Players-Einser mit 263 PS am Rad!

VW Golf I: Players-Einser

Ein VW Golf 1 ist in Zeiten des GTI-Treffens am Wörthersee eigentlich kein seltener Anblick. Dass sich nach dem 1976er Einser von Jay „Jaymac“ McToldridge aus der englischen Grafschaft Essex bei seinem Auftritt „am See“ allerdings trotzdem die Hälse drehen, hat der Golf in erster Linie seiner auffälligen Farbgebung in grellem Grün zu verdanken. Hat er die Blicke mit dieser Warnfarbe einmal angezogen, aber sind es die technischen Finessen des Golfs, die Kenner zu einer genaueren Inspektion des kantigen Wolfsburgers geradezu nötigen.

Jay, der in seiner Heimat übrigens die berühmte „Players Show“ gründete sowie schon rund 20 Tuning-Gölfe besaß, und sein Einser haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich: Nachdem der Golf 1976 einst als Neuwagen in Österreich ausgeliefert wurde, holte ihn ein Landsmann von Jay vor nunmehr elf Jahren auf die Insel. 2007 kaufte Jay diesem den Wolfsburger ab, um das Auto zuerst einmal komplett auseinander zu nehmen. Das damals in originalem Weiß lackierte Fahrzeug wurde zunächst komplett mit rotem Leder ausgestattet. Dann aber verkaufte Jay den Golf erstmal für gutes Geld. Nur ein halbes Jahr später aber klingelte sein Telefon und der neue Besitzer des Wagens war dran. Er fragte Jay, ob er das Auto – oder besser gesagt dessen ausgeräuberte Karosserie – nicht wiederhaben möchte. „Tja…da habe ich ihn dann zurückgekauft“ erinnert sich dieser heute schmunzelnd. Es folgte eine weitere Umbauphase und dann ein erster Besuch des Wörthersee-Treffens. Damals musste der Golf noch getrailert werden, da der Motor nicht vernünftig lief. Mit diesem Zustand war „Jaymac“ natürlich nicht glücklich und so nahm er den Wagen nochmals komplett auseinander, um wirklich jedes Teil und jede Schraube zu erneuern. Das beeindruckende Ergebnis ist auf unseren Bildern zu sehen und legte den Weg aus UK zum Wörthersee auch auf eigener Achse zurück.

Porsche-Lack aus den 70ern

Die Karosserie des Einser Golfs blieb natürlich ziemlich serienmäßig – alles andere wäre auch Stilbruch. Lediglich der Bug wurde zugunsten einer sportlicheren Optik mit einer GTI-Frontspoilerlippe ausgerüstet. Bei dem giftigen Grün, in welches die Paintbox-Lacker aus Birmingham den Golf hüllten, handelt es sich übrigens – ganz zeitgenössisch – um den Porsche-Farbton „Gelbgrün“, in welchem in den 1970er Jahren bereits 911- und 912-Modelle ausgeliefert wurden. Für eine Extraportion Klassis spendierte Jay dem Golf noch Spiegel, einen Tankdeckel, Seitenleisten sowie Scheibenwischer in Chrom. In den kantigen Bug wurden gelbe Rundscheinwerfer eingesetzt.

Ronal Turbo-Magnesium-Dreiteiler

Ebenfalls in Wagenfarbe lackiert wurden die Sterne der seltenen Ronal Turbo-Magnesium-Dreiteiler. Bezogen wurden diese extrem raren Kultfelgen der Dimensionen 6,5×17 Zoll ET49 an der Vorder- sowie 7×17 Zoll ET56 an der Hinterachse rundum mit 185/35er Nankang NS-2-Pellen. Gut versteckt ist hinter den flächigen Felgen die an der Vorderachse installierte 6-Kolben-Bremsanlage von Forge Motorsport. Die heftige Tieferlegung des Golfs von der Insel ist keineswegs der Installation eines Luftfahrwerks geschuldet, sondern wird von einem H&R „Ultra-Low“-Gewinde vielmehr absolut static generiert.

263 PS – am Rad!

Auch ein Blick unter die Motorhaube lohnt sich für Oldschool-Fans, denn hier erwartet den geneigten Betrachter ein optisches wie technisches Meisterwerk: Der innerhalb eines blitzsauber gecleanten Ambientes hausende G60-Vierzylinder wurde von JD Engineering in den Niederlanden signifikant verschärft und entwickelt nun eine Spitzenleistung von 263 PS – am Rad wohlgemerkt, sodass man davon ausgehen darf, dass die „reine“ Motorleistung mehr als 300 PS betragen dürfte. Generiert wird diese Leistungsverdoppelung gegenüber dem Serienmotor in der Hauptsache durch eine Hubraumerweiterung auf 1,9 Liter, die Installation eines R1+-Spiralverdichters sowie allerlei Performance-Hardware. So stampfen in den Zylindern 83er Wössner-Kolben auf passenden Pleueln aus gleichem Hause, während in dem bearbeiteten Zylinderkopf eine modifizierte Schrick-Nockenwelle die Ventile tanzen lässt. Für die Brennstofflogistik zeichnen eine BBM-Kraftstoff-Verteilerleiste, ein 3,5-bar-Benzindruckregler, Stahlflex-Benzinleitungen sowie Bosch-Einspritzdüsen verantwortlich, während Sauerstoff durch eine JR-Ansaugung einströmt. Nach dem großen Knall verlassen die heißen Verbrennungsabgase den Motor durch einen G-Werks-Abgaskrümmer, eine Downpipe gleichen Herstellers sowie eine Custom-Abgasanlage von Pipewerx.

Classic Racing-Interieur

Auch das Interieur des Urvaters und Namensgebers aller modernen Kompaktklässler wurde umfassend renoviert: Hier finden sich in einem zunächst ausgeräumten und auslackierten Ambiente heute extravagante Cobra Players Classic-Schalen mit gelbem Karo-Muster und gleichfarbigen Sicherheitsgurten. Umschlossen werden die Insassen von einem in Wagenfarbe lackierten Überrollkäfig. Durch das dreispeichige Momo-Lenkrad blickt Jay direkt auf den mittig in der beflockten Armaturentafel platzierten Drehzahlmesser vom Porsche 964 RS in Gelb. Der Meilen-Tacho dreht links davon. Echtes Hardcore-Equiment sind der CAE-Shifter sowie die Wilwood-Pedalerie. Eine Heizung indes gibt es in der grellgrünen Giftspritze nicht mehr.

Technical Facts

Fahrzeugtyp: VW Golf 1

Baujahr: 1976

Karosserie: komplett restauriert, GTI-Frontspoilerlippe, Lackierung in Gelbgrün (Porsche), Chrom-Spiegel, Chrom-Tankdeckel, Chrom-Seitenleisten, Chrom-Scheibenwischer, gelbe Scheinwerfer, Heckklappe gecleant

Motor: G60-Vierzylindermotor, Hubraumerweiterung auf 1,9 Liter, R1+ Lader, Carbon-Ladedruck-Verrohrung, Schrick-Ölwanne, Wössner-Kolben 83 mm, Wössner-Pleuel, bearbeiteter Zylinderkopf, Custom-Schrick-Nockenwelle, G-Werks-Zahnriemen mit golden anodisierter 65-mm-Riemenscheiben, Hartmann-Ventildeckel, BBM-Kraftstoff-Verteilerleiste, 3,5-bar-Benzindruckregler, Stahlflex-Benzinleitungen, Bosch W5DPO-Zündkerzen, Bosch-Einspritzdüsen, JR-Ansaugung, Samco-Schläuche, Custom-Alu-Kühler, Billet-Ölpeilstab, Carbon-Öldeckel, G-Werks-Abgaskrümmer, G-Werks-Downpipe, Pipewerx-Custom-Abgasanlage, 263 PS am Rad

Kraftübertragung: G60-Getriebegehäuse mit Golf 4 Diesel-Innenleben, Heavy Duty-Kupplung

Fahrwerk: H&R-Gewindefahrwerk, ca. 110 mm Tieferlegung

Rad/Reifen: dreiteilige Ronal Turbo-Magnesiumfelgen in 6,5×17 und 7×17 Zoll mit Sternen in Wagenfarbe, Nankang NS-2-Bereifung in 185/35R17

Bremsen: VA Forge Motorsport-6-Kolben-Bremsanlage

Innenraum: komplett ausgeräumt und auslackiert, in Wagenfarbe lackierter Überrollkäfig, Cobra Players Classic-Schalensitze mit gelbem Karo-Muster, Teppiche neu verlegt, Momo-Sportlenkrad, beflocktes Armaturenbrett, Stack-Instrumente, Porshce 964 RS-Drehzahlmesser in Gelb, CAE-Shifter, Wilwood-Pedalerie, keine Heizung

Danke an: Paul, Kiran, Martin, Simon, Carl, Richie und natürlich die Ehefrau

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