Der etwas anderen Cobra Jet

Drag Racing: Ford Mustang Cobra Jet 1400

Während Drag Racing bei uns recht wenig verbreitet ist, kommt ihm in den USA eine sehr große Bedeutung zu. Die Beschleunigungsrennen sind extrem beliebt und so ist es kein Wunder, dass nicht nur Dodge mit dem auf den vorangegangenen Seiten vorgestellten Challenger Drag Pak zum wiederholten Male einen eigens zu diesem Zweck konzipierten Ableger seines Muscle Cars geschaffen hat. Das Äquivalent von Ford heißt Cobra Jet und dessen Historie reicht bis in die 1960er Jahre zurück. Während unter der Haube dieser Drag-Version des Mustangs bisher stets ein großvolumiger V8 hauste, geht Ford beim hier gezeigten Cobra Jet 1400 einen ganz anderen Weg.

Die Amerikaner trennten sich hier kurzerhand vom eigentlich quasi obligatorischen Achtzylinder und ersetzen diesen durch einen rein elektrischen Antrieb! „Ford hat den Motorsport immer genutzt, um Innovationen zu veranschaulichen“, sagte Dave Pericak, Global Director, Ford Icons. „Elektrische Antriebe eröffnen uns eine komplett neue Art der Performance und der vollelektrische Cobra Jet 1400 ist ein Beispiel dafür, wie man neue Technologien absolut ans Limit bringt“.

Viertelmeile in etwa acht Sekunden

Gemeinsam mit Cascadia Motion wurde eine Antriebseinheit entwickelt, die über nicht weniger als vier Motoren verfügt, die bis zu 10.000 Umdrehungen pro Minute erreichen und jeweils eine maximale Leistung von 350 kW generieren. Die Steuerung des Systems entstand in Kooperation mit AEM-EV. Als Gesamtleistung peilte Ford zunächst die – namensgebenden – 1.400 hp, sprich etwa 1.420 PS, und ein maximales Drehmoment von mehr als 1.490 Nm an. In Testfahrten wurden dann aber sogar bis zu 1.205 hp (ca. 1.522 PS) am Rad erreicht – so absolvierte der elektrische Cobra Jet die Viertelmeile laut Ford in nur 8,27 Sekunden mit einer Endgeschwindigkeit von etwa 270 km/h: Beeindruckende Werte, die Ford dazu veranlasste gemeinsam mit den Partnern MLe und Watson Engineering einen ganz neuen Ansatz zum Aufbau des Chassis‘ zu konzipieren. Trotzdem erklärte Mark Rushbrook, Global Director von Ford Performance Motorsports: „Seit der Vorstellung des Wagens, haben wir ihn stetig feingetunt und wir wissen nun, dass wir nur an der Oberfläche dessen kratzen, was wir mit so viel elektrischer Leistung in einer Drag Racing-Konfiguration erreichen könnten“.

Showduelle bei den NHRA U.S. Nationals

Dass der E-Racer schon in seinem jetzigen Zustand durchaus ebenbürtig ist mit dem klassischen Cobra Jet, dessen 5,2-Liter-V8 dank einer Kompressor-Aufladung gerüchteweise gut 1.000 PS leistet, bewies er Anfang September bei den U.S. Nationals in Indianapolis: Die beiden Mustangs absolvierten – pilotiert durch Bob Tasca III und Tony Pedregon – mehrere Showrennen: Während er beim ersten Duell noch leicht das Nachsehen hatte mit 8,826 Sekunden und 252,4 km/h Endgeschwindigkeit gegenüber Pedregon im V8-Cobra Jet (8,797 Sekunden / 254,7 km/h), ging endete das zweite genau umgekehrt: Hier stehen 8,68 Sekunden und 262,1 km/h beim elektrischen 8,86 Sekunden und 255,6 km/h beim V8-Modell gegenüber. Zwar dürften sich viele US-Car Fans wohl absolut nicht mit dem Cobra Jet 1400 anfreunden wollen und können, dennoch muss man diese beachtlichen Leistungen aber zweifellos neidlos anerkennen. Künftig will Ford gemeinsam mit der NHRA (National Hot Rod Association), unter deren Flagge auch die U.S. Nationals stattfanden, bei weiteren Events das Potenzial des E-Antriebs im Drag Racing ausloten.