Drehzahl-Champion

Honda Civic EG4

Honda Civic EG4

Lange Zeit war es besonders die Honda-Fraktion, die in der Japan-Tuning-Community für ihre „geschmacklosen“ Spoiler- und Schürzenauswüchse, Airbrush-Lackierungen nach dem Motto „nicht schön, aber groß“ sowie röhrenden Auspuffsound in Verbindung mit schwachbrüstigen Motoren belächelt wurde. Doch dieses Bild hat sich inzwischen vollkommen gewandelt: Häufig sind es heute gerade die Honda-Jungs, die sich mit dezentem JDM-Stil in optischer Zurückhaltung üben und stattdessen mit beeindruckender Power an den Start gehen. So wie David Ottoy aus dem in der belgischen Provinz Ostflandern gelegenen Aalst mit seinem hier abgebildeten Hatchback-Civic.

Der 26-jährige Mechaniker, der vor seinem Hatchback-Projekt bereits ein Civic EJ2-Coupé und eine Nissan Silva S13 aufbaute, erwarb den einstigen EG4 aus den Händen einer Freundin, die auf ein neueres Civic-Modell umgestiegen war. Bereits damals war klar, dass David einiges an Arbeit in den 1994er Honda würde stecken müssen: Die Radläufen waren rostig, das Lackkleid mitgenommen. Doch Fachmann David setzte den Civic gekonnt instand und cleante vor der Neulackierung in strahlendem Championship White zudem die Frontschürze. Kontrastierende Eyecatcher des Exterieurs sind zweifellos der oberhalb der Heckscheibe platzierte Carbon-Spoiler im Backyard Special-Style sowie ebenfalls aus Kohlefaser-Gewebe gefertigte Motorhaube.

B18C6-Drehorgel

Dass letztere für unser Fotoshooting komplett demontiert wurde, hat freilich einen guten Grund. Denn das eigentliche Highlight von Davids Honda ist zweifellos sein Maschinendeck. In den violett auslackierten Motorraum des einst von einem recht zahmen 1,5-Liter-Motor angetriebenen Ex-EG4 nämlich zog DAS Honda-Kulttriebwerk überhaupt ein: der drehzahlgierige B18C6 aus dem Integra Type R, der seine Spitzenleistung erst bei knapp 8.000 Touren erreicht und erst bei 8.700 U/min die rote Fahne schwenkt. Vor seiner Transplantation wurde die Drehorgel zudem mit einigen populären Performance-Parts aufgerüstet. So sorgen ein Edelbrock Performer X-Ansaugkrümmer, ein

„Walpenis“-Intake sowie eine sich an einen Tegiwa-Krümmer anschließende SRS-Abgasanlage mit Spoon-Style-Endschalldämpfer für eine Spitzenleistung von rund 215 PS, die den nur rund 1.100 Kilogramm leichten Civic zu einem ernstzunehmenden Gegner für „moderne“ Kompaktklasse-Sportler macht.

Stahl statt Alu

Dies gilt umso mehr, da der kleine Japaner nach der Installation eines in Druck- und Zugstufe einstellbaren KW Variante 3-Gewindefahrwerks sowie einer Ultra Racing-Domstrebe vorn und der Kombination von Alu-Subframe und -Querlenkern aus dem Hause Blackworks Racing hinten auch überaus satt auf der Straße liegt. Ungewöhnlich Wege beschritt – pardon: befuhr – David bei der Wahl seiner Felgen: Anstelle der üblichen Alufelgen nämlich entschied sich der ambitionierte Hobby-Gamer für umgeschweißte Stahlfelgen im Endformat 8×15 Zoll. Besohlt wurden die in Wagenfarbe lackierten sowie mit roten und blauen Lug Nuts an den Achsen verschraubten Steelies mit Nankang Ultra Sport NS-II-Bereifung in 185/45R15.

SiR-Interieur

Weit weniger auffällig – wenngleich auch nicht weniger aufwändig – sind die Modifikationen des Fahrgastraums. In selbigen nämlich zog das Interieur eines japanischen Civic SiR-Modells ein, womit sich auch das SiR-Logo auf dem Fahrzeugheck begründet. Klassischen JDM-Tuning-Accessoires sind darüber hinaus auch der Broadway-Innenspiegel sowie das geschüsselte QSP-Sportlenkrad.

Power-Nachschub in Planung

Vollends zufrieden ist David mit seiner VTEC-Power allerdings noch nicht. Vielmehr liebäugelt er mit einem umfassenden Upgrade der Motor-Hardware sowie einer Aufladung mittels eines Jackson Racing-Kompressors für seinen B18C6. Man darf also gespannt sein, was sich an diesem Fahrzeug mittelfristig noch tun wird…

Tech Facts

Honda Civic EG4

Baujahr: 1994

Karosserie: Frontschürze gecleant, Carbon-Motorhaube, Backyard Special-Style-Carbon-Heckspoiler, Lackierung in Championship White

Motor: 1,8-Liter-VTEC-Vierzylindermotor (B18C6), Edelbrock Performer X-Ansaugkrümmer, „Walpenis“-Intake, Tegiwa-Krümmer, SRS-Abgasanlage, Spoon-Style-Endschalldämpfer, ca. 215 PS, Motorraum in Violett auslackiert

Kraftübertragung: Y80-5-Gang-Schaltgetriebe

Fahrwerk: KW Variante 3-Gewindefahrwerk, Ultra Racing-Domstrebe, Blackworks Racing-Alu-Subframe und -Querlenker hinten

Rad/Reifen: umgeschweißte Stahlfelgen in 8×15 Zoll, Nankang Ultra Sport NS-II-Bereifung in 185/45R15, Lug Nuts in Blau (D1 Spec) und Rot (Tegiwa)

Innenraum: Interieur vom japanischen SiR-Modell, QSP-Sportlenkrad, Broadway-Rückspiegel

Multimedia: Rockford Fosgate-Lautsprecher vorn

 

Text: Sebastian Brühl, Fotos: kevve.be