VW Scirocco II von Rieger Tuning – Open Air-GTO!
Modetrends sind bekanntlich nicht nur endlich, sondern kehren sehr häufig auch – nach einer angemessenen Zeit der Abstandnahme – wieder. Und so ist auch die in der Tuning-Szene seit einigen Jahren „neu“ aufgekommene Widebody-Welle natürlich keine neue Erfindung: Bereits in den 1980er Jahren waren Breitbauten in der Tuning-Community absolut angesagt – begleitet von Röhrenjeans, Goldkettchen und Fönfrisur. Doch während die letzteren drei uns gerne gestohlen bleiben dürfen, sind die Spoiler-Stars vergangener Tage bis heute zu gut gehüteten Youngtimern avanciert.
Einer, der damals sein Ohr am Puls der Zeit hatte, war Anton Rieger aus dem niederbayerischen Eggenfelden: In der heimischen Garage tüftelte der „Rieger-Toni“ schon vor mehr als 30 Jahren an ersten Breitbauten, die unter der Bezeichnung „GTO“ vermarktet wurden und noch heute Kultstatus besitzen. Während Toni Rieger, der damit als einer der Gründerväter der deutschen Tuning-Industrie gilt, sein Unternehmen im Lauf der Jahrzehnte zu einem Global Player ausbaute, schlummern seine Projektfahrzeuge von damals weiterhin in den warmen und trockenen Rieger Tuning-Hallen in Eggenfelden. Eines seiner „Schätzchen“ hat Toni Rieger für uns ans Tageslicht gerollt.
Aufbau 1990-1992, Erstzulassung 1997
Ein genaues Baujahr des hier abgebildeten Scirocco II-Cabriolets mit GTO-Breitbau anzugeben, fällt schwer. Denn der zwischen 1990 und 1992 realisierte Aufbau des Fahrzeugs basierte auf einer Rohkarosse, welche Toni Rieger als Schnäppchen aus der Hand eines ehemaligen VW-Mitarbeiters erwerben konnte. Für den Bodengruppe, die Achsen, den Motor und den Antriebsstrang sowie das Interieur etc. hingegen diente ein Unfallfahrzeug mit signifikantem Heckschaden als Teilespender.
Nach der Fertigstellung des Sciroccos übrigens wanderte der Wagen sogleich in die Sammlung, sodass er erst 1997 erstmals offiziell zugelassen wurde.
Rieger GTO-Breitbau trifft Hornstein-Cabriolet-Umbau
Auf den ersten Blick fällt selbstverständlich die gewaltigen Breite des Wolfsburgers ins Auge: die mächtigen GFK-Muskeln des GTO-Kits bescheren dem werksseitig eher schlanken Volkssportler den Auftritt eines breitschultrigen Bodybuilders. Mit zum Bausatz gehören neben den Stoßstangen und Bug und Heck, den vorderen Kotflügeln, Türaufsätzen und den hinteren Seitenwandverbreiterungen auch Seitenschweller sowie ein Heckflügel. Die in die Frontschürze integrierten Nebelscheinwerfer und Blinker stammen ebenso vom Nachfolgemodell Corrado wie die Hauptscheinwerfer rechts und links des emblemlosen Rieger Tuning-Kühlergrills. Erst auf den zweiten Blick fällt angesichts der Dominanz des Breitbaus auf, dass dieses Auto noch eine zweite „Besonderheit“ zu bieten hat. Denn: Ein Scirocco II Cabriolet hat es als Serienfertigung bekanntlich nie gegeben. Es handelt sich vielmehr um einen nachträglichen Umbau der Karosseriebau-Spezialisten von Hornstein Autostyling – den letzten seiner Art, bevor dieses Unternehmen seine Pforten schloss.
Breiter Kult: BBS RS-Dreiteiler
Dass die „dicken Backen“ des nach einem heißen Wüstenwund benannten Sciroccos nach adäquater Bestückung verlangen, liegt auf der Hand. Denn die werksseitigen Rad/Reifen-Kombinationen wären in den Tiefen der Radhäuser glattweg verloren gegangen. Toni Rieger wählte seinerzeit Räder, die heute zu den absoluten Evergreens der Tuning-Szene zählen: BBS RS-Dreiteiler der Dimensionen 8×15 und 11×15 Zoll, welche mit Yokohama AVS-Walzen in 205/50R15 und 285/40R15 umspannt wurden. Sehr „historisch“ mutet anno 2018 auch die Herstellerbezeichnung der mit Eibach-Federn kombinierten Stoßdämpfer an: Sie tragen den Fichtel & Sachs-Schriftzug.
Den aus dem Unfall-Scirocco GTX 16V in das Cabriolet transplantierten 2,0-Liter-Vierzylindermotor mit Bosch KE-Jetronic-Einspritzung und Katalysator unterzog Rieger Tuning keiner nachträglichen Leistungssteigerung, sodass das muntere PL-Triebwerk nach wie vor 129 PS an die Vorderräder schickt und 168 Nm auf die Kurbelwelle stemmt. Für eine sportlichere Soundkulisse sorgt ein Hartmann-Endschalldämpfer mit einem ovalen, polierten Endrohr.
Mäusekino im Leder-Cockpit
Mit zeitgenössischen Tuning-Modifikationen wurde Anfang der 1990er Jahre auch das Scirocco-Interieur individualisiert. Einzug hielten Recaro-Sportsitze, deren kantiges Design bestens zur „Formensprache“ des 1980er-Jahre-Cockpits passt. Apropos passen: Passend zur Grau/Grau-Lederkombination der Recaros, der Rücksitzbank und des Cabrio-Verdecks wurden auch das Armaturenbrett, die Mittelkonsole sowie die Tür- und Seitenverkleidungen in graues Leder gehüllt, während die Rückenschalen der Sportsitze in Wagenfarbe lackiert sind. Äußerst innovativ war in den 80ern auch das VW/VDO-DigiFiz-„Mäusekino“, auf welches der Blick des Scirocco-Fahrers durch ein dreispeichiges atiwe-Sportlenkrad fällt.
Technical Facts
VW Scirocco II
Aufbauzeit: 1990-1992, Erstzulassung 1997
Karosserie: Cabrio-Umbau mit Stoffverdeck von Hornstein, Rieger GTO-Breitbau-Kit (Stoßstange vorne, Kotflügel vorne, Seitenschweller, Türaufsätze, Seitenwandverbreiterungen hinten, Heckschürze, Heckflügel), Rieger-Kühlergrill ohne Emblem, VW Corrado-Scheinwerfer, VW Corrado-Nebelscheinwerfer und -Blinker in der Frontschürze, Lackierung in Weinrot metallic mit Airbrush auf der Motorhaube, Bonrath-Einarmwischer
Motor: 2,0-Liter-16V-Vierzylindermotor (PL), Hartmann-Endschalldämpfer
Fahrwerk: Fichtel & Sachs-Gewindefederbeine mit Eibach-Federn
Rad/Reifen: BBS RS-Felgen in 8×15 und 11×15 Zoll, Yokohama AVS-Bereifung in 205/50R15 und 285/40R15
Innenraum: Recaro-Sportsitze mit Rückenschalen in Wagenfarbe, Lederausstattung in Grau-Kombination, VW/VDO-DigiFiz, atiwe-Sportlenkrad
Weitere Infos von und über Rieger gibt es unter www.rieger-tuning.de