The White Wolf
Angesichts des Luxus-Geländegängers für die schönen und reichen VIPs dieser Welt, der die G-Klasse mittlerweile ist, mag ihr Ursprung manchmal glatt in Vergessenheit geraten. Doch wir erinnern uns: Ursprünglich war der kantige Offroader in erster Linie als Nutzfahrzeug entwickelt worden – als Jagdwagen, für militärische Zwecke und Co. Bei der Bundeswehr hatte die G-Klasse bei einer Ausschreibung in den 70er zwar noch den Kürzeren gezogen. Beim zweiten Versuch, war die Bewerbung jedoch erfolgreich, sodass sie ab Anfang der 90er als „Wolf“ auch bei uns zu zehntausenden den Dienst aufnahm. Heutzutage sind diese Fahrzeuge längst ausgemustert. Doch ist dies nicht gleichbedeutend mit ihrem Ende.
Vielmehr treten viele von ihnen in ein neues, zweites Leben ein – als zivil genutztes Fahrzeug von Offorad-Fans. Manche Besitzer fahren ihr Auto bis heute stilecht nahezu unverändert im Militär-Look. Andere Wolf-Exemplare in den Genuss einer umfangreichen Restaurierung, teils sogar mit Restomod-Upgrades. Auf solcherlei Umbauten spezialisiert ist beispielsweise das Team von Expedition Motor Company (EMC) aus Frenchtown in New Jersey. Bereits in früheren Mercedes Tuner-Ausgaben stellten wir Kreationen aus diesem Hause und auch der hier gezeigten G wurde hier für sein weiteres Leben frisch gemacht.
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Von Grund auf erneuert
Wie bei allen Wölfen handelt es sich auch beim hier als Basis genutzten Modell um einen 250 GD. Das die Arbeiten etwa 2.100 Stunden in Anspruch nahmen zeigt schon, wie tiefgreifend die Restaurierung bei EMC ausfällt. Zunächst wird der Wagen dabei einmal quasi komplett zerlegt und die Karosserie gestrahlt. Danach trug das Team zunächst eine Anti-Korrosions-Grundierung auf und danach eine Pulverbeschichtung in Weiß. Somit erklärt sich auch der Spitzname „The White Wolf“.
Von dieser hellen Farbgebung setzen sich jedoch maximal kontrastierend der Kühlergrill samt der neue LED-Scheinwerfer einfassenden Rahmen sowie diverse weitere Anbauteile in Schwarz ab. So beispielsweise auch der neue Ansaugschnorchel, der Benzinkanister-Halter am Heck und die Stoßstangen. Letztere kommt dabei vorne in einer besonderen EMC-Version mit Seilwinde und Frontschutzbügel zum Einsatz. Gleichfalls schwarz präsentieren sich last but not least die neuen 16-Zoll-Felgen. Sie sind mit grobstolligen BFGoodrich All-Terrain T/A K02-Reifen in 265/75R16 besohlt. Diese garantieren, dass der Wolf auch abseits befestigter Wege nicht so schnell kapitulieren muss.
Standfester Motor
Einen weiteren Beitrag dazu dürfte auch das neue EMC-Fahrwerk leisten, dass dem Wolf zugleich ein deutlich moderneres und komfortableres Fahrverhalten bescheren soll. Im übrigen verblieb der Geländegänger unterdessen prinzipiell unverändert. Dabei wurden jedoch auch sämtliche Bauteile einmal komplett zerlegt und mit neuen Innereien respektive ausgetauschten Verschleißteilen wie etwa Dichtungen wieder zusammengesetzt. Dies gilt etwa für die Achsen, das Fünfgang-Handschaltgetriebe, das Verteilergetriebe und natürlich den Motor. Bei diesem handelt es sich um den aufgrund seiner Haltbarkeit regelrecht legendären und berüchtigten 2,5-Liter-OM602-Reihenfünfzylinder mit im Wolf 92 PS und 158 Nm.
Aufgewertetes Interieur für bis zu sechs
Zu guter Letzt präsentiert sich der Innenraum natürlich ebenfalls deutlich schicker und nobler als es beim Wolf ursprünglich der Fall war. Die Türverkleidungen und Sitze sind mit beigefarbenem Kunstleder aus Vinyl bezogen. Das Armaturenbrett sowie weitere Details wie die Schalthebel und die Armlehnen an den Türen setzen sich davon in Schwarz mit braunen Ziernähten ab. Ein echter Hingucker ist zudem die auf der Mittelkonsole platzierte, aus Holz gefertigte Kombination aus Ablagefach und Cupholdern.
Trotz der kompakten Abmessungen mit kurzem Radstand bietet der Open-Air-Zweitürer Platz für bis zu sechs Insassen. Dies ist den beiden gegen Aufpreis längs zur Fahrtrichtung im Heck verbauten Klappsitzen zu verdanken, die somit quasi eine dritte Sitzreihe bilden. Überspannt werden diese durch einen schwarzen Überrollbügel. Er sorgt trotz des fehlenden Daches für die nötige Sicherheit – selbst im Falle eines Überschlags.
Natürlich ist eine solche Komplettrestaurierung durchaus nicht ganz billig: EMC bietet die Wolf-Umbauten zu Preisen ab 165.000 Dollar an.
Weitere Informationen unter:
www.expeditionmotorcompany.com
Tech Facts
Mercedes-Benz 250 GD Wolf
Motor: OM-602-Reihenfünfzylinder-Dieselmotor, komplett neu aufgebaut, Kolben sowie Dichtungen, Zahnriemen, Wasserpumpe, Kraftstoffleitungen und Co. erneuert
Hubraum: 2.497 ccm
Leistung: 68 kW / 92 PS
max. Drehmoment: 158 Nm
Kraftübertragung: Fünfgang-Handschaltgetriebe, komplett neu aufgebaut (Dichtungen sowie Kupplung und Ausrücklager erneuert), Verteilergetriebe komplett neu aufgebaut
Fahrwerk: Achsen komplett neu aufgebaut, EMC-Fahrwerk
Rad/Reifen: EMC-Felgen in 16 Zoll, Finish in Schwarz, BFGoodrich All-Terrain T/A K02-Bereifung in 265/75R16
Bremsen: VA Sättel neu aufgebaut und neue Scheiben, HA Trommelbremsen erneuert
Karosserie: komplett neu aufgebaut, EMC-Frontstoßstange mit Seilwinde sowie Schutzbügel und LED-Zusatzleuchten, Kühlergrill (mit Chrom-Stern) und Scheinwerferrahmen in Schwarz, LED-Scheinwerfer, weiße Blinker vorne mit Vergitterung, Ansaug-Schnorchel, seitliche EMC Trittstufen, LED-Rückleuchten, Benzinkanister-Halter am Heck, Pulverbeschichtung in Weiß
Innenraum: komplette Kunstleder-Ausstattung in Beige und Schwarz (mit braunen Ziernähten), Holz-Ablagefach und -Cupholder auf der Mittelkonsole, seitlich angeschlagene Zusatz-Klappsitze im Heck, schwarzer Überrollbügel