Neuheit, Toyota GR Yaris
Während dem Toyota-Programm zwischenzeitlich die emotionalen und begeisternden Modelle quasi komplett abhanden gekommen waren, ändert sich das in der jüngeren Vergangenheit zunehmend wieder. Angefangen hat diese Entwicklung 2012 mit dem Marktstart des bis heute angebotenen GT86. Und nachdem 2019 die zugleich langersehnte und heftig umstrittene Neuauflage der Supra startete, folgt nun bereits das zweite Modell, das durch Toyotas Motorsport-Abteilung Gazoo Racing entwickelt wurde: der GR Yaris. Dieser feierte nun auf dem Tokyo Auto Salon Anfang Januar seine Premiere.
Dabei enttäuscht er die im Vorfeld durch verschiedene Teaser und Ankündigungen geschürten Erwartungen nicht: Die Topversion der Neuauflage des Kleinwagens Yaris‘, die auch als Homologationsfahrzeug für den kommenden WRC-Racer dient, gefällt gleichermaßen mit seiner brachialen Optik und einem vielversprechenden technischen Ausstattungspaket.
Bis zu 230 km/h
Unter der Haube des GR Yaris steckt ein – im Vergleich zu den übrigen Yaris‘ zwecks besserer Gewichtsverteilung nach hinten versetzter – 1,6-Liter-Turbomotor. Er besitzt etwas überraschend nur drei Zylinder, die ihm jedoch genügen, um einen Output von beeindruckenden 261 PS und 360 Nm zu generieren. Damit überflügelt der Toyota die Konkurrenzen à la Polo GTI, Fiesta ST oder auch Mini John Cooper Works spielend und bewegt sich eher auf einem Niveau, das selbst der größere Golf GTI erst vor wenige Jahren erreichte. Die Beschleunigung auf Tempo 100 ist nach nur 5,5 Sekunden erledigt und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei abgeriegelten 230 km/h.
Aufwändige technische Anpassungen
Ohnehin betrieb Gazoo Racing bei der Entwicklung vom Yaris zum GR-Modell deutlich mehr Aufwand als üblich: Das Fahrzeug erhielt einen neuen, hochvariablen Allradantrieb, für dessen Unterbringung der vordere Teil der beim Yaris genutzten Plattform mit dem hinteren Teil der Plattform der größeren Modelle Corolla und Co. vereint wurde. Im gleichen Zuge konnte eine Doppelquerlenker-Hinterachskonstruktion einziehen, während der GR Yaris an der Vorderachse eine Mac-Pherson-Aufhängung besitzt. Die Kraftübertragung übernimmt ein manuelles Sechsgang-Getriebe und für angemessene Verzögerungswerte ist eine Performance-Bremsanlage mit vorne Vier-Kolben-Sätteln auf 365-Millimeter-Scheiben und hinten Zwei-Kolben-Sätteln auf 297-Millimeter-Scheiben. Für alle Kunden, denen der Kraftzwerg in der Standard-Ausführung noch nicht sportlich genug ist, gibt es optional das Circuit Pack: Dieses beschert dem Wagen dann unter anderem eine Domstrebe und Torsen-Differentiale an Vorder- und Hinterachse.
Stämmiger Breitbau
Ebenfalls in dem Upgrade-Paket enthalten sind die an dem gezeigten Fahrzeug montierten BBS-Schmiederäder der Dimensionen 8×18 Zoll mit 225/40er Michelin-Sportbereifung. Sie leisten einen Beitrag zu dem geringen Leergewicht von nur 1.280 Kilogramm. Selbiges gilt für die Karosserie, welche ebenfalls weitreichend modifiziert ist: Schließlich ist sie drei- statt beim normalen Yaris fünftürig, die coupéhafte Dachlinie wurde um 91 Millimeter abgesenkt und diverse Komponenten bestehen aus Leichtbaumaterialien. Dies gilt für das Dach aus Kohlefaser-Polymer und die Motorhaube, Heckklappe sowie Türen aus Aluminium. Optisch tritt der GR Yaris, wie angedeutet, ausgesprochen extrovertiert und krawallig auf: Die neu gestaltete Frontschürze weist einen riesigen Lufteinlass auf, das Pendant am Heck einen angedeuteten Diffusor, flankiert von den beiden Endrohren der Abgasanlage. Hinzu kommen – vor allem an der Hinterachse – weit ausgestellte Kotflügel, welche auch die verbreiterte Spur ermöglichen. Das einzige, was dem Wagen abrundend noch fehlen würde, wäre eigentlich ein größerer Heckspoiler im WRC-Stil.
Tacho bis 280 km/h
Last but not least bekam der Innenraum des GR Yaris‘ ebenfalls eine spezifische Ausstattung mit unter anderem Alcantara-Sportsitzen, Leder-Sportlenkrad sowie zahlreichen roten Ziernähten. Seinen motorsportlichen Anspruch unterstreicht der Wagen zudem mit seinem Tacho, welcher selbstbewusst bis 280 km/h reicht. Der Marktstart für den GR Yaris, der anders als der Vorgänger GRMN auf Basis der vorherigen Yaris-Generation in nicht limitierter Auflage kommt, ist für die zweite Jahreshälfte 2020 angekündigt.
Fazit: Mit dem GR Yaris bringt Toyota innerhalb von nur etwa einem Jahr das zweite durch die Motorsport-Abteilung Gazoo Racing entwickelte Sportmodell auf den Markt. Im Gegensatz zur GR Supra, welche intensiv auf der Rennstrecke entwickelt wurde, resultiert der Yaris aus den Erfahrungen in der Rallye-Weltmeisterschaft und hat dementsprechend einen anderen Charakter. Mit seiner bulligen Breitbauoptik gehört er wohl zu den markantesten Vertretern seiner Klasse. Dafür, dass dieses Erscheinungsbild nicht nur ein leeres Versprechen ist, sorgt der 261-PS-Turbomotor in Verbindung mit Allradantrieb weiteren technischen Finessen. Wermutstropfen ist da höchstens, dass sich Toyota dieses Paket sicherlich recht gut bezahlen lassen wird …
Technical Facts
Toyota GR Yaris
Motor: Reihendreizylinder-Ottomotor, Single-Scroll-Kugellager-Turbolader, DOHC-Ventilsteuerung, Kolbenbodenkühlung mittels Multi-Öldüse, Auslassventile mit großem Durchmesser, teilbearbeiteter Einlasskanal, Doppelrohr-Abgasanlage
Hubraum: 1.618 ccm
Leistung: 192 kW / 261 PS
max. Drehmoment: 360 Nm
0-100 km/h: 5,5 Sek.
Vmax: 230 km/h (elektronisch begrenzt)
Gewicht: 1.280 kg
Kraftübertragung: Sechsgang-Handschaltgetriebe, permanenter Allradantrieb GR-FOUR, optional Torsen-Differentiale an Vorder- und Hinterachse (im Circuit Pack)
Fahrwerk: VA MacPherson-Federbeine, HA Doppelquerlenker-Aufhängung, Verstärkung unterhalb der Längsträger, optional Domstrebe (im Circuit Pack)
Rad/Reifen: exklusive BBS-Schmiederäder in 8×18 Zoll mit Michelin-Bereifung in 225/40 ZR18 (beim Circuit Pack)
Bremsen: Performance-Bremsanlage mit VA 4-Kolben-Sätteln auf 365-mm-Scheiben und HA 2-Kolben-Sätteln auf 297-mm-Scheiben