F81 M3 Touring – das Original
Der BMW M3 ist zweifellos eines der beliebtesten, leistungsstarken Sportmodelle der Mittelklasse. Dabei kann er sogar als einer der Mitbegründer dieser beliebten Gattung zählen, kam die erste Generation auf Basis des E30 doch schon 1986 auf den Markt. Sie begeisterte wie alle ihre Nachfolger bis heute mit einem kraftvollen Triebwerk und einer hervorragenden Fahrdynamik. Was einige Fans jedoch ganz offensichtlich stört, ist dass es den M3 (mit Ausnahme eines Prototypen auf E46-Basis, der ein Einzelstück blieb) anders als die Hauptkonkurrenten in Form des Audi RS 4 und der AMG-C-Klassen nie in der Kombi-Version gab. Doch das hält so manchen Fahrer nicht davon ab, dennoch im M3 Touring unterwegs zu sein.
Denn schließlich – und das sagen wir an dieser Stelle keineswegs zum ersten Mal – werden im Tuning-Bereich mit dem rechten Willen und der entsprechenden technischen Expertise regelmäßig automobile Träume Realität, die ab Werk eigentlich nie angeboten wurden. Eine der detailverliebtesten sowie originalgetreusten und damit besten Umsetzungen eines M3 im Touring-Gewand, welche die Szene zu bieten hat, ist sicherlich das auf diesen Seiten gezeigte Exemplar. Der „F81“ befindet sich im Besitz von Nick Pritchard aus Sutton Coldfield, gelegen im Herzen Englands, keine 15 Kilometer nordöstlich von Birmingham. Uns fuhr der Engländer mit seinem Schätzchen nach dem Bimmerfest ’19 in den Niederlanden vor die Linse, wo der Wagen am CSF-Stand in den Brabanthallen in ’s-Hertogenbosch ausgestellt war. Tatsächlich ist dieser Wagen übrigens nicht der erste M3 Touring, den Nick besaß, vorher war er bereits einen gleichfalls perfekt umgebauten „E91“ M3 gefahren, der letztlich jedoch leider einem fremdverschuldeten Unfall zum Opfer fiel.
Komplette Technik-Transplantation
Schnell war klar, dass ein adäquater Ersatz her musste und so ging Nick mit Hilfe verschiedener Partner-Unternehmen das Projekt F82 M3 an – übrigens als erster überhaupt: Mittlerweile gibt es zwar noch mehrere weitere M3 Touring dieser Modellgeneration, aber sie entstanden allesamt nach Nicks Fahrzeug, teilweise unter Einbezug seiner Tipps und Erfahrungen. Für den Umbau organisierte der Engländer neben dem als Basis genutzten F31 Touring eine verunfallte M3 Limousine als Organspender. So wurde konsequent quasi die gesamte Technik in den Kombi transferiert: Dies gilt für das mit KW-Federn für eine Tieferlegung verfeinerte Fahrwerk, das das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe mit optimierter GTS-Software, das Differential, sowie die Bremsanlage und natürlich den S55-Biturbo-Reihensechszylinder. Letzterer erhielt ergänzend noch einige Anpassungen, die für eine satte Leistungssteigerung sorgten: Eventuri-Ansaugungen, ein CSF-Ladeluftkühler und eine Evolve Automotive Stage 2-Softwareoptimierung und die sich über eine Downpipe ohne Katalysator anschließende M Performance-Titan-Abgasanlage ermöglichen eine Power von 527 PS und bulligen 704 Nm.
Gekonnt erweiterter OEM-Look
Nicht minder perfekt und aufwändig umgesetzt präsentiert sich die Realisierung der M3-Optik der Karosserie – umgesetzt komplett mit Originalteilen. Während der Umbau der Front mit Hilfe einer Frontschürze und Kotflügeln noch verhältnismäßig einfach gewesen sein dürfte, stellte die eigentliche Herausforderung die Anpassung des Hecks, insbesondere der hinteren Kotflügel, dar. Hier wurde die richtige Breite durch Zerschneiden der Originalteile und einfügen der bauchigen Pendants einer Limousine ersetzt. Doch Nick wollte über das Standard-Erscheinungsbild des M3 hinausgehen: So war sein Touring bis vor Kurzem der einzige, der die Motorhaube des limitierten M3 CS trägt. Zudem weist die Front adaptive LED-Scheinwerfer vom CS, schwarze Nieren, an der Front einen M Performance-Splitter sowie weitere Carbon-Applikationen an den Lufteinlässen und RKP-Carbon-Seitenschweller-Schwerter auf. Am Heck mündet nicht nur die Abgasanlage in vier mit Carbon ummantelten Endrohren, darüber hinaus verfeinert ein Carbon-Diffusor die für den Touring angepasste Schürze. Der Heckscheibenwischer entfiel unterdessen ersatzlos. Eine weitere Reminiszenz an den CS ist die Lackierung, denn Nick entschied sich für das ausschließlich für dieses Sondermodell angebotene tiefdunkle San Marino Blau. Gleichfalls keine OEM-Komponenten, sondern aus dem Aftermarket-Bereich sind die Felgen: Es handelt sich um schwarze 6Sixty Design Crypto-Schmiedefelgen mit dynamisch direktional verdrehtem Design. Sie verfügen über die Dimensionen 9×20 und 10×20 Zoll mit 265/30er und 285/30er Bereifungen und sitzen dank der vorne wie hinten verwendeten Distanzscheiben perfekt platziert unter den Kotflügeln.
Reichlich Carbon im Cockpit
Selbstverständlich fällt die Qualität des Innenraums nicht hinter jene der übrigen Umbauten zurück: So bekam Nicks BMW die komplette Innenausstattung aus einem F80 inklusive der Sitze, wobei sich diese sowie Teile des Armaturenbretts und der Türverkleidungen durch eine Merino-Lederbezug in Sakhir Orange auszeichnen, welcher mit schwarzem Leder kombiniert ist. Der Krank des M Performance-Sportlenkrads samt Display und Schaltanzeige ist unterdessen ebenso mit Alcantara bezogen wie die Mittelarmlehne. Darüber hinaus bewirken Schaltpaddel und diverse M Performance-Zierteile aus Carbon für einen sportlicheren und hochwertigeren Look im Interieur. Die Pedalerie samt Custom-Fußstütze bezog Nick von Pedal Haus. Und last but not least ins in einem solchen Hochleistungs-BMW ein Datendisplay aus dem Hause Awron fast schon Pflicht, sodass auch Nick nicht darauf verzichten wollte. Für einen hervorragenden Musikgenuss – abgesehen von dem kernigen Motorensound – sorgt unterdessen die Harman Kardon-Audioanlage und das Infotainment-System bekam ein Upgrade auf das BMW NBT Evo ID6-Interface, sodass es nun Apple CarPlay-fähig ist. Für das Jahr 2020 hat Nick übrigens schon noch weitere Anpassungsideen im Kopf, denk beispielsweise über ein Carbondach und Upgrades für Bremsen und Fahrwerk nach …
Technical Facts
Fahrzeugtyp: BMW „F81“ M3 Touring
Baujahr: 2016
Karosserie: kompletter Umbau auf M3-Look mit Originalteilen (Frontschürze, verbreiterte Kotflügel, angepasste Heckschürze etc.), Motorhaube vom M4 CS, M Performance-Frontsplitter, RKP-Carbon-Seiteschweller-Ansätze, Carbon-Heckdiffusor, adaptive LED-Scheinwerfer vom M4 CS, Heckscheibenwischer entfernt, Neulackierung in San Marino Blau
Motor: 3,0-Liter-S55B30-Reihensechszylinder-Ottomotor mit Biturbo-Aufladung (vom F80 M3), Eventuri-Carbon-Luftansaugungen, CSF-Ladeluftkühler, Evolve Automotive-Downpipes ohne Katalysator, Evolve Automotove Stage 2-Softwareoptimierung, M Performance-Titan-Abgasanlage samt Endrohren mit Carbon-Ummantelung, M Performance-Carbon Motorabdeckung, 527 PS / 704 Nm
Kraftübertragung: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Differential vom F80 M3, optimierte GTS-Getriebesoftware
Fahrwerk: Umbau auf Fahrwerk vom F80 M3, höhenverstellbare KW-Federn
Rad/Reifen: 6Sixty Design Crypto-Schmiedefelgen in 9×20 und 10×20 Zoll mit Michelin Pilot Super Sport-Bereifung in 265/30ZR20 und 285/30ZR20, Distanzscheiben (VA 12 mm, HA 15 mm)
Bremsen: Anlage vom F80 M3 mit VA 4-Kolben-Sätteln und HA 2-Kolben-Sätteln
Innenraum: erweiterte Merino-Lederinnenausstattung vom F80 M3 in Sakhir Orange (samt Leder-Armaturenbrett und Türverkleidungen), M Performance-Alcantara-Sportlenkrad mit Display und Schaltanzeige, Carbon-Schaltpaddel, digitales Awron-Zusatzdisplay, diverse M Performance-Carbon-Interieur-Zierteile, M Performance Alcantara/Carbon-Mittelarmlehne, Pedal Haus-Pedalerie mit Custom-Fußstütze
Multimedia: Harman Kardon-Audioanlage, Upgrade fürs Infotainmentsystem auf BMW NBT Evo ID6-Interface mit Apple CarPlay
Dank an: SMV Bodyshop (Dudley) für die Karosserie- und Lackierarbeiten, Shaun Tye für den kompletten OEM-Umbau und die zugehörigen Anpassungen, Jason Russel von BM Coding für die Anpassung der Elektronik und der Codierungen, Evolve Automotive, Eventuri, 6Sixty, CSF und IND fürs Sponsoring und die Carbon-Upgrades
