Konservierung eines Porsche 910/8 Bergspyder

Konserviert statt restauriert

Das Durchschnittsalter unserer PKW beträgt aktuell etwa neuneinhalb Jahre. Eine stolze Zahl, zumal dies selbstverständlich bedeutet, dass auch viele Fahrzeuge unterwegs sind, die deutlich älter sind: Schließlich sind sie es, die alle jüngeren Autos – und von denen es bekanntlich auch eine ganze Menge gibt – ausgleichen müssen, um auf diesen Durchschnittswert zu kommen. Auffällig ist, dass sich der Mittelwert seit 2010 um fast anderthalb Jahre erhöht hat: Ein Beweis dafür, dass Young- und Oldtimer bei Käufern und Besitzern hoch im Kurs stehen. Im Laufe eines langen Autolebens ist es natürlich unausweichlich, dass Alterserscheinungen auftreten. Da stellt sich – wie auch bereits beim auf den vergangenen Seiten zu lesenden Feature des Karmann-Ghias thematisiert – die Frage, wie man als Sammler damit umgehen will und sollte: diesen Zustand wertschätzen und belassen oder dem Wagen per Restauration seinen alten Glanz zurück verleihen?
Umso umfangreicher können die technischen wie optischen Abnutzungen ausfallen, wenn das betreffende Auto im intensiven Motorsport-Wettbewerb zum Einsatz kam. So wie beispielsweise der hier gezeigte Porsche 910/8 Bergspyder mit der Nummer 910 031.

 

Große Motorsport-Erfolge

Mit diesem experimentierte Porsche in den 1960ern im Bereich des Leichtbaus: Dank diverser seinerzeit im Fahrzeugbau neuartiger Materialien wie GFK (Karosserie), Aluminium (Gitterrohrrahmen), Magnesium (13-Zoll-Räder), Titan (Bremssättel) und Beryllium (Bremsscheiben) war der offene Rennwagen extrem leicht – nur 440 Kilogramm wog er am Ende seiner Entwicklungszeit. In Verbindung mit einer Leistung von satten 275 PS aus einem Zweiliter-Achtzylinder-Boxermotor resultierten herausragende Fahrleistungen und der Porsche erzielte mit Fahrer Gerhard Mitter am Steuer große Erfolge: Schon das erste Rennen in der europäischen Bergmeisterschaft 1967 konnte das Duo gewinnen und nach weiteren Siegen und guten Platzierungen stand am Ende der Gewinn des Meisterschaftstitels.

 

Für Ausstellungen aufbereitet

Nach der Saison ging der Wagen 1967 in den Ruhestand und blieb seitdem quasi unverändert. Lediglich die Betriebsstoffe wurden abgelassen und die Batterie ausgebaut. Nach 52 Jahren beschloss Porsche nun jedoch, den Bergspyder aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Und dabei stellte sich das Team des Porsche Museums ebenfalls die eingangs formulierte Frage, wie man bei der Aufbereitung vorgehen solle: Es entschied sich letztlich für einen Mittelweg zwischen den beiden Optionen „Originalzustand belassen“ und „Restaurieren“, die Konservierung. „Die Einstellung zu klassischen Fahrzeugen und zum Umgang damit hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich gewandelt. Es steht nicht mehr nur die Restaurierung und Zurückführung in den ursprünglichen Neuzustand im Vordergrund“, erklärt Achim Stejskal, der Leiter des Porsche Museums den Schritt. Vielmehr würde der klassische Aspekt der Erhaltung von Kulturgütern in das Bewusstsein der Automobilhistoriker rücken.

 

Von Expertin konserviert

Für die Durchführung der geplanten Arbeiten konnte sich Porsche die Dienste einer der auf diesem Bereich versiertesten Expertinnen sichern: Dr. Gundula Tutt ist Konservatorin und spezialisiert auf Werkstoffe und Lackierungen. Sie führte nur wenige wirkliche Restaurationsarbeiten wie das vollständige Wieder-Ankleben des teilweise abgelösten Porsche-Emblems an der Front durch, ansonsten bestand ihre Aufgabe zunächst in der Säuberung, sprich sie befreite Stück für Stück quasi jeden Zentimeter des Bergspyders, wobei wichtig war, dass die genutzten Substanzen die Materialien nicht angreifen: „Wir benutzen einen feuchten Luftstrahl und Pinsel“, erläutert Tutt. Keines der Materialien reagiere auf das Wasser, welches zudem schnell wieder verdunste. Ebenfalls großen Wert legt die Konservatorin Wert darauf, dass alle von ihr durchgeführten Arbeiten reversibel sind. Dies gilt auch für die Behandlung der mechanischen Teile mit Waffenöl und den Überzug des Lacks beziehungsweise der Karosserie mit einer Wachsschicht, um weitere Alterungen zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen.