen, per CB Magna Fuel & Spark Systems computergesteuerte Kraftstoffeinspritzung über Drosselklappen in Verbindung mit CB Magnaspark-Zündverteiler, 90,5-mm-Mahle-Kolben, CB-Schwungscheibe, vom Porsche 911 inspirierte Lüfterhaube von Bergmann, Custom Motorverkleidung (Breast Plate) mit Leitkanälen, A-1-Krümmer, SuperTrapp-Endschalldämpfer, 157 PS

Kraftübertragung: 4-Gang-Getriebe von Rancho mit Super Diff-Pendelachse, Aluminium-Seitenabdeckung und Freeway Flyer-4. Gang

Fahrwerk: Wagenswest-Luftfederungskit, Air Lift-Elektronik von Gauge Auto, 5-Zoll-Dropped Spindles von Wagenswest, um 4 Zoll gekürzte Frontachse von Wagenswest, ACC Hollister-Stoßdämpferbrücken, einstellbare Airkewld-Dämpfer

Rad/Reifen: Iozzio-Leichtmetallfelgen im Fuchs-Look in 7×17 Zoll mit Yokohama-Bereifung in 195/40R17 und 205/45R17

Bremsen: VA und HA Scheibenbremsen vom Porsche 944

Innenraum: umklappbare Rückenlehne, seitliche Armstützen aus Holz neben der Rückbank, Komplettausstattung mit Leder in Orchard Green und Panels aus aluminisiertem Fiberglas, Custom-Sitzpolsterungen, Scat-Schalthebel, Mooneyes-Gaspedal, graue Velours-Teppiche, OEM-Lenkrad, Speedhut Gauge-Zusatzinstrumente (Tachometer, Drehzahlmesser, Tankanzeige, Öldruck und -temperatur), passende analoge Uhr auf der Beifahrerseite, Zugangsklappe zum Motorraum im Boden des Kofferraums inkl. transparenter Scheibe

Multimedia: 1.800-Watt-Soundanlage bestehend aus Custom Autosound-Headunit sowie Clarion-Equalizer, Rockford Fosgate-Verstärkern, Alpine-Lautsprechern, Fender Bassman-Subwoofer und Kwik Wire-Verkabelungen

Sonstiges: Karosserie und Boden komplett restauriert mit neu angefertigten Blechen, Bodenplatten, Querträgern etc. oder NOS-Teilen
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