Classic, Mercedes-Benz W108 280 SE 4.5
Zweifellos: Der in dieser Mercedes Tuner-Ausgabe auf den Seiten 6 bis 12 gezeigte 190 SL-Oldie ist das derzeitige Benz-Aushängeschild von Edelweiss Customs. Beim Shooting des 1950er-Jahre-Roadsters allerdings geriet uns bei Edelweiss Customs im thüringischen Schleiz noch ein weiterer historischer Mercedes vor die Linse, den wir euch keineswegs vorenthalten möchten: Der hier abgebildete W108 280 SE 4.5 darf getrost als maßgebliche Keimzelle von Edelweiss Customs gelten, war er – von ersten Schritten mit einem VW Golf einmal abgesehen – doch das erste größere Edelweiss-Projekt.
Und der Name „Edelweiss“ ist bei diesem absolut Programm: Eine weiße Karosseriefarbe stand ganz oben im Lastenheft, als sich Robert Redlich, der heutige Inhaber von Edelweiss Customs, zu Beginn der 2010er-Jahre auf die Suche nach einem W108 machte. Zwei solche Fünfmeter-Limousinen erwarb er zunächst nacheinander im näheren Umkreis, um dann – nachdem beide Fahrzeuge sich als optisch geschminkte Blender erwiesen – festzustellen, dass offensichtlich kein auf dem europäischen Markt zu findendes Exemplar seine Ansprüche an den Erhaltungszustand würde befriedigen können, der einer Komplettrestaurierungen zugrunde liegen sollte. Im dritten Anlauf ging Robert im Jahr 2014 also in den USA auf die Suche nach einem passenden Fahrzeug – und fand den hier abgebildeten 280 SE 4.5 aus dem letzten W108-Baujahr 1972 in den Hollywood Hills oberhalb von Los Angels im US-Bundesstaat Kalifornien.
Gute Substanz, verwitterte Optik
Optisch war der 108er beim Kaum zunächst einmal „nicht so geil“, berichtet Robert Redlich: Der Lack war von der Sonne Kaliforniens recht mitgenommen. Die darunterliegende Substanz allerdings erfreute sich solider Gesundheit, Rost war praktisch keiner zu finden, und auch die Technik erschien angesichts einer Laufleistung von weniger als 100.000 Kilometern innerhalb von mehr als 40 Jahren gerade einmal „gut eingefahren“. Ergo wurde der Mercedes über den großen Teich geholt und hier fit für die nächsten Jahrzehnte gemacht. Wie später auch beim 190 SL folgte Robert schon damals dem späteren Edelweiss Customs-Credo „den Schätzen aus längst vergangenen Tagen neues Leben einzuhauchen und sie mit dem notwendigen Feingefühl individuell zu interpretieren“.
Die Karosserie blieb bis zum heutigen Tage ungeschweißt, erhielt lediglich eine frische Dusche im Originalfarbton Pastellweiß (131) sowie erneuerte Zierleisten und Chromteile, da selbige über die Jahre ziemlich ermattet waren. Erhalten blieben dem Benz auch die ihn als „Amerikaner“ ausweisenden, länderspezifischen Merkmale, wie beispielsweise die Seitenmarkierungsleuchten und die Hörnerstoßstangen – letztere inklusive der leichten von einem fast 50-jährigen Autoleben zeugenden Dellen. Neu an Bord kamen als individualisierende Akzente gelbe Frankreich-Scheinwerfer und ein schwarzer Kühlergrill hinter den charakteristischen Chromleisten. Übrigens: Die US-amerikanischen Kennzeichen, welcher der Benz zu Showzwecken und bei Fotoshootings trägt, weisen nicht nur auf sein erstes Leben in den Staaten hin, sondern sind sogar Originale aus dieser Zeit, die beim Import ebenso mit nach Europa kamen wie die Fahrzeugmappe inklusive aller Serviceunterlagen und das vollständige Bordwerkzeug – alles im Vorzeigezustand original vorhanden.
Solide Technik mit matching numbers
Dass das Fahrzeug komplett über „Matching Numbers“ verfügt, ist an dieser Stelle kaum mehr eine Erwähnung wert. Edelweiss Customs gönnte dem knapp 200 PS starken 4,5-Liter-V8-Aggregat des – von seiner Langversion SEL einmal abgesehen – Topmodells der W108-Baureihe einen großen Service. Das wars. Größere Erhaltungsreparaturen am Antriebsstrang waren bislang nicht notwendig.
Airride und Custom-Dreiteiler
Augenfällig ist hingegen, dass sich an der Fahrwerkstechnik etwas tat: Ein aus Classic Constructions-Luftfederbeinen und einer AccuAir-Lufterzeugung (Tank, Kompressoren, 4-Ventil-Steuerung, e-Level-Management) zusammengestelltes Airride erlaubt mächtige Tieferlegungen, die den historischen Benz auf Knopfdruck tief in die Knie gehen lassen – ohne irgendwelche Karosserierarbeiten by the way.
Bestens zur Geltung kommen dann die 17-zölligen-Custom-Felgen, welche die auf solcherlei Aufgaben spezialisierten Techniker von 2Polished aus Belgien auf Basis einst 14-zölliger Lemmerz-Stahlfelgen anfertigten. Bespannt sind die nun dreiteiligen Räder mit Bereifung der Größenkombination 195/40R17 vorne und 205/45R17 hinten.
Ähnlich wie beim Exterieur ging Edelweiss Customs auch innen vor: Hier wurden das von der Sonneneinstrahlung ausgedörrte Armaturenbrett sowie diverse Holzleisten ausgetauscht. Der Rest der Innenausstattung samt des Teppichs hingegen sind original erhalten. Und, ganz wichtig: Das einst schwarze Lenkrad wurde durch ein weißes Exemplar ersetzt. Warum? Weil Robert Redlichs Bild von einem „edelweißen“ W108 es so vorsah. Einen besseren Grund können wir uns nicht vorstellen.
Technical Facts
Mercedes-Benz W108 280 SE 4.5
Baujahr: 1972
Karosserie: komplett ungeschweißt, gelbe Scheinwerfer aus Frankreich, Kühlergrill schwarz, Neulackierung in Pastellweiß (131), neue Zierleisten etc.
Motor: 4,5-Liter-V8-Motor (M 117), 198 PS
Fahrwerk: Luftfahrwerk, Classic Constructions-Luftfederbeine aus den USA, AccuAir-Lufterzeugung (Tank, Kompressor, 4-Ventil-Steuerung)
Rad/Reifen: dreiteilige 17-Zoll-Custom-Felgen von 2Polished auf Basis von 14-Zoll-Lemmerz-Stahlfelgen, Bereifung in 195/40R17 und 205/45R17
Innenraum: weißes Lenkrad nachgerüstet
Weitere Informationen gibt es direkt bei:
Fa. Edelweiss Customs, Robert Redlich
Plauensche Str. 120
07907 Schleiz
Tel.: 0172 / 7140332
E-Mail: info@edelweisscustoms.com