Lil Pimpin: Was lange währt!

VW Karmann-Ghia Typ 14 orange USA

VW Karmann-Ghia Typ 14

Mit dem Zustand von Klassikern wie etwa den beliebten VW-Luftis ist es häufiger mal eine schwierige Angelegenheit. Dies musste auch Sandi „Chica T“ Turner aus dem nördlich von Salt Lake City in Utah gelegenen Roy anhand ihres hier vorgestellten Karmann-Ghia Typ 14-Coupés schmerzlich am eigenen Leib erfahren. Beim Kauf im Sommer 2015 ging sie noch davon aus, dass ihre Neuerwerbung bis auf kleine Schönheitsfehler in Form leichten Rosts an den Schwellern in gutem Zustand sei. So war sie anfangs frohen Mutes, ein Auto ergattert zu haben, dass wenig Arbeitsaufwand und viel Spaß mit sich bringen würde. Doch es kam alles ganz anders …

Vor vielen Jahren hatte Sandi schon einmal einen Typ 14 besessen und sich in das Auto, die Marke VW sowie die zugehörige Szene verliebt. Bevor sie ihren Mann heiratete, verkaufte sie den Wagen jedoch, was sie im Nachhinein schwer bereute. So wurde für sie ein Traum wahr, der sie ein Stück weit auch in ihre Vergangenheit zurückversetzte, als sie endlich das hier gezeigte Exemplar erwarb.

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Nur kurze Freude

Etwa zwei Monate nach dem Kauf entschied sie sich, den Wagen tieferzulegen, ganz klassisch mit verschmälerter Achse und Drop Spindels vorne sowie neuen Federtellern von Arkewld an der Hinterachse. Auch zu dem Zeitpunkt schien noch alles in Ordnung zu sein, doch kurz darauf machte der Motor mit Zündungsproblemen negativ auf sich aufmerksam. Das Team von BC in Ogden wurde mit der Ursachenfindung beauftragt und kam zu dem Ergebnis, dass der Anlasser und das Schwungrad getauscht werden müssten. Da dies den Ausbau des Motors bedingte, der im späteren Verlauf bei BC übrigens auch gleich eine umfangreiche Überarbeitung samt Hubraum-Vergrößerung auf knapp 1,8 Liter bekam und mit einem neuen Freeway-Flyer-Getriebe kombiniert wurde, war dies regelrecht der schneeballartige Auslöser für eine Um- und Neuaufbauphase. Und diese war deutlich langwieriger als zunächst angenommen.

Katastrophaler Karosserie-Zustand

Wo der Motor einmal raus war, beschloss Sandi nämlich, könnte bei der Gelegenheit doch auch gleich die Karosserie eine neue Lackierung bekommen. Dafür wandte sie sich an das Team von Elite Customs, das eine Zeitrahmen von etwa sechs Monate bis Juni 2016 für die Fertigstellung anberaumte. Daraus sollte aber letztlich bei weitem nichts werden, denn nach dem die Karosserie entlackt war, offenbarte sich ihr tatsächlicher, wirklich katastrophaler Zustand. Die über die Jahre durchgeführten Instandhaltungsmaßnahmen waren alles andere als fachmännisch erfolgt und so empfahl der Elite Customs-Inhaber gar die Suche nach einer Ersatz-Karosserie. Diese wurde nach mehreren Wochen jedoch für gescheitert erklärt. Ihren neuen Ghia aufgeben, war für Sandi aber ebenfalls keine Option. Daher fasste sie mit ihrem Ehemann und sonstigen Helfern schließlich den Plan, jedes irgendwie brauchbare Metall-Einzelteil zu erwerben, das sie bekommen konnten, um die vorhandene Karosserie wieder flott machen zu lassen. So verstrich der Juni gleich zweimal und aus einem halben wurden mehr als anderthalb Jahre, bis die Arbeiten gegen Ende August 2017 endlich abgeschlossen waren und Sandi ihre Karmann-Karosse wieder zurückbekam.

Auffällige Custom-Lackierung

Das Blechkleid war nun nicht nur wieder in einem vorzeigbaren Zustand, sondern zog die Blicke zudem mit ihrem außergewöhnlichen Styling regelrecht an. Elite Customs mischte eigens für den VW und nach Sandis Geschmack einen ganz besonderen Orangeton mit Perleffekt an. Absoluter Eyecatcher ist aber zweifellos das Dach: An dessen Rand und Säulen ist der Lack mit unzähligen, glitzernden Metallflakes versehen. Zudem findet sich obenauf ein wahres Kunstwerk mit Pinstripes und Co. nach einer von Sandis Mann gezeichneten Vorlage. Es zeigt nicht nur ein lilafarbene VW-Logo mit sich anschließender Flamme, sondern ferner eine Musterung im Spitzen-Look mit rankenden Rosen sowie Totenköpfen. Am Übergang zwischen den beiden Farbbereichen auf der C-Säule sind feine Spinnennetze zu entdecken. Ein selbiges ziert auch eine Speiche von einer der BRM-Felgen in 5×15 und 6,5×15 Zoll mit 175/55er und 185/65er Bereifung. Hingucker am Heck ist die verkleinerte und nach links versetzte Aussparung für das Kennzeichen, während die seitlichen Stoßschutzleisten sowie auch der Griff der Heckklappe fein säuberlich gecleant wurden.

Das Interieur: work in progress

Mit der Innenraumgestaltung war Sandi zum Zeitpunkt unsere Fotoshootings noch nicht fertig. So trugen die Sitze und die Tür- respektive Seitenverkleidungen nach wie vor die – zweifellos schicken und bestens zum Rest des Fahrzeugs passenden – orange-braunen Bezüge, die schon der Vorbesitzer installierte. Die Sitzposition wollte Sandi jedoch nicht wirklich zusagen, so sorgte sie – ihm Rahmen der von ihr selbst durchgeführten Erneuerung der Bodenwanne – dafür, dass die Sitzkonsolen in ihrer Höhe halbiert und weiter hinten im Auto installiert wurden. Zudem verlegte sie in den Fußräumen neue braune Teppiche. Das Lenkrad samt -säule, das Armaturenbrett und diverse weitere freiliegende Metalloberflächen im Interieur sind in der Wagenfarbe lackiert. Echte Hingucker sind die Sonnenblenden aus orangefarbenem Plexiglas mit VW-Logos, der Custom-Schalthebel aus einem Revolver und der Dachhimmel aus außergewöhnlichem Plastik mit Rauten-Steppnähten. In Sachen Hifi zeigt sich der Typ 14 ebenfalls modernisiert, wenngleich es auf den ersten Blick nicht so aussieht: Das originale Blaupunkt-Radio ist aus optischen Gründen nach wie vor an seinem angestammten Platz – sogar beleuchtet, wenn das Fahrzeuglicht angeschaltet ist. Die eigentliche Headunit, ein Alpine-Bluetooth-Radio, ist unterdessen im Handschuhfach versteckt. Es steuert eine Soundanlage aus Rockford Fosgate-Komponenten an – mit vier 6,5-Zoll-Lautsprechern, einem 10-Zoll-Subwoofer in einer Custom-Box und einem Vier-Kanal-Verstärker.

Die ganze Familie involviert

Den anfänglichen Auseinander- und abschließenden Wiederzusammenbau des Karmann-Ghia führte Sandi übrigens großteils selbst durch – mit Unterstützung ihres Mannes, ihrer Tochter, des Schwiegersohns und Freunden. Und sogar die Enkelinnen waren im gesamten Prozess stark involviert. Sie waren es auch, die dem VW in Anlehnung an den „Big Pimpin“ genannten Chevrolet Impala vom Sandis Mann den Spitznamen „Lil Pimpin“ gaben und es kaum abwarten konnten, endlich gemeinsam mit Oma auf Spritztour zu gehen. So fand die erste Ausfahrt Anfang September 2018 tatsächlich statt, als noch nicht einmal die neuen Fensterscheiben in die Karosserie eingesetzt waren. Das ist wahre Leidenschaft!

Technical Facts

VW Karmann-Ghia Typ 14

Baujahr: 1965

Karosserie: komplett restauriert mit diversen neuen Blechen, Heckklappe mit schmaler Custom-Kennzeichenaussparung, Seiten-Stoßschutzleisten gecleant und Löcher geschlossen, Verglasung komplett erneuert, Lackierung in Custom-Orange mit Perleffekt, Dach mit Custom-Design inkl. orangefarbener Flakes und Pinstripes

Motor: 1.776-ccm-Vierzylinder-Boxermotor, komplett überarbeitet

Kraftübertragung: Freeway-Flyer-Getriebe

Fahrwerk: VA Tieferlegung mit einstellbarer 6 Zoll schmalerer Achse und und Drop Spindles, HA Tieferlegung mit neuen Federtellern von Airkewld

Rad/Reifen: BRM-Leichtmetallfelgen in 5×15 und 6,5×15 Zoll, orangefarbenes Spinnennetz auf einer Felge, Continental-Bereifung in 175/55R15 und 185/65R15

Bremsen: komplett erneuert mit neuen Trommeln, Hauptbremszylinder, Lagerungen etc.

Innenraum: Armaturenbrett sowie Lenkrad und alle weiteren Metalloberflächen in Wagenfarbe lackiert, Pinstripe-Spinnennetz am Armaturenbrett, Sitze tiefer montiert (Sitzkonsolen flacher gemacht) und nach hinten versetzt, Sitze und Rückbank neu bezogen in braun und Orange, Custom-Schalthebel aus einem Revolver, originales Blaupunkt-Radio als optisches Accessoire erhalten (mit Beleuchtung), Custom-Sonnenblenden aus orangefarbenem Plexiglas mit VW-Logo, neue Teppiche in Braun, Custom-Dachhimmel mit braunem Plastik mit Rauten-Steppnähten, komplett neu gedämmt

Multimedia: Alpine CDE-146BT-Radio im Handschuhfach, vier 6,5-Zoll-Rockford Fosgate-Lautsprecher, 10-Zoll-Rockford Fosgate-Subwoofer in Custom-Box, Rockford Fosgate-Vier-Kanal-Verstärker

Fotos: Eric Arnold