VW 1200 A: Das rollende KAMEI-Museum

VW 1200 A Kamei

Wenn heute in der Autozubehör-Abteilung der Markenname KAMEI fällt, dann sind in erster Linie von Dachboxen und -träger gefragt. Daneben bietet das 1952 von KArl MAIer gegründete Unternehmen unter eigenem Label zwar auch noch einige Interieur- und Exterieur-Accessoires wie Scheinwerferblenden, Ladenkantenschutz und Mittelarmlehnen an – der Fokus liegt aber ganz klar auf den praktischen Transportsystemen. In den 1950er bis 1980er Jahren anders: Damals stand KAMEI in der Hauptsache für Sport- und Styling-Zubehör, allen voran für VW-Modelle.

Als Reminiszenz an diese Zeiten und um den KAMEI-Kult lebendig zu halten, hat Oli Zinnkann aus Mainz einen hier abgebildeten Sparkäfer zu einem rollenden KAMEI-Museum gestaltet.

Basisfahrzeug aus erster Hand

Dazu geriet ihm vor zehn Jahren ein ganz besonderes Basisfahrzeug in die Hände: Den 1972er 1200 A erwarb er aus der Hand seines Erstbesitzers, eines VW-Werkstattmeisters, welcher den Käfer einst als Neuwagen geordert und fast 40 Jahre lang gehegt und gepflegt hatte.

Praktisch zum Pflichtprogramm für ein solches KAMEI-Denkmal gehört natürlich der bekannte Frontspoiler, hier in originaler mattschwarzer Ausführung. Das auffällige Lackkleid in Leuchtorange (L20B) ist zu drei Vierteln original erhalten, nur die Motorhaube und vorderen Kotflügel erhielten einmal einen neuen Anstrich. Auf letzteren sitzen die weißen Blinker eines italienischen Käfers, während auf der spiegelnden Stoßstange zwei Gabel-Zusatzscheinwerfer die Nachtsicht verbessern. Von Oli wurden ferner das originale, schwarze KAMEI-Dekor aufgebracht und Windabweiser aus dem zeitgenössischen Zubehör installiert. Apropos: Bei vielen seiner Arbeiten standen dem heute 47-jährigen Kfz-Mechaniker seine Schrauberkumpels Felix Wizemann und Thomas Nepelius mit Rat und Tat zur Seite.

1,7-Liter-Limbach-Motor

So beispielsweise bei der „Herztransplantation“: Das für seinen Geschmack zu schwachbrüstige 1,2-Liter-Triebwerk des 1200 A ersetzte Oli durch einen Limbach-Motor. Der 1,7 Liter große Boxer war in seinem ersten Leben als Wasserpumpen-Motor bei der Feuerwehr im Einsatz. Das dementsprechend ausfallsicher aufgebaute Aggregat leistet mit 40er Weber-Doppelvergasern nun standfeste 70 PS und posaunt dank seines CSP-Edelstahl-Auspuffs auch munter drauflos.

In den Kotflügeln rotieren Vorserienfelgen von Ronal: Die seltenen Stücke in Mattschwarz mit polierten Fronten messen rundum 5,5×15 Zoll und wurden mit Continental-Bereifung in der Dimensionen 185/60R15 an der Lenk- sowie 195/65R15 an der Antriebsachse bestückt. Für eine passende Straßenlage und eine angemessen dynamische Optik kombinierte Oli ferner Koni-Dämpfer mit einer verstellbaren Vorderachse und ließ das Chassis hinten mittels der Drehstäbe in die Knie gehen.

Volles KAMEI-Ornat

Weiter mit der KAMEI-Ausstellung geht es dann im Cockpit. Hier bietet der KAMEI-Schalensitz perfekten Seitenhalt, während Oli den Käfer mittels des dreispeichigen KAMEI-Lenkrads durch die Kurven presst. Für schnelle Gangwechselt steht dabei der schmucke KAMEI-Shifter mit Chromstange und Holzgriff bereit. Aus dem historischen KAMEI-Sortiment stammen ferne die Armaturenbrett- und Heckablagen sowie die erst auf den zweiten Blick sichtbaren Defrosterscheiben. Während die drei Zusatzinstrumente sowie die Tankuhr indes von VDO kamen, verdient die „Uhr“ besondere Aufmerksamkeit: Statt der Zeit zeigt sie ebenfalls die Motordrehzahl, ein von einem Freund vorgenommener Custom-Umbau.

Das rollende KAMEI-Museum blieb übrigens nicht unbeachtet: Das Unternehmen wurde auf den Käfer aufmerksam und es entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Oli und dem Sohn des Firmengründer Uwe Meier-Andrae, dessen Signatur auch die Tankklappe des VWs ziert. Auch der Erstbesitzer des Käfers konnte sich nicht komplett von seinem langjährigen Begleiter trennen: Etwa einmal im Monat besichtigte er die Evolution „seines“ Autos, bis er vor rund drei Jahren verstarb.

Technical Facts

VW 1200 A

Baujahr: 1972

Karosserie: Kamei-Frontspoiler, Gabel-Zusatzscheinwerfer, weiße Blinker vom Italien-Modell, Zubehör-Windabweiser, originales Kamei-Dekor, Lackierung in Leuchtorange 80% original

Motor: luftgekühlter 1,7-Liter-Boxermotor (Limbach), 40er Weber-Doppelvergaser, CSP-Edelstahl-Auspuff mit Edelstahl-Endrohren, 70 PS

Kraftübertragung: 4-Gang-Schaltgetriebe

Fahrwerk: verstellbare Vorderachse, Koni-Dämpfer rundum, Tieferlegung hinten mit Drehstäben

Rad/Reifen: Ronal-Vorserienfelgen in 5,5×15 Zoll, Continental-Bereifung in 185/60R15 und 195/65R15

Bremsen: Serie

Innenraum: Kamei-Schalensitz, Kamei-Armaturenbrettablage, Kamei-Shifter, Kamei-Lenkrad, Kamei-Defrosterscheiben, Kamei-Heckablage, VDO-Zusatzinstrumente, Drehzahlmesser in der Uhr (Eigenbau)