SL-Triebwerk im Airride-190

Mercedes-Benz W201 190 E 3.0

Wer die einschlägigen Mercedes-Treffen der Szene besucht und sich etwas umsieht, der wird nach wie vor immer wieder Exemplare der Baureihe W201 antreffen. Trotz seines beachtlichen Alters von mittlerweile mindestens 26 Jahren ist der „190er“ bis heute sehr gefragt und gern gesehen, nicht nur unter Old- und Youngtimer-Liebhabern, sondern auch in der Tuning-Szene. Unter Beweis stellt dies etwa das auf diesen Seiten gezeigte Exemplar des Modells, das seinerzeit bekanntlich der erste Mercedes der Mittelklasse war und daher den Spitznamen „Baby-Benz“ bekam.

Das Auto befindet sich im Besitz von Alexander Alf aus dem im Münsterland gelegenen Neuenkirchen. Während es sich ursprünglich um einen 190 E 2.6 aus dem vorletzten Baujahr 1992 handelte, schlägt mittlerweile ein anderen Herz unter der Haube. Und auch in optischer Hinsicht hat sich ganz offensichtlich einiges getan, seit Alexander den Wagen vor etwa 10 Jahren erwarb.

Sportlich-dynamischer Look

So präsentiert sich der Wagen des 30-jährigen Mechatronikers gewissermaßen als „Best of“ von verschiedenen Sport- und Sondermodellen auf Basis des 190: Einerseits erhielt er einen Umbau auf die Verspoilerung, welche damals die Varianten mit 16-Ventil-Vierzylindermotoren auszeichnete. Doch damit nicht genug, zur zusätzlichen Verschärfung kommen am Bug die Frontlippe und die Spoilerlippe des 1989 nur 502-mal zu Homologationszwecken gebauten 190 E 2.5-16 Evolution 1 hinzu. Ferner individualisierte Alexander die vordere Schürze, indem er Nebenscheinwerfer eine E-Klasse der Baureihe 210 und die eckigen Lufteinlässe des Konkurrnten BMW E30 M3 integrierte. Der Kühlergrill fügt sich bestens in seine Umgebung ein, da sein Rahmen nun in Wagenfarbe und das Inlay in hochglänzendem Schwarz ausgeführt ist. Das Heck gewinnt durch einen originalen Ducktail-Spoileraufsatz von AMG an Charakter und Dynamik. Last but not least ergänzen jeweils abgedunkelte Frontscheinwerfer samt Blinker und Rückleuchten die stimmige Optik perfekt.

Custom-17-Zöller

Echte Highlights sind des Weiteren die Räder an Alexanders Benz: Es handelt sich um RH ZW2-Felgen, die in Eigenbau modifiziert und individualisiert wurden: So zeichnen sie sich durch zunächst abgedrehte und dann lasierte sowie gepulverte Sterne, sodass diese nun einen dunklen Braunton tragen, und umgebaute, hochglanzpolierte Stufenbetten aus. Verbunden sind die Komponenten der Zweiteiler mit neuen Schrauben, die ein ebenso goldenes Finish besitzen wie die Radschrauben, welche die Felgen an den Achsen fixieren. Die Dimensionen betragen vorne 9×17 und hinten 10×17 Zoll, wobei die Bereifungen mit 205/40 R17 und 225/35 R17 schmal bemessen sind und sich demzufolge recht stark strecken müssen. Dies sieht nicht nur hervorragend aus, sondern ist zweifellos eines der Zugeständnisse an die beachtliche Tieferlegung der Karosserie beziehungsweise die damit verbundene Fahrwerkskonfiguration – genauso wie die Tatsache, dass die Radläufe vorne wie hinten gebördelt und durch Ziehen verbreitert wurden.

Airride und neuer Reihensechszylinder

Verantwortlich für die Absenkung der Karosserie ist ein nachträglich angepasstes Airride aus dem Hause TA Technix: Es ist mit einem Viair 444c-Kompressor und einer Airlift Performance 3P-Steuerung kombiniert. Im Hinblick auf das Antriebsaggregat wurde eingangs angedeutet, dass im Bug nicht mehr das angestammte 2,6-Liter-M103-Triebwerk sitzt. Stattdessen arbeitet hier ein aus einem SL der Baureihe R129 stammendes Exemplar der mit 3,0 Litern etwas großvolumigere Variante des M103. Der verbaute Motor ist komplett restauriert, so sind unter anderem die Kolbenringe, Kurbelwelle, Lagerschalen, Nockenwellen und alle Dichtungen neu. Gleiches gilt für die Eigenbau-Abgasanlage, die am Heck formschön in zwei ovalen Endrohren auf der Fahrerseite mündet. Die Leistung beläuft sich auf recht kraftvolle 188 PS. Demgegenüber stellte Alexander die Bremsanlage eines W124 300-24V, um überzeugende Verzögerungswerte zu gewährleisten.

Seltene Innenausstattung

Ebenfalls eine Besonderheit in gleich mehrerlei Hinsicht stellt der Innenraum dar: Zum einen ist die Ausstattung aus einem der 1992 gefertigten Avantgarde Azzurro-Sondermodelle verbaut: Diese Ausführung ist mit nur etwa 950 gebauten Exemplaren eine echte Seltenheit und zeichnet sich ab Werk durch ein ungewöhnlich buntes Interieur aus. Die Lederbezüge sind grundsätzlich schwarz, jeder Sitz hat jedoch Keder und in die Rücksitzlehnen eingearbeitete Lederstücke in einer eigenen Farbe: Fahrer rot, Beifahrer gelb sowie hinten rechts blau und links grün. Ferner sind entsprechende Keder in die Türverkleidungen integriert und besitzen die Fußmatten eine passende Umrandung. Weitere Merkmale sind unter anderem elektrische Fensterheber und die Sitzheizung.
Ergänzend zu diesem OEM-Upgrade sorgte Alexander für einige zusätzliche Individualisierungen: Diverse Komponenten wie die Dachsäulen, die Mittelkonsole, der Innenspiegel sowie das von Lorinser stammende Sportlenkrad sind mit Leder und Alcantara bezogen. Im Armaturenbrett ist die Airride-Bedieneinheit fest installiert – sie ersetzt eine der mittigen Lüftungsdüsen – und des Weiteren sind ein Moman-Plasmatacho sowie ein Eigenbau-Wählhebel für die Viergang-Automatik an Bord. Der Kofferraum ist samt der Heckklappenverkleidung mit Leder bezogen und Heim für den Airride-Lufttank. Dieser trägt die Wagenfarbe samt, genau wie beim Fahrzeugdach, in den Lack eingearbeiteter, goldener Flakes. Der Rest der Luftfahrwerks-Technik ist hingegen in der Reserveradmulde versteckt – zusammen mit zwei Verstärkern. Diese gehören zum neuen Soundsystem, das nun Subwoofer und weitere Lautsprecher auf der Hutablage umfasst.
Übrigens: Wer noch weitere Bilder von Alexanders Mercedes sehen oder seinen künftigen Werdegang verfolgen will, der kann seine Instagram-Seite alfi_w201 besuchen.

Technical Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 190 E 3.0

Baujahr: 1992

Karosserie: Umbau auf 16V-Verspoilerung, Frontlippe und -spoilerschwert vom Evolution 1, Lufteinlässe in der Frontschürze vom BMW M3, Nebelscheinwerfer vom W210, Kühlergrill-Rahmen in Wagenfarbe, Kühlergrill-Inlay in Hochglanzschwarz, Turbodiesel-Kotflügel, originaler AMG-Ducktail, Radläufe vorne und hingen gebördelt und gezogen, abgedunkelte Scheinwerfer und Rückleuchten, getönte Scheiben rundum, komplette Neulackierung (auf dem Dach mit Goldflakes)

Motor: 3,0-Liter-M103-Reihensechszylinder-Ottomotor aus dem R129 SL, komplett neu aufgebaut (Kolbenringe, Kurbelwelle, Lagerschalen, Nockenwellen, alle Dichtungen erneuert, Block gehohnt, Kopf und Block geplant), Eigenbau-Abgasanlage, 188 PS

Kraftübertragung: 4-Stufen-Automatikgetriebe

Fahrwerk: TA Technix-Luftfahrwerk mit Airlift Performance 3P-Steuerung und Viair 444c-Kompressor, nachträglich bearbeitet, Airride-Steuerung in Reserveradmulde versteckt, VA Sturtz durch Platten zwischen Dämpfern und Achsschenkeln eingestellt, HA Silverproject-Camberarms

Rad/Reifen: Custom-Felgen in 9×17 und 10×17 Zoll auf Basis von RH ZW2-Leichtmetallrädern (Stern abgedreht sowie lasiert und gepulvert, Betten umgebaut, neue Schrauben), Bereifung in 205/40 R17 und 225/35 R17, Befestigung mit goldenen Radschrauben

Bremsen: Bremsanlage vom W124 300-24V

Innenraum: Innenausstattung vom Avantgarde Azzurro-Modell mit Lederbezügen samt Kedern und Akzenten in vier Farben, Sitzheizung, elektrische Fensterheber, diverse Komponenten mit Leder und Alcantara bezogen (A-, B-, C-Säule, Sitzverkleidungen, Mittelkonsole, Innenspiegel, Einstiegsleisten etc.), Moman-Plasmatacho, Lorinser-Sportlenkrad (mit neuem Leder/Alcantara-Bezug), Eigenbau-Automatik-Wählhebel, Airride-Bedieneinheit fest anstelle einer Lüftungsdüse verbaut, Kofferraum-Ausbau mit Airride-Lufttank und Leder, Heckklappen-Verkleidung aus Leder

Multimedia: Hifonics-Subwoofer und -Lautsprecher auf Hutablage und Armaturenbrett, zwei Verstärker in Reserveradmulde

Fotos: D. Lemaire