VW Käfer Cabriolet
Dave „Pip“ Pipoly ist ein absoluter Star der amerikanischen Lufti-Szene. Und das nicht nur, weil er eines der Zugpferde im Club „Der Blitzkrieg Käfers“ (DBK) aus Kalifornien ist. Er zeichnete über die letzten Jahre hinweg für zahlreiche vielbeachtete Umbauten verantwortlich. Diese baut Pip üblicherweise in seiner Werkstatt „The Compoud“, die er mit seinem Freund Mike Davis betreibt. Allen seinen Kreationen ist ein typischer „Pip-Look“ gemein: Dieser vereint einen bedrohlich wirkenden Style mit perfekter Stance samt kompromissloser Tieferlegung sowie zumeist sehr viel Leistung. Zudem schlagen die Wagen oft hohe Wellen, da Pip und Mike als Basis oftmals seltene Modelle wählen, etwa VWs als den frühen 50ern.
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So auf den ersten Blick auch beim hier gezeigten Exemplar geschehen. Doch bevor jetzt die Schreie der Entrüstung laut werden: Das Cabriolet ist kein echter 1952er VW, sondern ein gekonnt nachträglich auf dessen Look rückgerüstetes Exemplar von 1963. Pip entdeckte das Auto bei einem Besuch des Barona Dragstrips nordöstlich von San Diego. Es hatte einen Überrollkäfig, eine gekürzte Hinterachse und einen Typ 4-Motor mit 58-Millimter-Berg-Vergasern. „Der Wagen war hässlich, aber sexy. Ich mochte, wie er auf der Straße stand“, sagt Pip. Und da am Käfig ein „Zu verkaufen“-Schild hing, wählte er kurzerhand die genannte Nummer und wurde sich mit dem vorherigen Besitzer handelseinig.
Startschluss für reichlich Arbeit
Pip war klar, dass er mit dem Cabrio eine ganze Menge Arbeit haben würde. Es war teils angerostet, die Hutablage fehlte, die Elektrik war unzureichend und das Verdeck bestand nur aus einem Gestänge. Zunächst wusste er nicht wirklich, was aus seiner Neuerwerbung werden sollte, doch dann inspirierte ihn das gerade von einem DBK-Kollegen erworbene 52er Cabrio. Er dachte sich: „Es wäre toll ein solches mit großem Turbo auf dem Heck und dicken Reifen zu sehen. Das ist es, ich baue eins!“ Da sein Cabrio aber eben ein 63er war, brauchte er einige Zeit, um die Teile zur Rückrüstung zusammenzubekommen – von Türen über ein Armaturenbrett, Stoßstangen sowie Fronthaube bin hin zum Windschutzscheiben-Rahmen Türgriffen, Scheinwerfern und einigem mehr. Die passende vordere Kotflügel kamen von Klassicfab. Und selbst dann war es mit dem reinen Zusammenbau nicht getan. Vielmehr wurde diverse Komponenten noch angepasst respektive modifiziert. Die einzigen verbliebenen Metallteile vom originalen Auto sind nun letztlich die vorderen und hinteren Seitenteile und ein paar der Verstärkungen unter der Haube. Der vorhandene Überrollkäfig wollte Pip nicht recht gefallen und so entfernte er ihn wieder.
Fertigstellung für die VW Classic 2010
Im gleichen Zuge wurden die Karosserie vom Unterbau getrennt. Dabei erwies sie sich mangels Hutablage als weniger stabil als gedacht, weswegen sie sich auch leicht verzog. Dadurch ausgebremst blieb das Projekt einige Wochen vernachlässigt. Dann war es jedoch Zeit für die 2010er Ausgabe des „VW Classic“-Events. Und Pip setzte sich in den Kopf, das Cabrio für diesen Anlass fertigzumachen. In den verbleibenden fünf Wochen setzten er und sein Freund Flakey Jake Eagleson alles daran, diese Aufgabe zu bewältigen. Da dies unzählige Stunden in der Werkstatt samt Nachtschichten bedeutete, hatten sie sich extra die Erlaubnis ihrer Ehefrauen eingeholt.
Von Grund auf neu
Die Arbeiten begannen mit der Instandsetzung des Fahrgestells, was unter anderem eine Sandstrahlung und das Einschweißen neuer Boden-Halbwannen von Wolfsburg West umfasste. Zudem erhielt der Wagen einen Umbau auf Rechtslenker und es wurde ein verrückter JCL-Schalthebel zur Bedienung des verstärkten Getriebes verbaut. Zudem nahm das Team verschiedene Maßnahmen zur Verstärkung des Chassis und auch der Karosserie vor. Russ von Old Speed verschmälerte die Frontachse um sechs Zoll. Bremsseitig erhielt der Käfer an der Vorderachse über Ebay erworbene Anlagen vom Porsche Cayenne Turbo mit 381-Millimeter-Scheiben! Diese brachte das Team dank einiger Anpassungsarbeiten tatsächlich in den 17-zöllgen Rädern unter. Apropos Räder: Pip kaufte Porsche-Replika-Felgen von CIP1. Sie maßen ursprünglich 7×17 Zoll. Für ein perfektes Fitment wurden sie jedoch umfangreich angepasst. So sind sie an der Vorderachse auf 4,5 Zoll Breite reduziert. Zwei Zoll der vorne abgeschnittenen Ringe sind am Heck wiederverwendet, denn hier sind die Felgen auf 9×17 Zoll verbreitert. Abschließend erhielten die Felgen ein Finish in Schwarz und Bereifungen der Dimensionen 165/45R17 und 255/45R17.
2,4-Liter-Boxer mit Turbo
Wie zwischenzeitlich angedeutet, ist der Motor ein wahres Highlight. Stacy von Old Speed arbeitete einen von Pips alten Rennaggregaten auf. Der 2,4-Liter-Boxer zeichnet sich durch eine 86-Millimeter-Kurbelwelle mit H-Schaft-Pleueln und 94-Millimeter-Wiseco-Kolben aus. In den Competition Eliminators-Zylinderköpfen werden 44×40-Millimeter-Ventile durch Web Cam 86C-Nockenwellen dirigiert. Die Überreste des verbrannten Renntreibstoffs gelangen durch einen Al’s Headers-Aggaskrümmer in einen großen Garrett T3/T4-Turbolader. Letzterer setzt die durch einen 48-Millimeter-Weber-Vergaser angesaugte Frischluft ordentlich unter Druck. Die Abgase entweichen nach Durchlaufen des Laders durch ein kurzes, armdickes Endrohre oder schon vorher über ein Wastegate. Die Karosserie des Käfers präsentiert sich satinschwarz – dank der Rust-Oleum-Schutzbeschichtung. Davon setzen sich verschiedene glanzschwarze Anbauteile ab. Dies gilt etwa für die Stoßstangen, Türgriffe und weitere Zierteile wie die Außenspiegel sowie im Innenraum das Lenkrad und den Handschuhfach-Deckel. Weitere Neuerungen im Interieur sind die Prä-1955-Sitze und eine Fondbank aus Prä-1955-Rückenlehnen und Custom-Sitzflächen.
Sieben Tage vor dem VW Classic-Event hatte Pip alle Teile wieder zum finalen Zusammenbau beisammen. Was dann folgte, ist klar: „Es war eine wahnsinnige Hektik, um ehrlich zu sein.“ Es wurden quasi alle helfenden Hände zusammengetrommelt, die zu finden waren. Dabei war sogar noch Zeit zur Umsetzung letzter Details wie des Mikrofaser-Dachhimmel. Er ist im Verdeck bewusst so installiert, dass das Gestänge sichtbar ist. Doch der Stress und Aufwand in den letzte Tagen hat sich einmal mehr gelohnt: Es wäre untertrieben zu sagen, dass die VW Classic-Besucher von dem Cabrio schwärmten. Der VW war einer der absoluten Stars vor Ort. Und er wird selbstverständlich nicht Pips letzter Umbau sein. Wir sind gespannt, was als nächstes aus der „The Compound“-Werkstatt rollen wird …
Technical Facts
VW Käfer Cabriolet
Baujahr: 1963
Karosserie: kompletter Umbau auf Look des 1952er Käfers, diverse benötigte Komponenten beschafft, Klassicfab-Prototyp-Plit-Style-Kotflügel vorne, verschiedene Anbauteile mit Finish in Glanzschwarz, Rust-Oleum-Schutzbeschichtung in Satinschwarz
Motor: 2.387-ccm-Vierzylinder-Boxermotor, Garrett T3/T4-Turbolader, Wastegate, 86-mm-Demello-Kurbelwelle, H-Schaft-Pleuel, 94-mm-Wiseco-Kolben, Cometition Eliminators-Zylinderköpfe, 44×40-mm-Ventile, Web Cam 86C-Nockenwellen, 1,625-Zoll-Al’s Headers-Abgaskrümmer zum Turbolader, 48-mm-Weber-Vergaser
Kraftübertragung: verstärktes Getriebe
Fahrwerk: Tieferlegung, Achsen verkürzt
Rad/Reifen: CIP1-Porsche-Replika-Felgen, von 7×17 Zoll umgebaut auf VA 4,5×17 und HA 9×17 Zoll, Finish in Glanzschwarz, Bereifung in 165/45R17 und 255/45R17
Bremsen: VA Bremsanlagen vom Porsche Cayenne Turbo mit 381-mm-Scheiben
Innenraum: Umbau auf Rechtslenker, Lenkrad und Handschuhfach-Deckel glanzschwarz lackiert, „Split Dash“-Armaturenbrett, Auto-Meter Pro-Comp-Drehzahlmesser, JCL-Schalthebel, modifizierte Frontsitze vom Prä-1955er Käfer, Rückbank mit Lehne vom Prä-1955er Käfer und Custom-Sitzfläche, Tür-/Seitenverkleidungen und Sitze dunkelgrün bezogen, Mikrofaser-Dachhimmel