Oldschool rocks oder wie sich das Silicon-Valley irrt!

Oldschool rocks oder wie sich das Silicon-Valley irrt!

Die Zukunft liegt im Silicon Valley, dort wo Start-ups und Unicorns geschaffen werden, die unser Leben auf Jahrzehnte hinaus verändern sollen. Diese Aussage ist grundsätzlich nicht falsch, doch hat sich dessen Wahrheitsgehalt just in den letzten Jahren signifikant geändert, was jedoch bei der Mehrheit der Menschen, Fachleute, Internet-Jünger nicht angekommen ist. Täglich diskutieren wir über die sogenannte „Sharing-Economy“, in der Besitztum kein erstrebendes Gut mehr ist, da alles geteilt werden kann. Ob Carsharing-Angebote wie von der Deutschen Bahn oder BMW, Musik-Streaming-Dienste von Apple, TV-Streaming dank Netflix und Co. usw., alle diese Angebote sollen uns von Materialismus entfernen und eine noch größere Freiheit erzeugen.

Eigener Besitz sei kein erstrebendes Gut mehr, wenn man doch mit einem Klick „alles“ haben kann. Auch wenn in den letzten Jahren Milliarden in diese Start-ups, Firmen und Ideen gesteckt wurde, und viele Fachleute davon ausgehen, dass die Welt von morgen, mit der von heute rein gar nichts zu tun haben wird, die Rechnung ohne den Wirt sollten man nie machen.

Fakt ist: So einfach ist das alles nicht. Plötzlich, in einer Zeit, in der wir eigentlich mitten in einem nicht aufzuhaltenden Internet-Wandel sein sollten, kehrt Altes und Bewährtes wieder in den Mittelpunkt. Der Markt für Old-School bedruckte Bücher wächst von Jahr zu Jahr, weil der Besitz eines haptischen Buches etwas ganz anderes ist, als eine leblose Datei auf irgendeinem Rechner. Der Markt für CDs wie aber auch für Old School Vinyl-Platten wächst rasant – in den USA werden in 2019 erstmals wieder mehr Vinyl-Platten verkauft werden als CD`s – weil das Erlebnis des Auflegens einer Schallplatte oder auch das Raussuchen einer CD etwas ist, was man mit ermüdendem Klicken durch endlose Listen im iTunes-Store nicht ersetzen kann. Facebook, die Social-Media-Plattform Nummer 1 in der Welt, verliert mehr User als sie dazugewinnt, weil es am Ende doch schöner ist, Freunde in „echt“ zu treffen, als auf das Liken eines Kommentars oder Bildes zu warten. Das Internet hat sicherlich in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens vieles erleichtert, aber nicht alles was Gold ist, glänzt auch. Im Silicon-Valley, dort wo die Internet-Jünger sitzen, würde man natürlich gerne alles digital managen. Doch die Eigenarten des Menschen kann man nicht steuern oder vorhersehen. Wer hätte gedacht, dass der Vorreiter der CD, die klassische Musikkassette, plötzlich, aus heiterem Himmel ein Comeback feiert. Sinn macht dies keinen, aber das Comeback ist so stark, dass Sony, der Erfinder des Walkman (Juli 1979) plötzlich die Produktion des transportablen Kassettenrekorder wieder aufnimmt. Immerhin verkauften die Japaner über ihre Webseite von Juli 2018 bis Juli 2019 mehr als 15.000 Walkman. Jetzt kann man natürlich mit Recht sagen, den Vormarsch der digitalen Technik in unserem Alltag wird dies nicht bremsen. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Nicht alles was man dem Konsumenten andichtet, was er brauchen wird, möchte er auch gebrauchen. Und so glaube ich felsenfest, dass das Silicon-Valley unser Leben in den kommenden Jahren nicht mehr so stark beeinflussen wird, wie es z.B. Steve Jobs mit der Erfindung des iPhone geschafft hat. Vielmehr werden wir uns vermehrt auf Bewährtes, haptisch Fassbares konzentrieren, Dinge bei denen wir uns Wohl fühlen, Sachen, die uns Halt geben. Und darunter gehören echte Freunde, mit denen man live an der Bar oder zu Hause am Essentisch sitzt, oder auch ein Auto, auf das man sich freut, wenn man morgens einsteigt oder aber auch ein altes Buch, welches man der Stimmung oder der Neugierde halber einfach so aus dem Bücherregal nimmt, oder auch das Knarzen beim Abspielen einer Schallplatte, die den Charme der Musik früher ausmachte. Alles haben zu können, zu jeder Tages- und Nachtzeit, verliert schnell seinen Reiz. Denn in wirklich besitzen wir virtuell zwar alles, aber in der Realität besitzen wir faktisch nichts!

Olivier Fourcade