Roadster-Exot mit OXIGIN-Rädern
Ergonomisch geformte Lenkräder mit Griffmulden für Hände und Daumen, richtungsgebundene Felgen mit schaufelförmigen Streben zur Bremsenkühlung, Platz sparend versenkbare Hardtops – all diese Dinge sind in der heutigen Automobilindustrie geradezu Selbstverständlichkeiten. Das war jedoch natürlich nicht immer so und zugeschrieben werden die Idee und die Konstruktion dieser Technik-Features sämtlich dem genialen Ingenieursgeist des ehemaligen Tuners, Autoherstellers, Rennfahrers und Audi-Rennleiters Walter Treser.
Tresers größte Entwicklung aber ist eine andere: Als zuständiger Projektleiter zeichnete der Ingenieur für Kraftfahrzeug- und Flugzeugbau bei Audi auch für die Entstehung des legendären quattro-Allradantriebs verantwortlich – bis heute ein Synonym für perfekte Traktion.
Doch der „aktive“ Dienst hinter dem Lenkrad reichte dem Vollblut-Tüftler nicht aus: Parallel arbeitete er ab 1966 zehn Jahre lang als Rennreifeningenieur und Versuchsleiter bei Veith-Pirelli. 1976 dann trat Treser in die Dienste jener Marke ein, die sein Tun und Schaffen bis heute prägen sollte: Der damalige Audi-Entwicklungschef Ferdinand Piëch holt den aufstrebenden Tausendsassa in sein Team. Treser wird zunächst Leiter der Fahrzeugkonzeptentwicklung bei der Marke mit den vier Ringen, wechselt, als Audi in den Rallye-Sport einsteigt, auf den Posten des Rennleiters.
Vom Individualumbauten zum „eigenen“ Auto
Und da es sich – soviel sollte aus der bisherigen Charakterisierung bereits hervorgegangen sein – bei Walter Treser um einen echten Macher handelt, war es nur eine Frage der Zeit, bis der engagierte Hesse auch dieses Projekt in Angriff nahm: In Berlin gründete er mit Hilfe der Wirtschaftsförderung der damals noch geteilten Stadt für dieses Unterfangen eigens eine neue Firma, die Walter Treser Automobilbau GmbH.
Premiere auf der IAA 1987
Technische Highlights der T1 waren die in Kooperation mit dem norwegischen Unternehmen Hydro Aluminium hergestellte „AVUS“-Aluminium-Verbundstruktur aus geklebten und vernieteten Leichtmetallprofilen und Kunststoffeinlagen, die der Bodengruppe des Wagens eine überlegene Steifigkeit verleiht, sowie natürlich das elektrisch versenkbare Hardtop-Dach des Roadsters. Die Technik unter dem Blech des Treser T1 stammte hingegen unmittelbar aus der VW-Großserie: Hinter den Sitzen sitzt in einer üppig dimensionierten Behausung das 129 PS starke 1,8-Liter-Vierzylinder-DOHC-Aggregat (Kennbuchstabe PL) aus dem Golf II GTI 16V, von dem auch das per Seilzug bediente 5-Gang-Schaltgetriebe, die Lenkung und die Heizung stammen. Für die Konstruktion des T1-Fahrwerks nahm Walter Treser einfach zwei Golf-Vorderachsen: Während die eine „normale“ vorne ihren Dienst tut, wurde die andere mitsamt des Motors um 180 Grad gedreht und als Hinterachse montiert, woraus ein 1A-Mittelmotoraufbau resultiert. Auch im Cockpit finden sich an allen Ecken und Enden gute alte VAG-Parts: Neben diversen Schaltern und Hebeln kennt man auch die Lüftungsgitter aus dem Golf II.
Innovativ, rasant – und doch gescheitert
Die beiden weiteren avisierten Läufe (Nürburgring und Hockenheim) des Treser-Cups entfielen zwar nach der Insolvenz, doch organisierte Hydro Aluminium als Hauptsponsor der Rennserie im September 1988 noch ein „tröstendes“ Abschlussrennen im norwegischen Lankebanen.
Ein Treser TR1 als Felgen-Showfahrzeug
Auch heute rotieren statt der 15-zölligen Treser Turbo-Aluminiumfelgen so natürlich Oxigin-Räder in den Radhäusern des Youngtimers. Die im Finish Red Polish pulverbeschichteten „14 Oxrock“-Felgen der Größe 8×18 Zoll ET35 wurden mittels Lochkreisadaptern von SCC-Fahrzeugtechnik (4×100 auf 5×100) an den Achsen verschraubt, die parallel für eine Spurverbreiterungen vorn 20 Millimeter pro Seite vorn und 45 Millimeter pro Seite hinten sorgen. Bezogen wurden die Felgen mit Bereifung der Dimensionen 215/35ZR18 und 225/35ZR18. Eine echte Herausforderung war es, abschließend eine Straßenzulassung für den puristischen Renner zu erlangen – denn schließlich sollte der Treser auch endlich den Weg auf die Straße finden. Doch auch diese Aufgabe konnte gemeistert werden, so dass der einst als reinrassige Rennwagen geborene TR1 nun mit Stolz seine „offiziellen“ Kennzeichen trägt.
Die komplette TÜV-Abnahme des Fahrzeugs inklusive der Eintragung aller technischen Änderungen wurde bei xXx-Performance in Bochum vorgenommen.
Walter Treser wurde Ehrenpräsident des Treser Club e.V.
Eine Frage aber ist noch unbeantwortet: Was wurde aus Walter Treser? Der wurde – nach einer Zwischenstation bei einem Autositz-Hersteller – im Jahr 1991 Motorsport-Chef bei Opel und führte mit den für ihn so typischen Technik-Innovationen (wie verschließbaren Kühlereinlässen und einem während der Fahrt verstellbaren Heckflügel) die DTM-Piloten in ihren Calibras zu bemerkenswerten Erfolgen. 1996 wurde Manuel Reuter im Calibra V6 Meister der Nachfolge-Rennserie ITC. Im gleichen Jahr übernahm Walter Treser den Posten des Direktors der Opel-Vorausentwicklung, bis er sich im Jahr 2003 aus dem Berufsleben zurückzog. Seit dem November 2005 ist Walter Treser Ehrenpräsident des in seiner Wahl-Heimat Hameln ansässigen und die Historie seiner Unternehmen bewahrenden Treser Club e.V.
Weitere Informationen zu den OXIGIN-Felgen gibt es auf www.oxigin.de.
Für Informationen zu den Treser-Fahrzeugen steht der Treser Club als Ansprechpartner bereit:
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