VW Rallye Golf mit stimmiger Individualisierung
Ja, es gab sowohl stärkere als auch seltenere Golf 2-Sondermodelle. Denke man beispielsweise an den 209 PS starken und nur 71 Mal in Handarbeit gebauten „Limited“. Dennoch gilt das schlicht als „Rallye Golf“ bezeichnete Homologationsmodell für den Rallye-Rennsport als der König der Golf 2-Baureihe.
Dies spiegelt sich nicht zuletzt in den Marktpreisen des zwischen 1989 und 1991 in einer Auflage von nur 5.000 Exemplaren im belgischen VW-Werk in Brüssel gebauten Rallye Golfs wider: Unter 30.000 Euro geht praktisch nichts und für besonders gut erhaltene Fahrzeuge werden sogar bis zu 60.000 Euro aufgerufen.
Dem rauhbeinigen Charme des Rallye-Golfs erlag auch Marco Wionzek aus Neuwied. Der heute 42-jährige Unternehmer erwarb seinen hier abgebildeten 1989er Rallye vor nunmehr drei Jahren. Beziehungsweise: rund drei Viertel davon. Denn das Fahrwerk, die Räder und die komplette Innenausstattung fehlten, sodass erst erhebliche Renovierungsarbeiten erfolgten, bevor sich das Fahrzeug in seinem hier dokumentierten Zustand bei unserem letztjährigen WOB Klassik Day präsentierte. Aber die Technik und die Karosserie waren soweit ok, das Auto lief – eine gute Basis also.
Optisch trat der stets dreitürige Rallye Golf schon ab Werk recht bullig auf: Deutlich verbreiterte, in Wagenfarbe lackierte Kotflügel und Seitenteile, Schwellerverbreiterungen und ein in Wagenfarbe lackierter Kühlergrill samt eckiger DE-Doppelscheinwerfer sowie ein in Spoiler oberhalb der Heckscheibe waren „serienmäßig“. Demgemäß sah Marco hier keinen großen Handlungsbedarf. Lediglich die Radlaufkanten wurden umgelegt. Auch das von einem Vorbesitzer aufgebrachte Martini-Design gefiel ihm so gut, dass er es einfach übernahm und vollständig beibehielt – eine gute Wahl. Passend zum Martini-Farbschema wurden mit komplett weißen Betten und Kreuzspeichen-Sternen sowie roter Verschraubung die BBS RS-Kultfelgen gestaltet, in deren „Zentralverschluss“-Sechskant zudem ein Porsche-Wappen prangt. Bezogen sind die 8×16- und 9×16-zölligen Mehrteiler mit Hankook-Bereifung der Dimensionen 195/40R16 und 215/35R16. Aufgehängt sind die Räder an einem KW Variante 2-Gewindefahrwerk, welches dem Rallye mit seiner justierbaren Dämpfung ein deutlich dynamisches Kurvenverhalten beschert.
Die Fotos dieses Rallye Golf-Features entstanden vor der wunderschönen Kulisse des Stöffel-Parks bei unserem letztjährigen WOB Klassik Day. Willst du dieses Jahr mit dabei sein? Dann sichere dir JETZT schnell dein Ticket für unseren großen WOB Klassik Day am 14.05.2023 auf www.tuning-couture.de
Der gegenüber seinen Großserienbrüdern zugunsten einer günstigen Rallye-Klassen-Einstufen geringfügig auf exakt 1.763 Kubikzentimeter Hubraum verkleinerte, als absolutes Charakteristikum von einem Spirallader zwangsbeatmete 1H-Vierzylinder-Motor des Rallye Golfs war bereits werksseitig kein kraftloser Geselle. Hier wurden allerdings nochmal ein paar Kohlen nachgelegt: Der G60-Lader erhielt ein kleineres Laderrad, sodass der mechanische angetriebene Verdichter nun noch ambitionierter zu Werke geht. In Kombination mit einer scharfen dbilas dynamic-Nockenwelle und einer Supersprint-Abgasanlage sowie einer anschließender Softwareanpassung stieg die Motorleistung von einst 160 auf nun 210 PS, die vom Syncro-Allradantrieb verlustarm auf den Asphalt übertragen werden.
Fahrer und Beifahrer nehmen in elektrisch verstellbaren Recaro-Teilleder-Sportsitzen Platz, die von der Sattlerei Munz aus Niederbieber ebenso frisch bezogen wurden wie die Rücksitzbank. Zusätzlich zu den roten Streifen auf Sitz- und Rückenflächen setzen rote Sicherheitsgurte aus einem Polo GTI leuchtende Farbakzente. Die originalen Türverkleidungen sind schwarz beledert. Eigenhändig fertigte Marco den neuen Alcantara-Dachhimmel samt Aussparung für das elektrische Schiebedach des Rallye Golfs an. Druch das dreispeichige VW-Sportlenkrad mit neuem Bezug blickt er auf das für den Flüssigkristall-Mäusekino des DigiFiz (Digitales FahrerInformationsZentrum) – Cockpit-Hightech der 1980er.
Technical Facts
VW Rallye Golf
Baujahr: 1989
Karosserie: Radlaufkanten umgelegt, weiß lackiert mit Martini-Design-Folierung
Motor: 1,8-Liter-Vierzylinder-Motor (1H), G60-Lader mit kleinerem Laderrad, dbilas dynamic-Nockenwelle, Supersprint-Abgasanlage, Softwareanpassung
Kraftübertragung: 5-Gang-Schaltgetriebe
Fahrwerk: KW Variante 2-Gewindefahrwerk, Domstrebe vorne
Rad/Reifen: BBS RS-Felgen in 8×16 Zoll und 9×16 Zoll, Bereifung in 195/40R16 und 215/35R16
Innenraum: elektrische Recaro-Sitze und Rückbank (neu bezogen von Sattlerei Munz / Niederbieber), Türverkleidungen original in Leder, 3-Speichen-Lenkrad neu bezogen (meinlenkrad.de), Armaturenbrett mit Digifiz-Tachoeinheit, Alcantara-Dachhimmel mit elektrischem Schiebedach (Eigenbau), rote Sicherheitsgurte vom Polo GTI, Media-Radio in der Mittelkonsole