The Kamei Jetta

VW Jetta Typ 16

Ein Paradebeispiel für einen waschechten Auto- und Tuning-Enthusiasten ist zweifellos Martin Reischenböck aus dem österreichischen St. Johann am Walde. Schon allein sein beachtlicher Fuhrpark ist ein unverkennbares Indiz dafür – und beweist zugleich, dass der 33-Jährige dabei in erster Linie in der VW-Szene zu Hause ist. Schließlich umfasst dieser unter anderem neben einem Golf 2 G60, einem T5, einem Bora V5 und sogar einem LT 35-Pritschenwagen gleich drei Exemplare der ersten Jetta-Generation. Zu letzteren gehört natürlich das auf diesen Seiten vorgestellte Fahrzeug, das nun schon seit einigen Jahren in unterschiedlichen technischen und optischen Konfigurationen in der österreichischen Szene unterwegs ist.

Martin erwarb den Wagen im Jahr 2014 und man kann sagen, dass es sich wahrlich um einen zunächst ungeplanten Spontankauf handelte. Zwar suchte der Oberösterreicher tatsächlich ein neues Auto, das er – in Anbetracht der Tatsache, dass dieser noch lange nicht fertiggestellt war – als Ersatz für seinen Golf 2 nehmen könnte, um mit ihm die einschlägigen Treffen ansteuern zu können. Doch eigentlich war er an jenem Tag auf einer Verabredung zu einem 78er Audi 80, der ein potenzieller Kandidat war. Da sich dieser jedoch als Reinfall entpuppte, vereinbarte Martin kurzfristig einen neuen Besichtigungstermin, bei dem er auf einem Weg eben jenen Jetta begutachtete. Der zweitürige VW aus dem Baujahr 1981 erwies sich trotz seiner zunächst leichte Skepsis hervorrufenden originalen Lackierung in Gelb letztlich als Treffer und so wurde der Kauf nach kurzem Feilschen besiegelt.

Fortwährende Evolution

Nachdem Martin den Wagen schließlich im März 2014 per Trailer in seine Heimat geholt hatte, begann er nach einer Begutachtung mit ersten Reparaturarbeiten, um den Wagen wieder zulassungsfähig und somit auf die Straße zu bekommen. Ergänzend gab es für die ersten Treffen-Besuche eine Tieferlegung per Gewindefahrwerks und einen Satz BBS RM 002. Ferner verwandelte der Österreicher den VW – inspiriert durch einen entsprechenden Kommentar eines Kollegen – in ein leicht rattig angehauchtes Radioaktivitäts-Themenfahrzeug mit entsprechendem Logos und passendem Dachaufbau. Doch dieser Zustand sollte nur eine Saison halten, danach ging’s ab Anfang 2015 daran, die Grundsubstanz des Wagens komplett in Schuss zu bringen – inklusive Sandstrahlens der Karosserie, Erneuerungen von Schwellern, Beseitigung von Rost und vielem mehr. Und auch die Kotflügelverbreiterungen sowie die Installation der verlängerten Frotspoilerlippe wurde in diesem Zuge durchgeführt.

Komplette Neulackierung

Als sämtliche Karosseriearbeiten respektive -sanierungen endgültig abgeschlossen waren, hieß es für Martin, die schwierige Entscheidung für eine neue Lackfarbe zu treffen. Nach einigem Hin und Her wählte er schließlich das tiefdunkle, von BMW stammende und beispielsweise beim M6 zum Einsatz kommende San Marino Blau. Die sehr auffällige Kamei-Folierung, die der Wagen heutzutage trägt und für die Martin letztlich in Form von Vektor-Dateien der Unternehmens-Schriftzüge sogar Hilfe vom Hersteller bekam, fand unterdessen erst später ihren Weg auf die Karosserie. Doch in den dazwischen liegenden Jahren kam es natürlich nie zum Stillstand, selbst dann nicht, als sich Martin – seines Zeichens Holz- und Sägetechniker – auf der Arbeit schwer an der Hand verletzte: Zu der Zeit, es war im ersten Halbjahr 2017, war der Wagen noch mitten im Umbau für die neue Saison. Die rechtzeitige Fertigstellung schien fraglich, gelang letztlich aber trotzdem noch pünktlich zum Wörthersee-Treffen – dank der sehr tatkräftigen Hilfe durch Martins Freund Alois Forstenpointner.


Breite 17-Zöller

Weitere optische Merkmale des VWs sind momentan die Front- und Heckleuchten, die ebenso abgedunkelt sind wie die Zusatzscheinwerfer im Kühlergrill. Hinzu kommen eine „Katzentreppe“ am Heck sowie entsprechende Blenden vor den hinteren Seitenscheiben. Und auch in den Radkästen befinden sich schon lange nicht mehr die ersten Felgen, vielmehr kam es über die Jahre hinweg zu mehreren Wechseln – nicht umsonst wird Martin aufgrund seines großen Fundus‘ in der Szene gerne als „Felgen-Messie“ bezeichnet. Die aktuell frisch für die neue Saison 2019 montierten Mehrteiler entstanden in Eigenbau und besitzen nicht nur die für einen Jetta 1 recht üppigen Dimensionen 9×17 und 10×17 Zoll mit Bereifungen in 185/35R17 und 225/35R17, sondern darüber hinaus einen markanten Turbofan-Look der weißen Sterne.

Mehrere Triebwerks-Wechsel

Im Hinblick auf seine Motorisierung hat der Wolfsburger Oldie gleichfalls schon eine beachtliche Historie hinter sich. Zunächst verpflanzte Martin mit Hilfe von Georg, dem Motoren-Profi seines Vertrauens, einen ABF-16V-Motor mit Weber-Doppelvergaser-Umbau. Dieser Zustand hielt aber gerade einmal etwa zwei Jahre, denn danach beschloss Martin, dass es Zeit für etwas Neues war. Und natürlich musste es wieder etwas Besonderes sein: Und so zog – natürlich wieder mit Unterstützung von Georg – nun ein Exemplar des 2,3 Liter großen AQN-VR5-Motors aus dem Golf 4 in den Bug des Jettas ein. Dieser ist mit Einzeldrosselklappen von der Suzuki Hayabusa und einem Eigenbau-Kühler kombiniert. Ferner schließt sich über modifizierte OEM-Krümmer eine Friedrich Motorsport-Abgasanlage an. Summa summarum verfügt das Aggregat über 180 PS, was den leichten Jetta auf – wie Martin zugibt: „Mit Angst“ – bis zu 230 km/h beschleunigt! Die Kraftübertragung übernimmt dabei das Fünfgang-Handschaltgetriebe von einem VR6-Modell. Fahrwerksseitig besitzt der VW momentan ein extratiefes H&R-Gewindefahrwerk von Dumped.

Feine Innenausstattung

Zu guter Letzt erhielt der Innenraum selbstverständlich ein Upgrade: Die vorne installierte Recaro-Sportsitze sind wie die Rückbank und die Hutablage mit einer Mischung aus dem originale Sitzstoff und Porsche-Leder bezogen. Das Spucknapf-Lenkrad erhielt unterdessen einen Lederbezug in schwarz – wobei die 12-Uhr-Markierung wiederum aus dem Originalstoff gefertigt ist. Zudem sitzen auf der Mittelkonsole vor dem Schalthebel der VDO-Zusatzanzeigen, während für Audio-Genuss nach wie vor das originale Radio zuständig ist.

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW Jetta

Baujahr: 1981

Karosserie: Frontspoiler um ca. 5 cm nach unten gezogen, Kotflügel vorne erneuert und hinten mit Hofmann Speedster-Reparaturblechen instandgesetzt und jeweils im Blech verbreitert (VA 4,5 cm, HA 5,5 cm), Rost komplett entfernt, abgedunkelte Scheinwerfer und Rückleuchten, Zusatzscheinwerfer im Kühlergrill, Jalousine vor hinteren Seitenfenstern und Heckscheibe (Katzentreppe), Neulackierung in San Marino Blau von BMW, Kamei-Designfolierung

Motor: 2,3-Liter-AQN-VR5-Ottomotor aus dem Golf 4, Einzeldrosselklappen von der Suzuki Hayabusa, Eigenbau-Kühler, in Eigenbau modifizierte OEM-Krümmer, Friedrich Motorsport-Abgasanlage aus 2,5-Zoll-Rohren und ohne Mittelschalldämpfer, Ventildeckel mit Gold veredelt, 180 PS

Kraftübertragung: Fünfgang-Handschaltgetriebe vom VR6

Fahrwerk: H&R Dumped-Gewindefahrwerk, gefräste Aluminium-Domstrebe mit Gold-Ummantelung und Volkswagen-Schriftzug

Rad/Reifen: mehrteilige Eigenbau-Leichtmetallfelgen mit Turbofan-Look in 9×17 und 10×17 Zoll mit Bereifung in 185/35R17 und 225/35R17

Innenraum: Recaro-Sportsitze für Fahrer/Beifahrer, komplette Neuausstattung mit Mix aus OEM-Bezugsstoff und Porsche-Leder (Sitze, Rückbank, Hutablage), Spucknapf-Lenkrad mit schwarzem Lederbezug und 12-Uhr-Markierung im Sitzbezug-Stoff, VDO-Zusatzanzeigen in der Mittelkonsole

Multimedia: OEM-Radio

Dank an: Alois Forstenpointner für die große Hilfe beim Umbau zur Saison 2017, Kamei für die Unterstützung zur Umsetzung der Folierung