Porsche 911S Targa von Spurtreu Classics
Regelmäßige WOB Klassiker wissen zweifellos um unsere gerade laufende Dokumentationsserie über die von Spurtreu Classics durchgeführte Vollrestaurierung eines Porsche 911 Turbo 3.3. Wie das Endergebnis eines solcher Komplettrestaurierung aussehen kann, und im Fall des von uns begleiteten Turbos am Ende zweifelsfrei auch wird, das nimmt der hier abgebildete 911S Targa aus dem Baujahr 1972 vorweg. Weit über 1.000 Arbeitsstunden investierten Spurtreu Classics-Inhaber Sebastian Plümers und sein Team in den Targa – und das Ergebnis spricht für sich!
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Bereits das Basisfahrzeug war etwas ganz Besonderes. Denn während die „normalen“ Ur-Modelle des Elfers noch vergleichsweise häufig zu sehen sind, kommen die S-Ausführungen bereits deutlich seltener vor. S-Targas sind noch weitaus rarer gesät. Und ein 1972er Ölklappen-S Targa in aufpreispflichtiger „Olive“-Lackierung – das ist wirklich eine extrem seltene Rarität. Dies erkannten wir bereits, als wir die frisch lackierte Rohkarosse des Autos vor vielen Monaten im Rahmen eines Besuchs in den Werkstätten von Spurtreu Classics erspähten. Schon damals stellten wir ad hoc den Plan auf, dieses Auto nach seiner Fertigstellung in WOB Klassik präsentieren zu wollen. Voilà, es ist soweit!
Alle Seltenheitsmerkmale vereint
Der 1967 eingeführte 911S war gegenüber seinen Standard-Brüdern nicht nur stärker motorisiert, sondern brachte auch einige weitere Eigenheiten und Upgrades mit: Optisch setzt es sich so beispielsweise durch seinen kleinen Frontspoiler und dickere Zierleisten ab. Der dank Bosch-Saugrohreinspritzung samt doppelreihiger 6-Stempel-Einspritzpumpe werksseitig mit 190 PS angegebene 2,4-Liter-Sechszylinder-Boxermotor kam mit dem 1972er Modelljahr an Bord, vorher hatte die Leistung des 911S zunächst 160 PS (1967-1969) aus 2,0 und 180 PS (1970-1971) aus 2,2 Litern Hubraum betragen. Apropos 1972: Nur in diesem Modelljahr wurde das Ur-Modell des Porsche 911 mit der für es namensgebenden Ölklappe hinter der Fahrertür angeboten. Diese im Kern zugunsten einer optimierten Gewichtsverteilung eingeführte und zudem gegenüber der bis dahin im Motorraum befindlichen Öleinfüllöffnung deutlich praktischere Lösung erwies sich in der Praxis als problematisch: Zu viele unwissende Porsche-Besitzer verwechselten die Öleinfüllöffnung mit dem Tankstutzen – zahlreiche Motorschäden waren die Folge. Das Ergebnis: Schon zum Modelljahr 1973 wanderte die Öleinfüllöffnung wieder zurück in den Motorraum – und bliebt dort.
Darüber hinaus verfügt der hier präsentierte Targa über diverse individuelle Sonderausstattungen, die über das 911S-Niveau hinausgingen. Dazu zählen beispielsweise die Recaro-Sportsitze in Cord, der rechte Außenspiegel sowie der umlaufenden Chrom-Zierrat. Um es auf den Punkt zu bringen: Der hier abgebildete 911 vereint praktisch alle Seltenheitsmerkmale, die man in der ersten Modellgeneration finden kann.
Vor unseren Augen stand beim Besuch von Spurtreu Classics ein 50 Jahre altes Auto im Neuwagenzustand. Nein – besser! Denn der Ölklappen-Targa, welcher in seinem jetzigen, von einem unabhängigen Sachverständigen mit der Note 1 beurteilten Zustand zweifellos den Wert eines Einfamilienhauses hat, wurde im Zuge der Vollrestaurierung gegenüber dem Werks-Neuzustand an einigen neuralgischen Punkten verbessert. So passte Spurtreu Classics beispielsweise die Türen bündiger ein, als es in den 1970er Jahren üblich war. Weiters wurde der Unterboden komplett durchlackiert – auch das wurde in den 70s so nicht gemacht.
Die Basis: Kalifornien-Heimkehrer in „Ersatzteillager“-Zustand
Dabei hatte Spurtreu Classics das „Auto“ ursprünglich in einem Zustand übernommen, der diese Bezeichnung gar nicht verdient: Vielmehr war der Porsche größtenteils zerlegt und eigentlich eher ein Ersatzteillager als ein Fahrzeug. Entscheidend aber: Die Substanz des Targas war gut! Das Auto hatte sein bisheriges Leben unter der Sonne Kaliforniens zugebracht und dementsprechend kaum Rost. Dazu verfügte das Fahrzeug komplett über „Matching Numbers“ und die Antriebstechnik machte ebenfalls einen guten Eindruck.
Das Spurtreu Classics-Team legte also los. Nachdem das Fahrzeug bis auf die letzte Schraube zerlegt worden war, begannen die Arbeiten an der Karosserie: Deren Entlackung erfolgte größtenteils via des Wasserstrahl-Verfahrens, andere Teile gingen ins Tauchbad. Nachdem der Wash Primer aufgetragen war, gingen die Karosseriebauer von Spurtreu Classics ans Werk: Sie tilgten alle Spuren des bisherigen Autolebens von Hülle und Unterboden des Porsches, versetzten die Blech- und Anbauteile in ihren Neuzustand. Unter anderem wurde so auch der aus Edelstahl gefertigte Targa-Bügel in gebürsteter Optik mit großer Expertise fachkundig in seinen Originalzustand versetzt.
Lackierung von R. + I. Marschel
Die anschließende Neulackierung im seltenen Original-Farbton Olive erfolgte in Kooperation mit den renommierten Spezialisten der Autolackiererei R. + I. Marschel aus Enger, und wurde selbstverständlich unter Konsultation der Porsche-Schwarzpläne exakt dem Werkszustand entsprechend durchgeführt – vom bereits erwähnten „Upgrade“ der Unterboden-Lackierung einmal abgesehen.
Zurück in den Spurtreu Classics-Werkstätten erhielt der 911 S einen komplett neuen Kabelbaum sowie eine neue Dämmung, welche zuvor eigens nach Maß angefertigt worden war.
Parallel wurden die Achsen und Aufhängungen des Sportwagens aufwändig revidiert und re-montiert, sodass der Ur-Elfer wieder auf seinen – ebenfalls restaurierten – eigenen Rädern rollen konnte.
Antriebs-Revision von Rugen Motoren
Bereits bereit stand in diesem Moment das erneuerte Boxer-Herz: Der Antrieb wurde nicht bei Spurtreu Classics revidiert, sondern für die meisterliche Restaurierung von Motor und Getriebe zeichnete niemand geringeres als Manfred Rugen verantwortlich, der den Sechszylinder optisch und technisch im absoluten Originalzustand neu aufbaute.
Innenraum mit optimierter Sitzposition
Die Renovierung der Innenausstattung legte Spurtreu Classics in die Hände der erfahrenen Autosattlerei Jach, welche nicht nur die Sitzmöbel im Originaldesign aufwändig aufarbeiteten, sondern auch das Armaturenbrett, die Tür- und Seitenverkleidungen, den Dachhimmel, die Teppiche etc. praktisch komplett neu anfertigten. In diesem Zug übrigens wurde eine weitere Änderung gegenüber dem Serienstand umgesetzt: eine Optimierung der Sitzposition. Denn schon im Kindesalter lernt man, dass die Menschen früher kleiner waren. Während die Kids dies allerdings zumeist auf die Rittersleut des Mittelalters beziehen, verdeutlicht ein Blick in den Innenraum eines Ur-Elfers, dass das Körperlängen-Wachstum der Menschen auch im Hinblick auf die letzten 50 Jahren durchaus erheblich sein kann. Denn große Menschen haben praktisch keine Chance, in der ersten 911-Generation eine bequeme Sitzposition zu finden. Da Sebastian Plümers – selbst 2,11 Meter groß – um diese Problematik weiß, ersann Spurtreu Classics in Kooperation mit der Autosattlerei Jach eine Reihen von Optimierungen, sodass heute auch große Menschen perfekt im Elfer sitzen können. So lässt sich der Fahrersitz auf seiner Klappkonsole weiter zurückschieben, seine Kopfstütze weiter herausziehen und das Lenkrad wurde entsprechend weiter an den Piloten herangerückt. Ferner kam eine Headunit in klassischer Optik, allerdings mit moderner Connectivity an Bord.
Roll-Out und Abstimmungsfahrten
Nach Abschluss aller Restaurierungsarbeiten folgte der große Moment: der erste Motorstart des neu aufbauten Porsches. Und der historische Sportwagen lief auf Anhieb mustergültig – ohne Zicken, Undichtigkeiten oder ähnliches Ungemach. Nach Prüfung aller Systeme erfolgte die Einstellung des Fahrwerks samt Justage der Drehstäbe und Radlasten. Anschließend vollzog Spurtreu Classics einen recht aufwändigen Roll-Out des Autos in dessen Rahmen Prüf- und Abstimmungsfahrten erfolgten, um das ordnungsgemäße Verhalten des Autos auch im warmen Zustand zu überprüfen.
Noch detailliertere Informationen über die Vollrestaurierung des Porsche 911 S Targa gibt es im Web-Blog von Spurtreu Classics auf der Homepage unter www.spurtreu-classics.de.